41
– Bratkartoffeln mit Pfifferlingen
– Steinpilze und Pfifferlinge, die gekocht und erkal-
tet in Speck und Zwiebeln gebraten, gesalzen,
gepfeffert, mit Petersilie oder in dem etwas ange-
dickten Sud als Ragout mit gekochten Kartoffeln
serviert wurden
– Kaninchenbraten mit Möhren
– Hühnersuppe mit Möhren, Sellerie, Petersilien-
wurzeln
– Erbsensuppe mit altem mageren Knochenschinken
– Eintopf aus grünen Bohnen, gewürfelten Möhren,
Sternchen- oder Buchstabennudeln, Knochenschin-
ken
– Wrucken, einen Eintopf aus diesen weiter vorn
schon erwähnten weißen Steckrüben, Kartoffeln
und dem Geschmack von mitgekochtem Gänse-
klein
– braun gebratene Stücke vom Schweinefilet mit
braun gebratenen kleinen Pellkartoffeln und
darüber gestreuter Petersilie am Abend nach dem
Schlachten
– gebratene Grützwurst in Scheiben, an Wintertagen
nach dem Schlachten aus Buchweizengrütze,
Wurstsuppe, Kartoffeln mit viel Gewürz herge-
stellt und braun gebraten aufgetischt
– Gänseflomen aus Gänse- und Schweineschmalz
mit reichlich Majoran und anderem Gewürz
zubereitet
42
– Süßwasserfische in Aspik mit Möhren und nicht
zu großen Petersiliewurzeln
– Dicke Bohnen/Schweinebohnen oder Schwiens-
bohne mit dem Geschmack von ausgebratenem
Speck, feingeschnittenen Schalotten, Petersilie
– Kliet un Fiege, Kartoffelklöße und Feigen/
Trockenobst mit ausgebratenem durchwachsenem
Speck
– Flinsen, Kartoffelpuffer mit Zucker und Mucke-
fuck
– Grießbrei oder Milchreis mit Blaubeer-/
Kirschsuppe
– erkaltete Kartoffelklöße in Scheiben geschnitten
und in Butter braun gebraten
Schwiensbohne schmeckten am besten, wenn man
sie an schönen Sommerabenden zusammen mit
anderen Kindern aus einer großen Tasse auf der
Dorfstraße essen konnte.
Die Versorgungsnot der Nachkriegszeit und die
grundlegend gewandelten gesellschaftlichen Bedin-
gungen für Ernährung und Hauswirtschaft haben
meine Vorlieben und Abneigungen gemildert, auch
verändert. Aber die in der Kindheit ausgebildeten
Präferenzen für Essen und Trinken sind weiterhin
unauslöschlich wirksam. Den auf meiner Zunge
abgelagerten Geschmack und den in meiner Nase
haftenden Geruch dieser Speisen aus unserer Küche
43
treffe ich trotz sorgfältigen Bemühens aber selbst
dann nicht, wenn ich meine, nach Familienart ge-
kocht und gebraten zu haben. Vielleicht fehlen zu
dem erinnerten Geschmack und Genuss das ärmli-
che Ambiente unserer Küche, die Stimme und die
Bewegungen meiner Mutter und unser Plattdeutsch,
auch das einfache Besteck, mit dem wir aßen, das
Wasser aus der Pumpe oder die in der Küche aufge-
stiegene Wärme und der Geruch des Holzfeuers im
aufgemauerten Herd und das Geklapper der Eisen-
ringe, die von Mutter wieder auf die beiden Feuer-
stellen gezogen wurden, nachdem sie die Töpfe mit
dem fertigen Essen vom Herd genommen hatte.
Von unseren Berliner Verwandten habe ich die mit
ihrem Akzent vorgetragene Vorliebe für das mor-
gendliche Spiegelei in brauner Butter mit Schnitt-
lauch übernommen. Noch heute bereite ich es nach
deren Vorbild dann und wann in einer großen
Pfanne zu, in der höchstens zwei Eier gleichzeitig in
reichlich Butter gebraten werden, damit sich auch
das aufgeschlagene Eigelb gut verteilen und bräunen
kann. Zum Schluss werden die Spiegeleier – wenn
man die Pfanne schon vom Herd genommen hat –
noch kurz in der braunen Butter gewendet, danach
mit der Bratseite nach unten zu einer Schnitte Weiß-
brot oder frischem Roggenbrot serviert, mit dem
Rest der braunen Butter übergossen und zuletzt mit
Schnittlauch bestreut.
Spiegel-
eier in
brauner
Butter
44
Pultuffele un Hering to äte, haben oft die Eltern
vorgeschlagen, wenn mittags darüber gesprochen
wurde, was am Abend auf den Tisch kommen sollte.
Am Nachmittag konnten dazu vom Kolonialwaren-
händler Max Bartsch Salzheringe aus dem Fass
geholt werden, die ausgenommen, enthäutet und
zum Entsalzen noch einige Stunden gewässert
werden mussten. Es gab sie in unterschiedlichen
Größen, und sie kosteten nur ein paar Pfennige das
Stück.
Am Abend standen aber auch häufig Bratkartoffeln
und Milchsuppe mit Klimpern auf dem Tisch. Sie
wurden aus Mehl, Eiern und Milch hergestellt,
wobei die noch relativ flüssige Masse aus einem
Löffel in die kochende Milch getröpfelt wurde und
so die unterschiedlich geformten und großen Nu-
deln als unsere Klimpern entstanden. Gelegentlich
ist aber auch nur ein Brei aus Wasser und Mehl in
die Milch geklimpert worden, wie meine Schwester
sich noch erinnert: „Vielleicht, weil es schnell gehen
sollte oder was weiß ich, weshalb noch.“ Milchreis
mit Zimt, Zucker und ausgelassener Butter wurde
dagegen seltener zubereitet. Zum Abendbrot wurde
aber oft auch Rührei, unser Eierpenn, gegessen.
Ob Buttermilchskartoffeln, ein Eintopf aus gekoch-
ten Kartoffeln, Buttermilch und ausgelassenem
Speck, nur als Mittagessen serviert oder Pultuffele
un Stipp – aus gebratenem Speck und Zwiebeln
Pellkar-
toffeln
und Salz–
hering
Botter-
melks-
tuffele
Klimpern
am Abend
Dostları ilə paylaş: |