Konstantin der Große Kaiser, Mörder, Heiliger



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Konstantin der Grosse: Kaiser, Mörder, HeiliGer

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 © 



kfw GmbH

 2013


diese schlacht sollte nicht nur über das schicksal Konstantins entscheiden, sondern auch einen Meilenstein 

im rahmen eines Veränderungsprozesses darstellen, der als „Konstantinische Wende“ in die Geschichtsbü-

cher eingegangen ist. 

der archäologe Hans-Jürgen Beste erklärt, wie Konstantin über die anhöhen der saxa rubra, des „roten 

Felsens“, zog und die ihm von der stadt her entgegenziehenden truppen des Maxentius zurückschlug. 

Maxentius habe seine soldaten eigentlich angewiesen, die anhöhe der saxa rubra zu besetzen, um Kon-

stantin schon dort zu schlagen. nachdem ihnen dies nicht gelungen war, wurden die soldaten des Maxen-

tius von Konstantins Heer immer weiter in richtung tiber und in richtung der römischen stadtmauern 

gedrängt. schon hier ist möglicherweise das für den weiteren Verlauf der schlacht entscheidende Gesche-

hen anzusetzen. Wohl um seinen bedrängten truppen zur Hilfe zu kommen, verließ Maxentius seine relativ 

sichere Position hinter den stadtmauern und trat Konstantins armee entgegen. Wie auch im Film erklärt, 

hatte Maxentius dabei die Milvische Brücke schon zuvor unpassierbar gemacht, um Konstantin den Zugang 

zur Hauptstadt zu erschweren. stattdessen hatte er eine Pontonbrücke gebaut, die er für seine truppenbe-

wegungen nutzte. 

als auch die von Maxentius angeführte Verstärkung nicht den erhofften effekt erzielte und Konstantin weiter 

die oberhand behielt, musste Maxentius mit seinen truppen unter dem druck des heranrückenden Kon-

stantin fliehen. infolgedessen versuchte Maxentius wohl mit seinen leuten über die Pontonbrücke zurück 

hinter die schützenden stadtmauern zu gelangen. in dem Chaos, das im rahmen dieser panischen und un-

organisierten Flucht entstand, fiel Maxentius der Überlieferung nach in den tiber und ertrank. Konstantin 

hingegen hatte damit zunächst sein Ziel erreicht – die alleinherrschaft im Westteil des römischen reiches. 



7.3 Wer VerhAlf KoNstANtiN ZUM sieG? sol iNViCtUs oDer ChristUs? (Ab 25:55)

die Frage, wem Konstantin als seinem schutzgott das Verdienst seines erfolges zuschrieb, ist sehr schwer zu 

beantworten. War es Christus, oder hing Konstantin noch immer sol invictus an? Manfred Clauss weist dar-

auf hin, dass Konstantins schutzgott – aus dessen sicht – offensichtlich seinen dienst geleistet habe. aber, 

so Clauss weiter, dieser schutzgott sei unterschiedlich zu interpretieren gewesen, und es könne sein, dass 

Konstantin ihn in dieser neuen situation in der tat als Christus gedeutet habe. 

dem Gedanken, dass Konstantin sich im Zuge seines erfolgs an der Milvischen Brücke zum Christentum 

bekehrt habe, entgegen steht unter anderem ein archäologischer Befund: auf dem nach dem sieg Kon-

stantins vom senat errichteten triumphbogen finden sich keine spuren von Christus – von sol invictus 

hingegen schon. spricht dies gegen die these, dass Konstantin sich zum Christentum bekehrt hatte? Klaus 

Martin Girardet schlägt in diesem Kontext eine vermittelnde Position vor. Girardet zufolge war rom damals 

so sehr nicht-christlich geprägt, dass Konstantin keine schwierigkeiten und Unruhen heraufbeschwören 

wollte, die eine übermäßige Betonung seiner neuen Christlichkeit möglicherweise nach sich gezogen hätte. 

daher seine Zurückhaltung hinsichtlich einer möglichen Forderung an den senat, christliche symbole zur 

Gestaltung des triumphbogens einzusetzen.

diskussionsvorschlag: Wie überzeugend finden sie Girardets Position? diskutieren sie diese u.a. vor dem 

Hintergrund des Bauprogramms, das Konstantin in der Zeit nach seinem sieg in rom startete und das die 

dokumentation nachfolgend zum thema macht. 

 

● Provozierten Konstantins christliche Bauprojekte die römer nicht?



 

● Wie waren diese Bauten aus sicht der römischen Bevölkerung einzuschätzen? 



7.4 KoNstANtiNs bAUproGrAMM (Ab 27:57)

das o. g. Bauprogramm scheint deutlich für eine Bekehrung Konstantins zum Christentum zu sprechen; 

veranlasste er doch den Bau einer ganzen reihe von Kirchen in rom, die er zum Gedenken an die apostel 

und Märtyrer über deren Gräbern errichten ließ. auch die Vorläuferkirche des heutigen Petersdoms hat ihre 

Ursprünge in der Zeit Konstantins.



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im Zusammenhang der Betrachtung zu Konstantins Bauprogramm geht die dokumentation auch auf ein 

in  einer  römischen  nekropole  gefundenes  Bodenmosaik  ein.  dieses  vermag  den  eben  beschriebenen 

Zwiespalt, in dem man bezüglich der Frage nach der Christlichkeit Konstantins geraten kann, gut zusam-

menzufassen. ist hier Christus mit einem strahlenkranz zu sehen? oder doch sol invictus? oder etwa beide, 

wie sie ineinander verschmelzen? letzteres würde zu dem zuvor bereits beschriebenen synkretistischen 

Charakter des sonnengottes passen (s.o. exkurs zu sol invictus). 

erlitt Christus in der deutung Konstantins das gleiche schicksal wie vor ihm der sonnengott? Wurde er von 

Konstantin im sinne einer synkretistischen Mischgottheit verehrt, die aspekte von Christus und von sol in-

victus aufgenommen hatte?

Manfred Clauss argumentiert in eine ähnliche richtung, wenn er ausführt, dass Konstantin seiner Meinung 

nach nicht Christ geworden ist. Konstantin habe seinen schutzgott nun lediglich als Christus interpretiert, 

einen christlichen lebenswandel und viele andere aspekte, die zu einem genuin christlichen leben gehö-

ren, habe er hingegen nicht für sich übernommen. die stilisierung Konstantins zu einem Christen sei daher 

als eine reine historische erfindung späterer Zeiten anzusehen.

diskussionsvorschlag: auch hier könnte man den Film anhalten und sich mit der folgenden thematik näher 

beschäftigten

 

● Wie wäre Konstantins Christentum im ausgang von Manfred Clauss’ oben genannter these näher zu 



bestimmen?

 

● Welcher art von Christentum hing der Kaiser an? 



 

● Macht es überhaupt sinn, ihn in irgendeiner Weise als Christen zu begreifen?



KAp. 08: Die soGeNANNte „KoNstANtiNisChe sCheNKUNG“ (Ab 29:43)

in diesem Kapitel wird eine weitere Möglichkeit diskutiert, wie Konstantin möglicherweise doch in die nähe 

zu den Christen zu rücken ist. dazu kehrt das Filmteam nochmals nach trier zurück, um ein dokument nä-

her unter die lupe zu nehmen, das eine immense Wirkungsgeschichte entfalten sollte: die sogenannte 

„Konstantinische schenkung“. auf der suche nach dem dazu gehörigen dokument begibt sich das team in 

das trierer stadtarchiv. 

der tradition zufolge übertrug Konstantin Papst sylvester i, als dank für die Heilung vom aussatz, die Herr-

schaft über die westliche reichshälfte und den Primat über alle Bistümer des erdkreises. dieser akt der 

„Konstantinischen schenkung“, so die Überlieferung, finde sich in einem dokument festgehalten, das an-

geblich aus dem vierten Jahrhundert stamme und von Konstantin um das Jahr 315 ausgestellt worden sei. 

dass in den Quellen meist von einem Constitutum Constantini die rede ist und man daher eher von der 

„Konstantinischen  Konstitution“  reden  sollte,  hat  seinen  Hintergrund  darin,  dass  die  eigentliche  „schen-

kung“, die donatio, nur einen teil des gesamten dokuments umfasst. den anderen gleich großen teil um-

fasst ein Bekenntnis (confessio), in dem Konstantin angeblich die Heilung durch Papst sylvester beschreibt 

und das mit einem Glaubensbekenntnis Konstantins endet. 

in der dokumentation erklärt Michael embach vom stadtarchiv trier, dass die Urkunde über die „Konstanti-

nische schenkung“ im Mittelalter insofern eine zentrale rolle spielte, als sie von den Päpsten genutzt wurde, 

um ihren weltlichen Herrschaftsanspruch zu legitimieren und ihren anspruch auf das territorium des Kir-

chenstaats zu untermauern. Wie Michael embach überdies ausführt, wissen wir heute, dass die „Konstanti-

nische schenkung“ eine Fälschung ist. dass es sich bei dem wohl aus dem neunten Jahrhundert stammen-

den dokument um eine Fälschung handelt, ist dabei bereits im 15. Jahrhundert in überzeugender Weise 

gezeigt worden. in diesem Zusammenhang haben sich nikolaus von Kues in seiner schrift de concordantia 

catholica (1433) und lorenzo Valla in de falso credita et ementita Constantini donatione (1440) besonders 

hervorgetan,  wobei  Valla  mit  philologischen  Mitteln  gezeigt  hat,  dass  das  latein  der  Konstantinischen 

schenkung nicht ins vierte Jahrhundert passt. 



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