Konstantin der Große Kaiser, Mörder, Heiliger



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Konstantin der Grosse: Kaiser, Mörder, HeiliGer

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kfw GmbH

 2013


lässt dies alles allerdings den schluss zu, dass Konstantin tatsächlich schon in trier Christ war, oder hatte er 

sich nicht vielleicht damals und auch noch anschließend noch unter den schutz des sol invictus gestellt? 



KAp. 07: sChlACht AN Der MilVisCheN brüCKe / s.G. „KoNstANtiNisChe WeNDe“ (Ab 20:05)

nach der weitgehenden Konsolidierung seiner Macht im Westen zieht es Konstantin nach rom. Mit seinem 

Feldzug, den er wahrscheinlich von trier aus beginnt, hofft er, seinem Ziel der alleinherrschaft im reich ei-

nen wichtigen schritt näher zu kommen. in den Wirren des ersten Jahrzehnts des vierten Jahrhunderts 

hatten sich Konstantin und Maxentius, der ältere sohn des Maximianus Herculius, als die letzten verbliebe-

nen anwärter auf die Macht im Westen herausgestellt. Gelang es Konstantin, den in rom residierenden 

Maxentius zu besiegen, blieb er als einziger Herrscher im Westen übrig. Mit licinius, der sich die Herrschaft 

über die östliche reichshälfte zunächst mit Maximinus daia teilte – im Jahr 313 sollte licinius Maximinus 

besiegen und alleiniger Herr über den osten werden –, hatte Konstantin bereits ein Bündnis geschlossen. 

7.1 träUMe UND VisioNeN eiNes WerDeNDeN KAisers (Ab 20:35)

nachdem er im Frühjahr 312 von Gallien her die alpen überquert und eine reihe verlustreicher schlachten 

geschlagen hat, ist Konstantin im oktober desselben Jahres in der nähe roms angekommen. Ca. 30 km vor 

der Hauptstadt, am torbogen des Casale Malborghetto, kampiert sein Heer ein letztes Mal vor der entschei-

dungsschlacht gegen Maxentius. an diesem tag, so die Überlieferung, widerfährt ihm etwas, das den weite-

ren Verlauf der Geschichte in höchstem Maß beeinflussen sollte. 



exKUrs „sol iNViCtUs“ 

Anders als viele andere Götter haben die Römer Sol nicht aus dem griechischen Götterhimmel importiert, auch 

wenn der Gott in vielem dem griechischen Helios ähnelte. Schon zu republikanischer Zeit, lange vor Konstantin, 

war der Gott in Rom verehrt worden. Mit Hilfe archäologischer Untersuchungen lässt sich schon um 300 v. Chr. 

eine Sol-Kultanlage auf dem römischen Qurinalhügel festmachen, und auch im Circus Maximus gab es einen 

Tempel, in dem Sol und seine Begleiterin Luna (Mond) verehrt wurden. Religionswissenschaftlich gesehen lag 

es aus verschiedenen Gründen nahe, der Sonne göttliche Verehrung zukommen zu lassen. Zum einen erschien 

den Menschen die Sonne aufgrund ihrer Position am Himmel und dem von ihr ausgehenden Licht in besonde-

rer Weise mit Erkenntnis verbunden zu sein. Von hoch oben her sah Sol alles und brachte mit seinen Strahlen 

Licht ins Dunkel des Unwissens (diese Eigenschaften waren auch dem griechischen Helios zugeschrieben wor-

den). Überdies symbolisierte die regelmäßige Bewegung der Sonne, ihr wiederkehrendes Auf- und Niedergehen, 

die beständige kosmischen Ordnung. Das Konzept einer solchen Ordnung war auch für die Welt des Gesell-

schaftlichen und Politischen von großer Bedeutung. Ausgehend von diesen beiden Aspekten kann es nicht 

verwundern, dass die Sonne mit politischer Herrschaft assoziiert und Sol in einer besonderen Verbindung mit 

den Herrschern gesehen wurde. So begannen die römischen Kaiser bereits im ersten Jahrhundert, den allsehen-

den und Ordnung symbolisierenden Sol als ihre Schutzgottheit zu betrachten. 

Neben dem zusätzlichen Attribut der „Unbesiegbarkeit“, das im Kontext der Herrschaftlichkeit Sols nahe lag, 

nahm der Gott dabei noch weitere Charakteristika aus unterschiedlichsten Zusammenhängen religiöser Vereh-

rung auf. In der Folge wurde Sol zu einer „einzigartigen, synkretistischen Integrationsgottheit zahlreicher helle-

nistisch-römischer und orientalischer Sonnengötter aus verschiedenen geographischen und ethnischen Zu-

sammenhängen und als deus Sol invictus führender Staatsgott“ (Ansgar Paus). Als solcher spielte Sol auch für 

Konstantin eine zentrale Rolle, da er ihn in einen engen Zusammenhang mit Apollon stellte und ihn im Sinne 

einer „synkretistischen Integrationsgottheit“ zu seiner Schutzgottheit machte.

Literaturtipps und Quellen:

 

● art. „sonne“ in: religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für theologie und religi-



onswissenschaft, Bd. 7, tübingen 2004, 1439,1444.

 

● ansgar Paus: art. „sonne. i. religionsgeschichtlich“, in: lexikon für theologie und Kirche“ (= lthK), Bd. 



9, Freiburg 2000, 721-723.

 

● http://www.basiswissen-christentum.de/media/pdf/entstehung.pdf




Konstantin der Grosse: Kaiser, Mörder, HeiliGer

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Konstantin hat eine Vision oder einen traum – hier gibt es zwei unterschiedliche Überlieferungen –, in dem 

ihm der Beistand des christlichen Gottes versichert wird. Überdies wird ihm aufgetragen, seine soldaten mit 

dem „himmlischen Zeichen“ zu versehen. das von den Konstantinchronisten laktanz und eusebius be-

schriebene ereignis wird hier ganz bewusst in einer etwas vagen Form beschrieben. denn wie die in der 

Materialsammlung unter M4 angegebenen texte zeigen, unterscheiden sich laktanz’ und eusebius’ dar-

stellungen in nicht unerheblicher Weise. 



ArbeitsVorsChlAG: 

Vergleichen sie die darstellungen des laktanz und des eusebius und arbeiten sie die grundlegenden Un-

terschiede und Gemeinsamkeiten heraus. achten sie dabei u.a. auf folgende Punkte:

 

● in welcher Form begegnet Konstantin dem Göttlichen (traum vs. Vision)?



 

● Welchen auftrag erhält Konstantin?

 

● Um was für ein Zeichen handelt es sich, mit der seine soldaten versehen soll?



 

● Was genau „sieht“ Konstantin, was hört er? sieht er Christus?



Weiterführend:

 

● in welchem Kontext stehen die Quellen? Wann entstehen sie?



 

● Welches interesse verfolgen die autoren?

 

● Gibt es auch nicht-christliche Überlieferungen zu diesem ereignis?



Um diese Fragen zu beantworten, empfiehlt sich zur lektüre vor allem: 

Gregor Weber: „Mit göttlicher Hilfe. träume und Visionen Konstantins vor der schlacht an der Milvischen 

Brücke“, in: Kay ehling / Gregor Weber: Konstantin der Große zwischen sol und Christus, darmstadt 2011, s. 

21-26. siehe auch die von Weber angegebene literatur. 



AllGeMeiNe beMerKUNGeN ZU träUMeN UND VisioNeN iN ANtiKe UND spätANtiKe

dass Menschen vor wichtigen entscheidungen und ereignissen bedeutsame träume und Visionen hatten, 

ist uns aus antiker und spätantiker Zeit vielfach überliefert. Wie Manfred Clauss bereits zuvor im ausgang 

von Konstantins apollon-Vision im apollon Grannus-Heiligtum in Grand anmerkt, soll beispielsweise auch 

alexander der Große eine Vision in der oase von siwa gehabt haben. Ähnliche Überlieferungen gibt es mit 

Blick auf Julius Caesar, dessen Frau Calpurnia in der nacht vor seiner ermordung von albträumen geplagt 

gewesen war. Zu guter letzt denke man z.B. auch an den im neuen testament überlieferten traum Josefs

der ihn vor der Verfolgung durch Herodes warnt.

Wie derartige träume und Visionen aus heutiger sicht einzuschätzen sind, ist natürlich schwer zu beant-

worten. Hat Konstantin – historisch betrachtet – tatsächlich etwas gesehen, etwa einen sogenannten „Halo“, 

d.h. einen durch lichtbrechung entstehenden optischen effekt? Hat er diesen effekt dann vielleicht einfach 

in einer bestimmten Weise interpretiert? Geschah dies möglicherweise sogar unter dem einfluss christlicher 

Berater, die er zu dieser Zeit schon bei sich hatte? dass wir heutzutage keine endgültigen antworten auf 

diese und ähnliche Fragen geben können, liegt auf der Hand. allerdings ist zu bedenken, dass die Behand-

lung solcher themen berücksichtigen sollte, dass wir für die antike und spätantike zumindest teilweise ein 

anderes Wirklichkeitsverständnis zugrunde legen müssen. die Menschen der damaligen Zeit nahmen die 

Welt sehr anders wahr, als wir es heute tun. Göttliches und Magisches war offensichtlich weitaus präsenter, 

und man stand in einem engeren Kontakt mit überirdischen Mächten. darüber hinaus ist es auch möglich, 

dass die autoren, welche die Vision bzw. den traum Konstantins überliefern, sprachbilder benutzen, um in 

dieser Weise ihre sicht auf das Verhältnis Konstantins zum Christentum zum ausdruck zu bringen. 



7.2 Die sChlACht AN Der MilVisCheN brüCKe (Ab 22:45)

ob die erscheinungen, die Konstantin hatte, ihn zum Christentum bekehrten, ist, wie im Film bemerkt, nicht 

mit sicherheit zu sagen. Fest steht allerdings: Kurz vor den stadtmauern roms, an der nördlich der Haupt-

stadt gelegenen Milvischen Brücke (Pons Milvius), die den tiber von der Via Flaminia her überspannt, kommt 

es schließlich am 28. oktober 312 zur entscheidungsschlacht zwischen Konstantin und Maxentius. 



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