Konstantin der Große Kaiser, Mörder, Heiliger



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Konstantin der Grosse: Kaiser, Mörder, HeiliGer

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 © 



kfw GmbH

 2013


diese entwicklung, so sei ergänzend hinzugefügt, ist auch das ergebnis der schon weitaus früher einsetzen-

den römischen expansionspolitik. Um die Barbaren auf distanz zu halten, hatten die römer schon seit vor-

christlicher Zeit ihr reich stetig erweitert. nun konnte dieses Ziel nur mit Hilfe einer gut ausgerüsteten und 

schlagkräftigen armee erreicht werden, was aber gleichzeitig mit sehr hohen Kosten verbunden war. 

Zur aufbringung der nötigen finanziellen Mittel setzte man zunächst auf steuererhöhungen, die allerdings 

eine hohe last für weite teile der Bevölkerung bedeuteten und die Verarmung breiter schichten beförderte. 

darüber hinaus stellte der Unterhalt der armee den römischen staat auch insofern vor ein Problem, als es galt, 

die Versorgung der aus dem Krieg heimkehrenden Veteranen sicherzustellen. die römer suchten dieses schon 

seit der republik bestehende Problem dadurch zu lösen, dass sie den Veteranen land zuwiesen. aus dieser 

Praxis der landverteilung ergaben sich allerdings viele schwierigkeiten bezüglich der landwirtschaftlichen Ver-

sorgung der reichsbevölkerung, was sich im dritten Jahrhundert als zusätzlich problematisch erweisen sollte.

Wie elisabeth Herrmann-otto ausführt, bestand jedoch das schwerwiegendste Problem dieser Zeit darin, 

dass  sich  die  Herrschaftsorganisation  des  römischen  reiches  als  ungeeignet  erwies,  der  geschilderten 

schwierigkeiten Herr zu werden. im rahmen ständiger Machtkämpfe hätten in nur 40 Jahren mehr als 50 

soldatenkaiser die Macht an sich gerissen, wobei nur die geringste Zahl dieser Herrscher eines natürlichen 

todes gestorben ist. als reaktion auf diese Verhältnisse, so Herrmann-otto, versuchte diokletian die Herr-

schaftsstrukturen zu reformieren, indem er die oben bereits näher beschriebene tetrarchie installierte. der 

weitere Verlauf der Geschichte sollte zeigen, dass dieser Versuch nicht zuletzt deswegen scheitern musste, 

weil einige nicht bereit waren, ihre Macht mit anderen zu teilen – allen voran Konstantin.

KAp. 05: KoNstANtiNs AUfstieG iM WesteN (Ab 11:47)

ein wichtiges element des von diokletian eingerichteten tetrarchischen Herrschaftsmodells war die Beto-

nung des leistungsprinzips. Fortan sollte die Herrschaft im reich nicht mehr vererbt, sondern an die fähig-

sten Männer weitergegeben werden. anders als in den Jahrhunderten zuvor sollte Konstantin folglich nach 

dem tod seines Vaters Constantius Chlorus im Jahr 306 nicht automatisch zu dessen nachfolger werden. 

Wie im Film dargestellt, hatte Konstantin den Hof in nikomedien allerdings noch vor dem tod seines Vaters 

verlassen und war zu diesem nach Britannien gereist. dort ließ er sich von den truppen, die Constantius 

Chlorus unterstanden hatten, zu dessen nachfolger ausrufen. Wie Manfred Clauss erklärt, bestand an dieser 

stelle ein Konflikt zwischen der jahrhundertealten tradition der Vererbung herrschaftlicher Macht auf der 

einen und dem von diokletian beförderten leistungsprinzip auf der anderen seite. als Konstantin sich von 

der armee seines Vaters zum neuen Herrscher ausrufen ließ, nahm er das erbschaftsprinzip für sich in an-

spruch und missachtete das für die tetrarchische Herrschaftsform grundlegende leistungsprinzip. 

die anderen Herrscher um den neuen senior augustus Galerius, der Constantius Chlorus in dieser Position 

nachgefolgt war, unterbanden Konstantins Machtusurpation zunächst nicht. Konstantin wird zwar nicht 

sofort zum neuen augustus des Westens – dieses amt übernimmt severus, der auch zuvor dafür vorgese-

hen war. allerdings erlangt er den rang des Caesars des Westens und macht trier (gegründet im Jahr 16 v. 

Chr. als augusta treverorum) zu seiner residenzstadt. diese, so der Film, wird Konstantin im Weiteren als 

ausgangspunkt für die erweiterung seiner Macht dienen und noch immer gibt die trierer „Konstantinsbasi-

lika“ als der größte aus der antike erhaltene einzelraum Zeugnis von Konstantins ehrgeizigen Zielen. 

KAp. 06: KoNstANtiNs ApolloN-fröMMiGKeit (Ab 14:14)

den ausgangspunkt für die nachfolgende Betrachtung zur religiosität Konstantins stellt eine Hochzeits-

szene dar. in dieser wird dargestellt, wie Konstantin im Jahr 307 die zwölfjährige Fausta, die tochter des 

ehemaligen augustus Maximianus Herculius, heiratet, um seine Machtposition zu festigen. Wichtig für den 

hier verhandelten Kontext ist, dass diese ehe nach dem alten römischen ritus geschlossen wird, der auf 

dem klassischen Götterglauben basiert. noch im Jahr 307 war Konstantin offensichtlich fest im Kontext rö-

mischer religiosität verankert. dafür spricht auch der in der dokumentation dargestellte Umstand, dass 

Konstantin sich zur Versicherung seiner Herrschaft zu einem apollon-Heiligtum in den Vogesen begibt. 




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6.1 eiNe ApolloN-VisioN KoNstANtiNs (Ab 15:02)

Genauer gesagt handelte sich dabei um das apollon Grannus-Heiligtum im heutigen Grand in den Voge-

sen. Grannus war ein keltischer Heilgott, den die römer mit ihrem Gott apollon gleichgesetzt hatten, und 

der vornehmlich an stätten mit Heilbädern verehrt wurde – so auch in Grand. der name Grannus, gallisch 

Grannos, ist als „sonne“ oder als „Wärmer“ zu interpretieren, was diesen Gott zusätzlich in die nähe des als 

lichtgott verehrten apollons brachte (s. den exkurs zu apollon). 

im apollon Grannus-Heiligtum in Grand hat Konstantin, wie es eine anonyme lobrede aus dem Jahr 310

 

berichtet, eine Vision, in der ihm apollon in Begleitung der siegesgöttin Victoria eine drei Mal dreißigjährige 



Herrschaft voraussagt, und zwar – und dies ist wichtig – als alleinherrscher. (ein auszug aus dem text dieser 

anonymen lobrede ist bei den arbeitsmaterialien unter M3 zu finden.) dass Konstantin eine derartige Vi-

sion hatte, ist vor allem vor dem Hintergrund seiner später noch näher zu betrachtenden Vision vor der 

schlacht an der Milvischen Brücke interessant. auf diesen Zusammenhang – wie auch auf das thema der 

Visionen in antike und spätantike – wird noch genauer einzugehen sein.

6.2 WelChe rolle spielte ApolloN für KoNstANtiN? (Ab 16:18)

Um mehr über die rolle zu erfahren, die apollon im leben Konstantins spielte, begibt sich das team ge-

meinsam mit dem trierer Bistumsarchäologen Winfried Weber ins trierer landesmuseum. dabei erweist 

sich die Münzsammlung des Museums als höchst aufschlussreich, wenn es um die Frage geht, weshalb 

Konstantin seinen Machtanspruch auf apollon zurückführen konnte. Zu den Überlegungen, die eben be-

reits mit Blick auf apollon und seine Verehrung als licht- bzw. Heilgott angestellt worden sind, fügt Prof. 

Weber hinzu, dass für das Militär, mit dem Konstantin eng verbunden war, die apollon-Frömmigkeit nicht 

so sehr von Bedeutung gewesen sei. in soldatischen Kreisen sei vielmehr der „unbesiegbare sonnengott“ 

(sol invictus)

3

 wichtig gewesen. der Film verdeutlicht dies anhand einer Münze, die Konstantin prägen ließ 



und die auf der rückseite sol invictus zeigt. 

6.3 sol oDer ChristUs – Wer WAr Der sChUtZGott KoNstANtiNs? (Ab 17:48)

die Frage, wann Konstantin begann, Christus als seinen schutzgott anzusehen und wie dies im Verhältnis 

zu seiner sol-Frömmigkeit stand, ist nur schwer zu beantworten und in der Forschung stark umstritten. 

dass Konstantin schon während seiner Zeit in trier Christ gewesen sei, behaupten seine christlichen Chro-

nisten wie beispielsweise laktanz. Überdies sind, wie in der dokumentation dargestellt, unter dem trierer 

dom auch spuren christlichen lebens nachzuweisen, die Winfried Weber vor einiger Zeit mit seinem team 

untersucht hat. diesen spuren lasse sich entnehmen, dass noch vor 320, also zur Zeit Konstantins in trier, der 

Bau einer großen Basilika an der stelle des doms begonnen wurde, der damit ältesten christlichen Kirche 

nördlich der alpen. 

3   invictus ist hier nicht als Partizipialform, sondern als Adjektiv zu verstehen.



exKUrs „ApolloN“

Der griechischen Mythologie zufolge war Apollon der Sohn des Zeus und der Leto und der Zwillingsbruder der 

Göttin Artemis (röm. Diana). Wie eben bereits angedeutet, verehrte man ihn vor allem als den Gott des Lichts, 

der Heilung und der Weissagung. Da er den Musen vorstand, war Apollon auch in herausragender Weise mit 

den Künsten und der Musik verbunden. Der Aspekt der weissagenden Kraft des Gottes spielte eine besonders 

wichtige Rolle im Apollon-Heiligtum in Delphi, das schon seit der Antike sprichwörtlich mit der prophetischen 

Schau in die Zukunft verbunden ist. Dass dieser Aspekt auch in der Spätantike noch eine wichtige Rolle spielte

veranschaulicht  die  eben  geschilderte  Vision  Konstantins  im  Apollon  Grannus-Heiligtum  in  Grand.  Ebenso 

wichtig war die Assoziation Apollons mit dem Licht. So finden wir nicht nur die oben genannte Verbindung mit 

dem keltischen Gott Grannus, sondern auch die vor allem für Konstantin bedeutsame Identifikation Apollons 

mit dem Sonnengott Sol (auf die Sol-Frömmigkeit Konstantins wird noch näher eingegangen werden). 



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