Geboren wurde, wissen wir nicht von ihm selbst



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muss man, wie gesagt, die Negationen erst einmal vollziehen bzw. begreifen. was damit 

gemeint ist.

Versuchen wir einmal das absolut Eine Einfache Erste zu denken. Das tut Platon in dem 

schon genannten Dialog „Parmenides“. Das Eine - absolut in sich selbst betrachtet - kann 

kein Ganzes sein, denn dann hätte es eine Vielheit in sich. Es kann auch nicht in Anfang, 

Mitte und Ende differenziert werden, ist deshalb aber dann unendlich, denn was ist und 

weder Anfang, Mitte und Ende hat ist eben grenzenlos. Wenn es aber grenzenlos und 

unendlich ist, ist es weder in sich noch in einem anderen. Als so unendlich ortlos ist es 

jenseits aller Bewegung, aber auch jenseits aller Ruhe. Es ist auch nicht identisch mit sich 

selbst oder mit anderem, auch nicht unterschieden von sich selbst oder von anderem. Es 

ist weder ähnlich noch unähnlich, weder gleich noch ungleich, weder a priori noch a 

posteriori (d.h. weder voraufgehen noch nachkommend), auch ist es natürlich, wie gesagt, 

jenseits des Seins. Ja, so gesehen ist es auch eben nicht eins. Das Eines ist nicht und es 

ist nicht eins. Es ist also jenseits des Seins und auch jenseits des Einsseins. Es ist, so 

heißt es auch bei Plotin, das „Hyper-Eine“, das „Über-Eine“.

Plotin schreibt: „Es ist auch nicht Seiendes, sonst würde auch hier das Eine nur von einem 

anderen ausgesagt, in Wahrheit kommt Ihm kein Name zu, wenn man es denn benennen 

muss. So wird man Es passend gemeinhin ‚das Eine‘ nennen, freilich nicht, als sei Es 

sonst etwas und dann erst das Eine.“ (VI, 9) Damit nähern wir uns dem Herzen der 

negativen Theologie. Das absolut Erste und Eine ist im letzten gesehen unsagbar,  

ἄρρητος. Dieses Wort hängt mit dem anderen griechischen Wort εἴρω zusammen, d.h. 

mit sagen, reden. Das Wort Rhetorik kommt da her. Das Eine ist also das ἄρρητον 

schlechthin, das Unsagbare schlechthin. 

Hier wird nun Plotins auf Platon zurückgehendes Denken wirklich radikal. Denn wenn das 

Erste Eine als das absolut Transzendente unsagbar ist, ist es natürlich auch nicht 

erkennbar. Der höchste Gegenstand der Philosophie ist demnach unbestimmbar, 

unsagbar und daher auch unerkennbar. Und hier muss dann noch eine, eine letzte 

Unterscheidung gemacht werden. Wir hatten gerade gesagt, dass es im Aufstieg zu immer 

weiterer Einheit eine immer größere Fülle, eine immer größere Intensität gibt. Hier nun, vor 

dem letzten Schritt zu diesem „Über-Einen“, zeigt sich aber, dass das letzte Eine mit 

dieser Fülle des Seins nicht identisch sein kann. Das seiende Eine ist nicht das Eine 

selbst. Auch hier noch müssen wir immer weiter transzendieren, immer weiter in die 

Unendlichkeit dieser Transzendenz eindringen, ohne aber wirklich in sie eindringen zu 

können. Hören wir noch einmal Plotin: „Es ist das Nichts alles dessen, dessen Urgrund Es 

ist, in dem Sinne jedoch, dass Es - da nichts von Ihm ausgesagt werden kann, nicht Sein, 

nicht Wesenheit, nicht Leben - das all diesem Transzendente ist.“ (III 8)

Wir können hier, in dieser Einführung, zunächst stehenbleiben. Die Denkfigur scheint doch 

klar zu sein. Das absolut Eine und Erste ist so sehr transzendent, dass es eigentlich nicht 

mehr ausgesagt und daher auch nicht erkannt werden kann. Diese Figur ist, wie gesagt, 

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die Denkfigur der Negativen Theologie. Sie hat in ihrer Radikalität Einfluss bis in die 

Gegenwart der Philosophie. Wenn es ein Göttliches, ein absolut Erstes und Eines jenseits 

der Welt gibt, dann kann dieses nicht ausgesprochen werden, weil wir es so ja schon zu 

einem seienden Gegenstand verobjektivieren würden. Dabei zeigt sich die Radikalität, 

wenn ich das so sagen darf, ja gerade darin, dass man sagen muss: dieses Eine 

Unsagbare ist eigentlich gar nicht, es ist gleichsam Nichts. Oder ist es vielleicht auch gar 

nicht „gleichsam“, sondern wirklich das Nichts? 

Das kann es jedoch nicht sein, denn es ist und bleibt als das Höchste auch der Anfang von 

Allem. Zudem bleibt das Nichts als das Nichtige, wie wir sehen werden, dem Ende der 

Struktur, der Materie nämlich, vorbehalten. Das Unsagbare und Unerkennbare lässt sich 

eben nicht fixieren, sondern nur im Akt des Denkens, des an Es Denkens, ansteuern. 

Nun aber geschieht in der Philosophie Plotins etwas sehr Bemerkenswertes. Heißt es 

doch: „Und fasst Du es ins Auge, nachdem du das Sein weggenommen hast, so wirst du 

staunen vor dem Wunder; dann richte deinen Blick auf jenes, und trifft es sich, dass du in 

seinem Bereich zur Ruhe kommen kannst, so werde seiner inne, indem du es durch dein 

Hinblicken nich tiefer verstehst und seiner Erhabenheit zugleich gewahr wirst an den 

Dingen, die nach ihm sind und ihm ihr Sein verdanken.“ (III 8)

Was nun passiert, das ist, dass in Plotins Philosophie die Erfahrbarkeit des Einen, dieses 



Unsagbaren, zur Sprache kommt. Diese Sprache aber ist eine andere als die, die wir 

bisher gehört haben…   

   

      


  

 

         



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4. Vorlesung

Ich muss heute mit einem Problem beginnen. Wir haben inzwischen schon Plotins 

Verständnis des Einen recht gut kennengelernt. Es ist das Höchste (weil es nicht nur ein 

Begriff ist) im Grundriss des Plotinschen Denkens, wonach dieses von Materie zur Seele 

und von der Seele zum Geist und vom Geist zum Einen aufzusteigen hat. Der Aufstieg 

zum Einen ist das Ziel des Philosophierens.

Das Eine ist in der höchsten Form das Unsagbare, das ἄρρητον. Es ist unsagbar, weil es 

keinerlei Bestimmungen enthält. Ja, Plotin sagt sogar, dass es noch nicht einmal ist sowie, 

dass es noch nicht einmal eins ist. Dennoch ist es ἀρχή παντῶν, der Grund von allem. Es 

enthält also alles in sich, es ist voll mit Sein, es ist selber eine Fülle. Man hat darauf 

hingewiesen, dass Plotin von einem ἓν πάντα spricht, einem All-Einen. 

Der Grund für diesen Gedanken, dass das Eine der Ursprung von Allem sein muss, liegt 

darin, dass die Philosophie die Suche nach den ersten Ursprüngen ist. Nun darf man sich 

das nicht so vorstellen, als hätten die Griechen gemeint, es gäbe einen ersten Ursprung in 



der Zeit. Der Ursprung von Allem ist Ursprung in der Ewigkeit. Er ist damit nicht ein Erster 

in einer arithmetischen Reihe, sondern Erster im Sinne einer ewigen Herkunft, einer 

Ewigen Ersten Bedeutung. Bei Plotin ist es die Bedeutung, dass Alles von diesem 

Höchsten, von dem Einen kommt.

Doch wenn das Eine diese Fülle enthält, wie kann es dann noch nicht einmal sein und 

nicht eins sein? Gibt es hier nicht einen Widerspruch? Es ist deutlich, dass für Plotin das 

Eine auf eine gewisse Weise ein differenziertes Eines ist. Das ist natürlich ein Problem, 

denn das Eine im höchsten Sinne kann natürlich keine Teile haben, denn dann wäre es 

nicht mehr eines. Aber das Problem ist nicht anders zu lösen, als dass man diese 

Widersprüchlichkeit akzeptiert. Plotin ist eben doch kein ganz systematischer Philosoph, 

der über alle Dinge, die er denkt, eine vollkommene Kontrolle hat. Es ist aber klar: Er will 

daran festhalten, dass das Eine der Ursprung von Allem ist und zugleich das ἄρρητον, 

das Unsagbare Höchste ist.

Hier nun gibt es noch einen letzten Schritt im Aufstieg zum Höchsten, den wir uns 

anschauen müssen - allein deshalb, weil er in der Philosophie so wichtig geworden ist. 

Also: das Eine ist nichts von allem, es ist vor Allem, es hat kein Sein, es ist nicht, es 

existiert somit auch nicht, es ist vor der Existenz (pro hypostaseos), über das Sein hinaus. 

Nun könnte man sagen: hier hört nicht nur alles Denken, sondern auch alle Praxis auf. 

Denn - was sollen wir mit einem solchen „Nichts“ überhaupt anfangen?

Die Antwort darauf ist m.E. äußerst wichtig - gerade heute, in unserer allein so auf 

sozialen Erfolg und soziale Sicherheit festgelegten Zeit. In der Enneade V 3 appelliert 

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