Leitmotive im 20



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Metamorphosen seine Intention: „Von Gestalten zu künden, die in neue Körper verwandelt wurden, treibt mich der Geist. Ihr Götter – habt ihr doch jene Verwandlungen bewirkt –, beflügelt mein Beginnen mit eurem göttlichen Atem und führt meine Dichtung ununterbrochen vom allerersten Ursprung der Welt zu meiner eigenen Zeit!“ (Ovid 1988, S.9)

58 Griechisch Narkissos, lateinisch Narcissus.

59 In der griechischen Mythologie: Flußgott Kephisos. Cephius bezeichnet sowohl einen Bach in und bei Athen als auch einen Fluß in Phocis und Boeotien.

60 Sie hatte das Mißfallen der Göttin Hera erregt.

61 Nemesis oder Rhamnusia: Nemesis, Göttin der Vergeltung, benannt nach ihrem Kultort Rhamnus in Attika.

62 In: Lacan, J.: Schriften I (1966). Weinheim – Berlin 1991, S.61-70.

63 Wie er sie in der 1807 erschienenen Phänomenologie des Geistes beschreibt.

64 Die Gestaltpsychologie als eine relativ junge Bewegung innerhalb der Psychologie entwickelte sich als Gegenbewegung zum Behaviourismus und zur Struktur- und Assoziationspsychologie. In Deutschland stellte die Gestaltpsychologie während der zwanziger und dreißiger Jahre die bestimmende psychologische Richtung dar. Sie wurde vor allem von Max Wertheimer, Wolfgang Köhler, Kurt Koffa, Kurt Lewin und Wolfgang Metzger geprägt.

65 Jeder Mensch erlebt seine subjektive Realität, das bedeutet mehrheitlich entscheidet nicht der objektive Inhalt des Geschehnisses, sondern die Art der Beziehung über ihre Bedeutung. Das, was von besonderem Interesse ist, wird automatisch in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gestellt und beansprucht das ganze Interesse, alles weitere wird um diesen Mittelpunkt als Fixpunkt, als Figur, herumgruppiert. Diese Figur ist für jeden Menschen unterschiedlich, das Interesse eines Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer bestimmten Situation damit individuell und nie identisch mit dem seiner Mitmenschen. Figur wird aus der Gesamtheit unseres Prozesses immer das, was für uns im Moment vordergründig interessant, wichtig ist. Das, was in diesem Moment unsere Aufmerksamkeit verliert, wird zum Hintergrund, der die Figur stützt.

66 Diese Tatsache heißt in der Sprache der Gestaltpsychologen Gesetz der Prägnanz oder guten Gestalt. Damit korrespondiert das Gesetz der Gestaltschließung.

67 Vgl. Perls 1976a, 1976b, 1978; Perls/Hefferline/Goodman 1979; Petzold 1978.

68 Die Wahrnehmung einer Gestalt wird nach Gesetzen wie dem „Figur-Grund-Prinzip“, dem „Prägnanzprinzip“ und der „Tendenz zur Schließung offener Gestalten“ gebildet. Unser Erleben kann daher als ständiger Prozeß von Figur-Grund-Beziehung gesehen werden. Gefühle, Erfahrungen, Wünsche. Erinnerungen etc. können zur Gestalt werden, das Umfeld und die vergangenen Erfahrungen bilden hierbei den Hintergrund.

69 Imagination, vom Lateinischen imago (Bild), steht als Bezeichnung für Einbildung, Einbildungskraft und bildhaftes Denken. In der Psychologie wird zwischen passiver, reproduktiver und aktiver, kreativer Imagination unterschieden.

70 Das kindliche Szenarium stellt damit weitaus mehr dar, „als die Wahrnehmung eines ähnlichen Gegenüber, ist mehr als das Überwältigtwerden von der Form her, das zu einem Erkennen der Gestalt führt.“ (ebd. S.25f.)

71 Dietmar Kamper interpretiert Lacans Konzept des Spiegelstadiums folgendermaßen: „Vermutlich ist es das Mißtrauen in die Kompetenz des eigenen Abwehrvermögens, das den Schritt in die Richtung des (seiten)verkehrten Spiegelbildes nahelegt, das seinerseits das soziale Ich evoziert und damit das Schicksal der Subjektivität als einer Verkennung besiegelt.“ (ebd. S.128)

72 Das Subjekt des „Spiegelstadiums“ betritt nach Peter Bürger „die symbolische Ordnung, die im Zeichen des Vaters steht. Nicht mehr Ichstärke (wie bei Freud) ist dann das Ziel der Psychoanalyse, sondern die Einsicht, daß das eigene Ich nichts anderes ist als das Resultat einer imaginären Spiegelung in ursprünglichen Bezugspersonen. Die Arbeit am Ich wird als eine negative aufgefaßt, als Abbau von Selbsttäuschungen, von denen das Ich dann berichten kann als von einer vergangenen Gestalt seines Selbst.“ (Bürger 1998, S.11)

73 Der französische Dichter Arthur Rimbaud zählt zu den wichtigsten Vorläufern von Symbolismus, Expressionismus und Surrealismus. Vgl. Kap. 7.

74 In: Lacan, J.: Schriften II (1966). Weinheim – Berlin 1991, S.119-132.

75 Peter Gendolla bezeichnet mit Phallus „das von Lacan isolierte Symbol, der allgemeine Andere oder Signifikant, nach dem sich der Mensch als sprechendes Subjekt konstituiert.“ (Gendolla 1982, S.174)

76 Zu den bedeutendsten Künstlern, die sich mit der Identitätsproblematik des ausgehenden 20. Jahrhunderts beschäftigen, gehören der Anfang der neunziger Jahre verstorbene Maler und Bildhauer Francis Bacon sowie – neben Valie Export, Lynn Hershman, Jürgen Klauke, Hannah Wilke, Rosemarie Trockel mit ihren gleichsam narzißtischen wie provokativ-voyeuristischen photographischen Arbeiten – vor allem Danica Dakíc und die amerikanische Photo- und Performance-Künstlerin Cindy Sherman. Auf die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Motiv der Körperauflösung in der postmodernen Kunst wird im Teil D ausführlicher eingegangen.

77 Die künstlerische Auseinandersetzung der modernen Avantgarde mit Körper und Körperfragment wird in Teil B thematisiert.

78 Schade, S.: Der Mythos des ‚Ganzen Körpers‘. Das Fragmentarische in der Kunst des 20. Jahrhunderts als Dekonstruktion bürgerlicher Totalitätskonzepte. In: Barta, I. u.a. (Hg.): Frauen, Bilder, Männer, Mythen. Berlin 1987, S.239-278.

79 In: Kamper, D./Wulf, Ch. (Hg.): Die Wiederkehr des Körpers. Frankfurt/Main 1982, S.259-273.

80 Cassirer, E.: Versuch über den Menschen. Einführung in eine Philosophie der Kultur (1944). Frankfurt/Main 1990.

81 Lévi-Strauss arbeitete von 1935-1939 als Dozent an der Universität von São Paulo. Er hatte in Brasilien Gelegenheit zur Feldforschung und beschäftige sich mit den mythischen Denkstrukturen südamerikanischer Indianer.

82 Lévi-Strauss, C.: Das wilde Denken (1962). Frankfurt/Main 1968.

83 „Jedes Element stellt eine Gesamtheit von konkreten und zugleich möglichen Beziehungen dar; sie sind Werkzeuge, aber verwendbar für beliebige Arbeiten innerhalb eines Typus. Auf die gleiche Weise liegen die Elemente der mythischen Reflexion immer auf halbem Wege zwischen sinnlich wahrnehmbaren Eindrücken und Begriffen. Es wäre unmöglich, die ersteren aus der konkreten Situation, in der sie erschienen sind, herauszulösen, während der Rückgriff auf die letzteren es erfordern würde, daß das Denken wenigstens vorübergehend seine Absichten außer acht lassen könnte. Es besteht aber ein Zwischenglied zwischen dem Bild und dem Begriff: das Zeichen; denn man kann es immer in der Weise, die Saussure für diese besondere Kategorie der sprachlichen Zeichen eingeführt hat, definieren: als ein Band zwischen einem Bild und einem Begriff, die in der so hergestellten Vereinigung die Rolle des Signifikanten bzw. des Signifikats spielen.“ (ebd. S.31)

84 Lévi-Strauss gebraucht den Begriff ‚Schatz‘ in Anlehnung an Hubert und Mauss im Sinne eines Ideenschatzes.

85 Wulf, Ch.: Der Körper der Götter. In: Kamper, D./Wulf, Ch. (Hg.): Transfigurationen des Körpers. Spuren der Gewalt in der Geschichte. Berlin 1989, S.11-22.

86 Das Körperverständnis im Judentum wird von Horkheimer und Adorno ebenfalls in der Dialektik der Aufklärung thematisiert, wenngleich sie vor dem Hintergrund der Erfahrungen des Faschismus und dessen ideologischen Körperkult – eine ganz andere Argumentationslinie verfolgen: „Die jüdische Tradition vermittelt die Scheu, einen Menschen mit dem Meterstab zu messen, weil man die Toten messe – für den Sarg. Das ist es, woran die Manipulatoren des Körpers ihre Freude haben. Sie messen den anderen, ohne es zu wissen, mit dem Blick des Sargmachers. Sie verraten sich, wenn sie das Resultat aussprechen. Sie nennen den Menschen lang, kurz, fett und schwer.“ (Horkheimer/Adorno 1998, S.250)

87 Übersetzt: Der Unsichtbare, der Verborgene. Der Gott des Windhauchs, dem die Tempelstadt von Karnak geweiht war. In der Bedeutung wurde Amun, der auch als „Herr des Lebensodems“ bezeichnet wird, in der griechischen Mythologie mit Zeus gleichgesetzt (vgl. Schlögl 1992, S.14).

88 Seit dem 2. Jahrtausend (v. Chr.) nahm der Reichsgott Amun die Führung des Pantheons ein; er wurde in der Kunst als menschliches Wesen mit einer Federkrone als Kopfschmuck dargestellt (vgl. Schlögl 1992, S.14). Dem Sonnengott Re, wurde beispielsweise die Eigenschaft zugeschrieben, sich verwandeln und je nach Tageszeit unterschiedliche Gestalt annehmen zu können: in der Morgensonne manifestiert er sich als Mistkäfer (Skarabäus), während des Tages ist er als Sonnenfalke, als Gott Horachte – „horizontaler Horus“ – am Himmel zu sehen und in der Abendgestalt als Atum („der Undifferenzierte“). Während der Nacht verjüngt sich Re, indem er in die Unterwelt, in der Osiris das Totenreich regiert, eintaucht, um am anderen Morgen im Osten erneut hervorzusteigen (vgl. ebd. S.20ff.).

89 Aphrodite, Apollon, Artemis, Ares, Athene, Demeter, Hephaistos, Hera, Hermes, Hestia, Poseidon und Zeus.

90 Griechisch: Homeros.

91 Das antike Theater war in seinem Ursprung ein Laientheater, alle männlichen Bewohner waren an dieser Spektakel-Variante beteiligt. Die Anfänge des Bühnentheaters, wie wir es heute kennen, gehen erst auf das ausgehende 17. Jahrhundert zurück.

92 Die Satyrn formierten einen Chor in grotesk-spöttischen Stücken im Anschluß an die Tragödien einer Tetralogie (also die Gesamtheit von drei Tragödien und einem Satyrspiel).

93 Sohn Iuppiters und der Latona, Zwillingsbruder Dianas und „Herr des Orakels“.

94 Schade weist darauf hin, daß in mittelalterlichen Hexenverfolgungen eine Hauptbeschuldigung „das Zerstückeln gerade geborener Kinder“ war, ein Vorwurf der „das auf sie abwälzt, was ihnen selbst angetan wurde.“ (Schade 1987, S.247)

95 Wulf zeigt in seiner Interpretation des Dionysos-Mythos ebenfalls die Analogie zum „Leiden Christi“ auf (vgl. Wulf 1989, S.16f.). Für Kamper stellen Osiris bei den Ägyptern, Dionysos bei den Griechen, Odin bei den Germanen sowie Quetzalcoatl bei den Azteken „Varianten des Mythos vom leidenden Gott dar“, damit repräsentieren die Götter aller bekannter Hochkulturen das „Phantasma vom ganzen und zerstückelten Körper inhärente Drama“. (Kamper 1982, S.133)

96 Initiationsriten finden in Religionen – beispielsweise die Beschneidung im Judentum und Islam, Taufe, Kommunion und Konfirmation im Christentum –, Stammestraditionen, Totemgruppen, Geheimbünde u.ä. eine Anwendung. Pyschoanalyse (Freud, Bettelheim, Mead), Religionsphänomenologie (Eliade) und Strukturalismus (Lévi-Strauss) setzen sich auf je unterschiedliche Weise mit der Bedeutung von Initiationsritualen auseinander.

97 Nietzsche, F.: Die Geburt der Tragödie. Unzeitgemäße Betrachtungen I-IV. Nachgelassene Schriften 1870-1873. In: Colli, G./ Montinari, M. (Hg.): Nietzsche Werke. Kritische Gesamtausgabe, Band I. München 1999. Im Folgenden abgekürzt als KSA 1.

98 Safranski, R.: Nietzsche. Biographie seines Denkens. München und Wien 2000.

99 So lautete auch der ursprüngliche Titel Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik.

100 Nietzsche sieht in Richard Wagner den Erneuerer der griechischen Musiktragödie, auch wenn er ihn nicht namentlich erwähnt. Mit Wagner verband den jungen Nietzsche eine innige Freundschaft. Die Bewunderung Nietzsches für Wagner sollte jedoch nur wenige Jahre andauern.

101 In Die Geburt der Tragödie bewegt sich Nietzsche im Rahmen der traditionellen Transzendentalphilosophie, auch wenn an einigen Stellen deutlich wird, daß er in seinen Gedankengängen diesen Rahmen zu sprengen weiß.

102 Als im Jahr 1870 der deutsch-französische Krieg beginnt, erlebt Nietzsche „den Ausbruch des Krieges als Durchbruch des Dionysischen.“ (Safranski 2000, S.60) Erst die eigene Erfahrung in diesem Krieg als Sanitäter verändert Nietzsches Kriegsverherrlichung und heroische Stimmung.

103 Nietzsche, F.: Die fröhliche Wissenschaft. In: Colli, G./ Montinari, M. (Hg.): Nietzsche Werke. Kritische Gesamtausgabe, Band III/3. München 1999. Im Folgenden abgekürzt als KSA 3.

104 Vgl. Kap. 2.3.

105 Nietzsche, F.: Also sprach Zarathustra. In: Colli, G./ Montinari, M. (Hg.): Nietzsche Werke. Kritische Gesamtausgabe, Band IV. München 1999. Im Folgenden abgekürzt als KSA 4.

106 Kaufmann, W.: Nietzsche. Philosoph – Psychologe – Antichrist (1974). Darmstadt 1988.

107 Walter Kaufmann interpretiert die Funktion des Bösen und Negativen bei Nietzsche in Hinblick auf eine Metamorphose zum Neuen: „Das Negative braucht nichts Böses zu sein, wenn man es von einem höheren Gesichtspunkt aus betrachtet, es kann notwendiges Duchgangsstadium in der Entwicklung zu etwas Positivem sein. [...] Wenn man die Erzeugung von etwas Neuem vorbereiten will, dann muß man verneinen, den Konformismus verwerfen und die alten Werttafeln zerbrechen.“ (Kaufmann 1987, S.199)

108 Ähnlich wird es später der Vertreter der Birmingham-Schule Paul Willis formulieren (vgl. Kap. 17.1).

109 Hier manifestiert sich ein grundlegender Unterschied zwischen den früheren und den späteren philosophischen Thesen Nietzsches. Anfänglich war der Begriff der Macht für Nietzsche eher negativ besetzt. Sein väterlicher Freund Richard Wagner, vom dem er sich später radikal trennte, diente dem Philosophen Nietzsche als Beispiel für einen Machtmenschen, der Machtstreben und Kunst miteinander zu verbinden wußte: „Denn Wagner ist für Nietzsches Denken zweifellos sehr bedeutsam gewesen, vergleichbar nur mit Goethe, Sokrates, der Renaissance, dem klassischen Griechenland, Dionysos und dem Gekreuzigten. In Wagner hat Nietzsche beides am Werk gesehen: den Willen zur weltlichen Macht, jenen hemmungslosen Ehrgeiz, [...] und andrerseits die Idee der möglichen Transformierung dieses Willens zur Macht in künstlerische Aktivität.“ (Kaufmann 1988, S.210)

110 Vgl. Kap. 3.4.

111 Wahre Macht offenbart sich, wie dargestellt, in der Selbstbeherrschung, das Prinzip der Selbstüberwindung gilt hierbei nicht ausschließlich nur auf der Ebene des Individuums, sondern sollte gleichfalls zum grundlegenden politischen Prinzip werden. So läßt sich auch auf der Ebene des Staates, der Nationen deuten: Ein schwacher Staat braucht die Fassade der scheinbaren Stärke, ein starker Staat nicht, „[e]in schwacher Staat wird alle Andersdenkenden ausrotten wollen, ein starker dagegen sollte fähig sein, sie zu ertragen.“ (ebd. S.292)

112 Riedel, M.: Nietzsche in Weimar. Leipzig 1997.

113 Manfred Riedel beschreibt in Nietzsche in Weimar den erschütternden Mißbrauch der Philosophie Nietzsches im 19. und 20. Jahrhundert. So gab etwa das Nietzsche-Archiv, autorisiert durch die Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche unter Nietzsches Autorennamen das Buch Der Wille zur Macht heraus. Das fragmentarische Werk bot eine Fundgrube für die zeitgenössische ideologische Anschauung zur Rassenlehre, zur Eugenik und zum Antisemitismus, weil absurderweise davon ausgegangen wurde, „Nietzsches Denken sei in seinen vollständigen Sätzen nur maskiert enthalten; was er wirklich gedacht habe, stehe in Parenthese, in Nebensätzen und Einschüben.“ (ebd. S.88)

114 Neben dem Begriff der „Herrenrasse“ verwendet Nietzsche auch den Begriff des „Arier“. So spricht er beispielsweise von „arischen Religionen“, weist jedoch gleichzeitig darauf hin, daß diese den anderen Religionen – wie Judentum und Islam – nicht überlegen seien. Aus dem Zusammenhang gerissene Sätze und eine Verfälschung der Texte durch die den Nachlaß verwaltende Schwester machten es in späteren Jahrzehnten leicht, Nietzsches Ideen in einen zweckentfremdeten Kontext zu stellen, sein Gedankengut – das stets europäisch und nie deutsch-national geprägt war – politisch zu missbrauchen.

115 An dieser Stelle wird von Kaufmann abermals auf eine Parallele zum Christentum verwiesen, auch wenn in der Bibel betont wird, daß nach dem Bilde Gottes alle Menschen in Gleichheit erschaffen werden, kommt speziell im Alten Testament die Vorstellung der Juden als dem auserwählten Volk Gottes deutlich zum Ausdruck.

116 Seine Krankheiten kehrten bereits in jungen Jahren in regelmäßigen Abständen wieder. Auch hatte Nietzsche Angst davor, mit sechsunddreißig Jahren – wie sein Vater – zu sterben, was er nicht tat, dennoch ereilte ihn ein ähnliches Schicksal wie den Vater, den er früh verlor. So schreibt Nietzsche 1886 oder 1887, bevor er die letzten Lebensjahre bis zu seinem Tod im Jahr 1900 in geistige Umnachtung fallen sollte: „Denken wir diesen Gedanken in seiner furchtbarsten Form: das Dasein, so wie es ist, ohne Sinn und Ziel, aber unvermeidlich wiederkehrend, ohne ein Finale ins Nichts: ‚die ewige Wiederkehr‘ [...].“ (Nietzsche zit. n. Kaufmann 1988, S.383)

117 Vom Lateinischen: Lust, Begierde.

118 Der Psychoanalytiker Carl G. Jung begrenzt die Libido nicht auf die Sexualität, sondern sieht in ihr vielmehr den generellen Lebensantrieb, die Lebenskraft, auf der sich Handeln und Kreativität begründen läßt. Jacques Lacan, der sich im Zusammenhang mit dem „Begehren des Andern“ mit dem Todestrieb befaßt, überdehnt den Begriff der Libido: „Die Libido ist jene Lamelle, die vom Sein des Organismus an ihre wahrhaftige Grenze geschoben wird, die weiter reicht als die des Körpers. [...] Als Instrument des Organismus ist diese Lamelle Organ. Sie ist manchmal wie spürbar, wenn der Hysteriker sie auf Biegen und Brechen ausprobiert. Das sprechende Subjekt genießt den Vorzug, den tödlichen Sinn dieses Organs aufdecken zu können und damit auch seinen Bezug zur Sexualität. Dies weil der Signifikant als solcher in das Subjekt, indem er in erster Intention es schräg durchstrichen hat, den Sinn für den Tod eintreten ließ (Der Buchstabe tötet, aber wir erfahren dies durch den Buchstaben selber). Deswegen ist jeder Trieb virtuell Todestrieb.“ (Lacan, Schriften II, 1991, S.228) Vgl. auch Kap. 2.5.

119 Vgl. Kap. 2.4.3.

120 Die Begriffe Kultur und Zivilisation werden bei Sigmund Freud sinngleich verwandt.

121 In: Freud, S.: Gesammelte Werke. Band XIV. London/Frankfurt (1948). Frankfurt/Main 1976, S.419-506.

122 Norbert Elias kritisierte am Freudschen Strukturmodell den mangelnden historischen und gesellschaftstheoretischen Bezug, wie er ihn im vernetzten Ansatz von Psychogenese und Soziogenese etablierte: „Maßgebend für einen Menschen, wie wir ihn vor uns sehen, ist weder allein ein ‚Es‘, noch allein ein ‚Ich‘ oder ‚Überich‘, sondern immer und von Grund auf die Beziehung zwischen diesen, teils miteinander ringenden, teils miteinander kooperierenden Funktionsschichten der psychischen Steuerung. Sie aber, diese Beziehungen im einzelnen Menschen selbst, und damit sowohl die Gestalt seiner Triebsteuerung, wie die Gestalt seiner Ich- und Überichsteuerung, sie wandelt sich als Ganzes im Laufe des Zivilisationsprozesses entsprechend einer spezifischen Transformation der Beziehungen zwischen den Menschen, der gesellschaftlichen Beziehungen. Im Laufe dieses Prozesses wird, um es schlagwortartig zu sagen, das Bewußtsein weniger triebdurchlässig und die Triebe weniger bewußtseinsdurchlässig.“ (Elias 1969, Bd.2, S.390) Elias Kritik ähnelt im Ansatz der von C. G. Jung formulierten, der sich in seinem psychoanalytischen Ansatz von Freud löste.

123 Freud, S.: Jenseits des Lustprinzips. Wien 1923.

124 Die Revision seines theoretischen Ansatzes wurde ihm von der psychoanalytischen Rezeption übelgenommen, eine mögliche biographische Ursache für die Annahme eines Todestriebes könnte der frühe Tod seiner 26jährigen Tochter Sophie im Jahr 1920 gewesen sein (vgl. Lohmann 1986, S.54).

125 In der griechischen Mythologie entspricht Thanatos, der Gott des Todes, dem Zwillingsbruder des Gottes des Schlafes Hypnos. Der Liebesgott Eros ist das griechische Äquivalent zum römischen Amor. Eros, Sohn der Göttin der Liebe und Schönheit Aphrodite, war laut Mythos ihr ständiger Begleiter. In der Kunst existieren unterschiedliche Darstellungen des Eros: als schöner Jüngling mit Flügeln dargestellt, mit verbundenen Augen als Symbol für die Blindheit der Liebe, eine Blume tragend oder – wie auch in der römischen Kunst – als kindlicher Bogenschütze mit silbernem Bogen und Liebespfeilen.

126 Der Junge trägt keinen Namen und wird von Freud geschlechtslos das Kind genannt. Es handelt sich hierbei um seinen ältesten Enkel, mit dem und dessen Eltern er eine Zeit lang zusammenlebte.

127 So bekam im Jahre 1994 der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Reinhard Selten den Nobelpreis für seine Analyse von Spieltheorien im Wirtschaftsbereich.

128 Lacan beschreibt die Rückwirkung auf das Subjekt – nach seiner postulierten Annahme, daß jeder Trieb virtuell Todestrieb sei: „Wichtig ist, daß man begreift, wie der Organismus sich verwickelt in die Dialektik des Subjekts. Dies Organ des Unkörperlichen im Geschlechtswesen ist das am Organismus, was das Subjekt in dem Moment einrichtet, in dem sich seine Trennung vollzieht. Durch es kann es aus seinem Tod realiter den Gegenstand des Begehrens des Andern machen. [...] Diese Aktivität, die wir bei ihm Trieb nennen, dient dazu, diese Objekte so zu wenden, daß sie durch sie versuchen kann, den ursprünglichen Verlust wiederaufzunehmen und sich zu restaurieren.“ (Lacan, Schriften II, 1991, S.228)

129 Deleuze knüpft an Freuds Interpretation der „ewigen Wiederkehr des Gleichen“ an. So definiert er in
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