Ich sag´s nicht gern, aber es ist besser.
(Die blasse Anna, S.61).
Vielleicht mehr, ich weiß nicht mehr genau. (Geschäft ist Geschäft, S.34).
Der Junge schwieg, und die Nonne fragte nicht weiter. (Lohengrins Tod,
S.340).
Vielleicht hatten sie im Kriege nicht viel schießen können. (Lohengrins Tod,
S.343).
Aber auch bei ihr blieb ich damals nicht so lange. (Die Postkarte, S.56).
19
Satznegation und Sondernegation des Adverbials fallen in diesen Fällen im
konkreten Satz positionell zusammen. Die Satznegation «nicht» kann vor oder hinter
den freien lokalen Angaben stehen, unabhängig davon, ob diese morphologisch durch
eine Präpositionalphrase oder ein Adverb repräsentiert werden:
Ich traf ihn im Cafe´ (dort) nicht. (Satznegation)
Ich traf ihn nicht im Cafe´(dort), weil er verhindert war. (Satznegation)
Ich traf ihn nicht im Cafe´ (dort), sondern auf der Straße. (Sondernegation)
„Meinen älteren Bruder, aber der ist jetzt nicht zu Hause. (Lohengrins Tod,
S.339).
Sein Gesicht hat sich nicht aus dem Dreck. (Der Engel, S.47).
Ich klaue doch nicht an einer solchen Ecke. (Geschäft ist Geschäft, S.61).
Die Satznegation «nicht» steht vor oder hinter freien Kausalangaben, wenn
diese durch Präpositionalphrasen repräsentiert sind (bei Voranstellung tritt natürlich
wieder positioneller Zusammenfall mit der Sondernegation ein); sie steht hinter freien
Kausalangaben -offenbar auf Grund des Gesetzes der wachsender Glieder bzw. des
Prinzips des steigenden Mitteilungsgehalte der „freien“ Satzglieder -, wenn diese
durch Adverbien repräsentiert sind:
Der Patient erschien wegen der Operation nicht. (Satznegation)
Die Satznegation «nicht» steht in der Regel nach reinen Kasusobjekten:
Er findet das Buch nicht.
Eine Nachstellung der reinen Kasusobjekte ist dann möglich, wenn der
Umfang der Objekte größer ist und diese - nach dem Gesetz der wachsenden Glieder
- dazu neigen, aus der Negationsklammer herauszutreten.
Er weinte nicht aus Schmerz, er weinte vor Glück. (Lohengrins Tod, S.341).
Nein, ich komme nicht um Medizin…(Die Waage der Baleks, S.43).
Die Satznegation «nicht» steht obligatorisch vor dem Akkusativ, wenn dieser nicht
die Funktion des passivfähigen Objektes ausübt, sondern (meist in adverbialer
Bedeutung, als «Umstandsobjekt“) mit dem (bedeutungsleeren) Verb eine enge
semantische Einheit darstellt:
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Er spielt nicht Klavier (= auf dem Klavier)
Die Satznegation „nicht“ kann sowohl vor als auch nach Präpositionalobjekten
stehen:
Wir wollen bedenken, dass es an uns ist zu trauern, nicht an ihr. (Der Engel,
S.47).
Ich brachte es nicht über mich…(Die Postkarte, S.53).
Der Patient erschien wegen der Operation nicht. (Satznegation)
Der Patient erschien nicht wegen der Operation. (Sondernegation oder
Satznegation)
Von dieser Regularität weicht allerdings die Stellung der Satznegation „nicht“ in
Nebensätzen oder Hauptsätzen im Perfekt etwas ab:
Wir wissen, dass er wegen der Operation nicht erschienen ist. (=Satznegation)
Wir
wissen,
dass
er
nicht
wegen
der
Operation
erschienen
ist.(=Sondernegation)
Er ist wegen der Operation nicht erschienen. (=Satznegation)
Er ist nicht wegen der Operation erschienen. (=Sondernegation)
In diesen Fällen wird - im Unterschied zum Hauptsatz in den einfachen Zeiten
- bei der Satznegation die Nachstellung auch bei präpositionalen Kausalangaben
obligatorisch und die Voranstellung automatisch als Sondernegation verstanden, weil
eine dem präsentischen Hauptsatz entsprechende Ausrahmung der Kausalangabe
unzulässig ist.
Die Satznegation «nicht» kann sowohl vor als auch nach freien
Temporalangaben stehen, wenn diese Temporalangaben Präpositionalphrasen sind:
Er besucht mich am Abend nicht. (= Satznegation)
Er besucht mich nicht am Abend. (=Sonder- oder Satznegation)
Wird die freie Temporalangabe durch einen Akkusativ repräsentiert, so steht
die Satznegation «nicht» hinter ihr (im Unterschied zur Sondernegation der
Temporalangabe):
Der Autobus fährt zwei Tage nicht. (= Satznegation)
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Der Autobus fährt nicht zwei Tage. (= Sondernegation)
Sind die freien Temporaladverbien reine Adverbien, so sind zwei Fälle
unterscheidbar:
1) Die Satznegation «nicht» steht nach solchen Temporaladverbien, die
unabhängig vom Standpunkt des Sprechenden sind (heute, morgen, gestern, oft, lange
u.a.):
Er besuchte uns gestern nicht. (=Satznegation)
Er besuchte uns nicht gestern, sondern vorgestern. (= Sondernegation)
2) Die Negation «nicht» steht vor solchen Temporaladverbien, die vom
Standpunkt der Sprechenden abhängig (gleich, bald, spät, zeitig u.a.) und mit einigen
durativen Verben unverträglich sind. (Er blieb gestern. Aber: Er blieb spät.):
Er besucht uns nicht gleich.
Es handelt sich um eine Sondernegation, nicht um eine Satznegation, die hier
von der Bedeutung her ausgeschlossen bleibt.
Die Negation «nicht» steht vor freien Modalangaben, unabhängig davon, ob
diese in Gestalt einer Präpositionalphrase oder eines Modaladverbs realisiert sind:
1) Er las nicht mit guter Aussprache.
2) Er las nicht richtig.
Im Gegensatz zu den Modaladverbien steht bei Modalitätsadverbien
„Modalwörter“ im Sinne von Admoni die Negation «nicht» obligatorisch hinter
ihnen:
Er besucht uns vermutlich nicht»
Aber:
Er besucht uns nicht gern
.
Im Unterschied zu den Modaladverbien ist bei diesen Modalwörtern eine
Sondernegation überhaupt nicht möglich, da sie Satzcharakter haben.
Bei Nebensätzen gelten die gleichen bisher genannten Regularitäten mit dem
einen Unterschied, dass bei eingeleiteten Nebensätzen das finite Verb den letzten
Platz beansprucht und folglich die Satznegation «nicht» jeweils um eine Stelle nach
vorn rücken muß:
…, dass er nicht arbeitet.
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…, dass er nicht Lehrer wird.
…,dass er den Freund nicht sieht.
…,dass er an uns nicht denkt.
…,dass er nicht an uns denkt.
…, dass er das Buch nicht auf den Tisch legt.
…,dass er uns nicht gern besucht.
…,dass er uns vermutlich nicht besucht.
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