ERMLANDBRIEFE
3
Sommer 2010
Katechismus
Ecke
Sie leuchten und verkünden - Kirchenfenster
Die Buße
Von Pastor Lic. iur. can. Clemens Bombeck,
Prodekan des Ermländischen Konsistoriums
Bei unserem Gang durch die Herz-
Jesu-Kirche in Gladbeck, in der ich als
Seelsorger tätig bin, habe ich Sie - liebe
Leserinnen und Leser - in den ersten
beiden Ausgaben der diesjährigen
„Ermländerbriefe“ zu den Kirchenfen-
stern „Taufe“ und „Firmung“ von Dr.
Egbert Lammers geführt. Heute lade
ich Sie ein, sich das Fenster anzu-
schauen, das sich mit dem Sakrament
der Buße auseinandersetzt.
Dem Betrachter fällt sofort der Hahn
im mittleren Fenster auf. Umgeben von
der grauen und vor allem violetten Far-
be, die im liturgischen Bereich der Kir-
che für „Umkehr - Besinnung - Verge-
bung - Buße“ steht, symbolisiert der
Hahn den Apostel Petrus, der Jesus
verraten hat. „Ehe der Hahn kräht,
wirst du mich dreimal verleugnen“,
hatte Jesus zu ihm gesagt. Der Hahn
steht für den Verrat des Petrus. Petrus,
der beim letzten Abendmahl noch ge-
radezu entrüstet war, als Jesus ihm
voraussagte, er werde ihn verraten,
wurde schwach. Als es ihm um Kopf
und Kragen ging, rettete er sich, indem
er Jesus, seinen Meister und Herrn,
verriet und damit sich mitschuldig
machte an dessen Verurteilung, Hin-
richtung und Tod.
Der Hahn in unserem Fenster weist
aber auch hin auf die Reue des Apo-
stels. Die Reue, das Eingeständnis,
dem Herrn gegenüber versagt zu ha-
ben, trifft den Apostel sehr. „… und er
weinte bitterlich“, berichtet die Hl.
Schrift.
Die Reue, d.h. das Eingeständnis
von Versagen und Schuld, weil ich
IHM wie auch dem Mitmenschen die
tätige Liebe versagt habe, ist Vorauset-
zung, dass Gott mir im Sakrament der
Buße die Sünden vergibt. Reue ist im-
mer Voraussetzung für Vergebung, sei
es in meiner Beziehung zu den Mit-
menschen, sei es in meinem Leben mit
Gott. Wie gut tut es mir, wenn ich Ver-
gebung erfahre. Ich kann aufatmen
und wieder neu anfangen. Die Verge-
bung meiner Sünden, also meiner Ver-
gehen Gott gegenüber, ist das Ge-
schenk des österlichen Herrn. Sie ge-
schieht durch die von Christus am
Osterabend hierzu eigens beauftrag-
ten Apostel und durch sie de-
ren Nachfolger, die Bischö-
fe, und in ihrem Auftrag
die Priester. Darauf wei-
sen die gekreuzten
Schlüssel - die „Petrus-
schlüssel“ - im rech-
ten Fenster hin. Das Kreuz im linken
Fenster will sagen, dass Jesus wegen
des Verrats seines Apostels und wegen
der Sünden aller Menschen Leiden
und Tod auf sich genommen hat.
Kreuz und Schlüssel - Sünde und
Vergebung: Der immer wieder in Sün-
de fallende Mensch bedarf der Versöh-
nung, ist auf die Erlösung durch Chri-
stus angewiesen. Und Christus schenkt
Vergebung, Erlösung und Heil - wenn
der Mensch seine Sünden erkennt und
bereut - wie Petrus. Wer sich von IHM
nicht erlösen lassen will, verfällt auf
ewig dem Tod. Das symbolisiert die
graue Farbe, die dem Betrach-
ter gleichsam mahnend
entgegenleuchtet.
Dieses für mich be-
sonders eindrucksvol-
le Fenster in meiner
Gladbecker Herz-Je-
su-Kirche ist eine eindringliche Auffor-
derung an uns, darüber nachzuden-
ken: Wie gehe ich mit meinen Fehlern,
Schwächen und Sünden um? Stehe ich
zu ihnen? Oder schiebe ich sie beisei-
te - nach dem Motto: „’Das ist doch al-
les nicht so schlimm’? ‚Und außerdem:
Fehler und Schwächen - die gehören
nun einmal zum Leben.’“
Auf den dreifachen Verrat des Pe-
trus hin fragt der Auferstandene die-
sen Apostel dreimal: „Liebst du mich -
liebst du mich mehr als diese?“ Das
Bußsakrament ist das Sakrament der
verzeihenden Liebe Gottes. Es leicht-
fertig auszuschlagen, bedeutet letzt-
lich, die verzeihende Liebe Gottes
nicht empfangen zu wollen. Ich per-
sönlich bin froh und dankbar, dass ich
beichten kann und immer wieder zu
Gott kommen darf, um ihm zu beken-
nen: „Verzeih mir, dass ich Dich nicht
so geliebt habe, wie ich es hätte tun
können! Verzeih mir, dass ich Dich in
meinen Mitmenschen nicht erkannt
habe oder nicht habe erkennen wol-
len. So wurde meine Lieb-Losigkeit
den Menschen gegenüber zur Lieb-
Losgkeit Dir gegenüber.“
Es ist darum für uns alle ein weises
Gebot der Kirche, das Bußsakrament
als „Sakrament der Versöhnung“ im-
mer wieder zu empfangen, mindestens
einmal im Jahr, dann aber in der öster-
lichen Zeit. Vielleicht ermutigt Sie, lie-
be Leserinnen und Leser, meine Bild-
betrachtung, über die Beichte als Sa-
krament der „Versöhnung“ nachzu-
denken und das Geschenk des aufer-
standenen Herrn neu zu entdecken.
Umkehr, Besinnung, Vergebung, Buße - Glasfenster von Dr. Egbert Lammers aus
Werl, 1965, Herz-Jesu-Kirche in Gladbeck-Zweckel. Foto: Pastor Clemens Bombeck
Grafschaft Glatz feiert!
Seligsprechung von Kaplan Gerhard Hirschfelder
Seligsprechung von Kaplan Gerhard Hirschfelder (1907 - 1942), dem Jugendseelsorger der Grafschaft Glatz in Schlesien.
Am Sonntag, 19. September 2010,
wird um 15 Uhr durch Kardinal Joa-
chim Meisner der Märtyrerpriester
Gerhard Hirschfelder (1907 - 1942), Ju-
gendseelsorger der Grafschaft Glatz,
selig gesprochen. Er stammt aus der
Grafschaft Glatz, die kirchenrechtlich
bis 1972 zum Erzbistum Prag gehörte
und durch Erzbischof Dominik Duka
vertreten wurde. Jetzt gehört die Graf-
schaft Glatz zum Bistum Schweidnitz,
polnisch Swidnica. Aus dieser Diözese
kommt der zuständige Bischof Dr.
Ignac Dec. Zu der Feier kommen auch
Bischof Joachim Reinelt aus Dresden,
gebürtig aus der Grafschaft Glatz, so-
wie die Münsteraner Bischöfe Dr.Felix
Genn und Dr. Reinhard Lettmann.
Vor 12 Jahren begann der Prozess für
den Jugendseelsorger, der ab 1933 sich
mit den Nazis anlegte und ständig in
seiner Arbeit beobachtet und seine
Predigten mitgeschrieben wurden. Ei-
ne Predigt am 27. Juli 1941 brachte ihn
schließlich ins Gefängnis in Glatz. Er
hatte nach der Zerstörung eines religiö-
sen Bildstocks gesagt: „Wer der Jugend
den Glauben an Christus aus dem Her-
zen reißt, ist ein Verbrecher.“
Viereinhalb Monate blieb er in
Glatz, dann wurde er nach Dachau
gebracht, wo er am 1. August 1942 ein
Von Franz Jung, Visitator für die Katholiken aus der Grafschaft Glatz
die Seite der Kirche, nicht der Nazis.
Seine Standhaftigkeit beeindruckte die
Jugend, seine Christusliebe und -treue
ließen ihn auch den Tod nicht fürch-
ten. „Nichts dürfen wir scheuen, auch
das Opfer des Lebens nicht.“
An seinem Grab in Tscherbeney bei
Kudowa in der Grafschaft Glatz beten
Deutsche, Polen und Tschechen und
so ist er Brückenbauer, Mutmacher
und Hoffnungsträger. Er hat Glaubens-
mut gesät und wir dürfen Versöhnung
ernten.
In Münster hat der Visitator für die
Katholiken aus der Grafschaft Glatz
Großdechant Prälat Franz Jung sein Bü-
ro. In Telgte bei Münster treffen sich
seit 1947 die Grafschaft Glatzer Katholi-
ken zu ihrer Jahreswallfahrt. So hat
Münster diesen Prozess zur Seligspre-
chung beantragt und führt auch die Fei-
er der Seligsprechung durch. Die Graf-
schaft Glatzer Katholiken sind dem Bis-
tum Münster dankbar für den Prozess.
Die Feierlichkeiten
Dienstag, 14. September 2010
18.30 Uhr bis 21.00 Uhr im Franz-Hit-
ze-Haus, 48157 Münster, Kardinal-von-
Galen-Ring. Politischer Hintergrund
zum Leben und Sterben von Kaplan
Gerhard Hirschfelder. - Referent Dr. Mi-
chael Hirschfeld, Vechta.
Prälat Hermann Scheipers, Ochtrup,
einziger überlebender Priester aus
dem Bistum Münster im KZ Dachau,
berichtet vom Leben und Sterben der
Priester im KZ Dachau.
Sonnabend, 18. September 2010
19.30 Uhr - 21.00 Uhr Vigilfeier zur
Seligsprechung von Kaplan Gerhard
Hirschfelder in der Überwasserkirche
zu Münster mit anschließender Lich-
terprozession zum Dom und stiller Bet-
stunde.
Sonntag, 19. September 2010
15.00 Uhr Feier der Seligsprechung
im Dom zu Münster mit Übertragung
der Liturgie in die Überwasser- und
Lambertikirche.
Danach Fest der Begegnung auf dem
Domplatz.
Sonntag, 10. Oktober 2010
10.00 Uhr Nachfeier in Tscherbe-
ney/Czermna bei Kudowa in der Graf-
schaft Glatz mit Bischof Dr. Ignac Dec
sowie Polen, Tschechen und Deut-
schen.
Jeder ist herzlich zu dem Fest der
Seligsprechung eingeladen. Münster
ist schneller erreichbar als Rom, dar-
um ist die Chance zur Teilnahme an ei-
ner solchen Feier riesengroß.
Opfer des Hungers und des men-
schenverachtenden Systems wurde.
Gerhard Hirschfelder war ein begna-
deter Jugendseelsorger. Begeisternde
Predigten und hervorragende Jugend-
arbeit brachten die Jugendlichen auf
Kaplan Gerhard Hirschfelder wird am
Sonntag, 15. 9. 2010, 15 Uhr in Münster
seliggesprochen.