Kirchengeschichte (Historia Ecclesiastica), Eusebius von Cesarea



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Zweites Buch



Einleitung


Was in einer Einleitung zur KG über die Gottheit des erlösenden Wortes, das Alter unserer Glaubenslehren, die Altehrwürdigkeit des evangelischen Wandels der Christen, vor allem über die erst später erfolgte Erscheinung Christi, sein Leiden, die Auswahl seiner Apostel zu berichten war, haben wir in dem vorigen Buche kurz dargelegt. In diesem Buche nun wollen wir die Ereignisse nach der Himmelfahrt untersuchen, wobei wir zum Teil die göttlichen Schriften benutzen, [[@Page:60]] zum Teil auch auf Grund profaner Schriften berichten werden, die wir bei Gelegenheit anführen wollen.

1. Kap. Das Leben der Apostel nach der Himmelfahrt Christi.


An Stelle des Verräters Judas wurde zunächst Matthias durch das Los zum Apostel gewählt,125 der auch, wie erwähnt,126 einer von den Jüngern des Herrn war. Unter Gebet und Handauflegung von seiten der Apostel wurden als Diakonen für den öffentlichen sozialen Dienst sieben bewährte Männer aufgestellt, die sich um Stephanus sammelten.127 3 Dieser war nach dem Herrn der erste, der getötet wurde; schon gleich nach seiner Wahl wurde er, wie wenn er eben dazu erwählt worden wäre, von den Mördern des Herrn gesteinigt.128 Er erwarb sich also zuerst den von seinem Namen angedeuteten129 Kranz der Märtyrer Christi, welche des Sieges würdig sind. Jakobus, der sog. Bruder des Herrn, auch Sohn des Joseph genannt, des Vaters Christi,130 von welchem das heilige Evangelium131 berichtet, er habe gefunden, daß die Jungfrau, noch ehe sie zusammenkamen, vom Heiligen Geiste empfangen habe, — dieser Jakobus, dem die Alten wegen seiner sittlichen Vorzüge den Beinamen [[@Page:61]] „der Gerechte“ gaben erhielt, wie die Geschichte überliefert, als erster den Bischofsstuhl der Kirche von Jerusalem. Klemens schreibt im sechsten Buche der Hypotyposen: „Petrus, Jakobus und Johannes sollen nach der Himmelfahrt des Heilands, weil sie schon vom Heiland mit Ehren ausgezeichnet worden waren, nicht nach Ehren getrachtet haben; er (der Heiland) habe sich vielmehr Jakobus den Gerechten zum Bischof von Jerusalem erwählt.“ Im siebten Buche des gleichen Werkes erklärt er auch noch über ihn: „Der Herr gab nach seiner Himmelfahrt Jakobus dem Gerechten, Johannes und Petrus die Gnosis, welche diese den übrigen Aposteln, die übrigen Apostel den Siebzig, unter denen auch Barnabas war, weitergaben. Es gab aber zwei Männer mit Namen Jakobus. Der eine war Jakobus der Gerechte; dieser wurde von der Zinne des Tempels herabgestürzt und von einem Walker mit einem Stück Holz totgeschlagen. Der andere wurde enthauptet.“ Jakobus des Gerechten gedenkt auch Paulus, wenn er schreibt:132 „Einen anderen der Apostel aber sah ich nicht außer Jakobus, den Bruder des Herrn.“ Damals ging auch das Versprechen unseres Erlösers an den König von Osroëne in Erfüllung. Auf göttlichen Antrieb nämlich entsandte Thomas den Thaddäus als Prediger und Verkünder der christlichen Heilslehre nach Edessa, wie wir es etwas weiter oben aus der dortselbst gefundenen Urkunde mitgeteilt haben. Thaddäus erschien in jener Gegend, heilte Abgar durch das Wort Christi, versetzte alle dortigen Bewohner durch seine Wunder in Staunen, bereitete sie durch seine Taten hinreichend vor, führte sie zur Verehrung der Kraft Christi und machte sie zu Jüngern der Heilslehre. Von jener Zeit an bis auf den heutigen Tag ist die ganze Stadt Edessa der Lehre Christi treu ergeben; denn die Wohltaten, welche sie von unserem Erlöser erfahren hatte, waren nicht bedeutungslos. Diese Erzählung ist alten geschichtlichen Urkunden entnommen. Kehren wir [[@Page:62]] nun wieder zur göttlichen Schrift zurück! Nach der auf den Martertod des Stephanus folgenden ersten und größten Verfolgung, welche die Kirche in Jerusalem von seiten der Juden zu erdulden hatte, zerstreuten sich alle Jünger mit Ausnahme der zwölf Apostel allein über Judäa und Samaria,133 1 und einige kamen, wie die göttliche Schrift sagt,134 bis nach Phönizien, Cypern und Antiochien, ohne es jedoch schon zu wagen, den Heiden das Wort des Glaubens mitzuteilen, das sie nur erst den Juden verkündeten. Damals wütete Paulus gegen die noch junge Kirche, indem er in die Häuser der Gläubigen eindrang, Männer und Weiber fortschleppte und dem Gefängnis überlieferte.135 Unter denen, welche sich zerstreut hatten, war auch Philippus, einer von jenen, welche mit Stephanus zu Diakonen erwählt worden waren. Er kam nach Samaria und verkündete voll der göttlichen Kraft den dortigen Bewohnern zum ersten Male das Wort. Die göttliche Gnade wirkte so sehr mit ihm, daß sich durch seine Lehren unter sehr vielen anderen auch Simon der Magier gewinnen ließ. Dieser damals berühmte Simon faszinierte die von seiner Zauberei Betrogenen so sehr, daß sie ihn für die große Kraft Gottes hielten. Da auch er damals von den Wundertaten, welche Philippus in göttlicher Kraft vollbrachte, ergriffen wurde, machte er sich an ihn heran und ließ sich, den christlichen Glauben heuchelnd, sogar taufen. Dergleichen nimmt man auch heute noch mit Verwunderung an denen wahr, welche sich noch jetzt seiner verruchten Häresie anschließen, nach der Art ihres Stammvaters sich wie Pest und Krätze in die Kirche einschleichen und diejenigen in das größte Verderben stürzen, denen sie ihr verborgenes, unheilvolles, schlimmes Gift verabreichen können. Die meisten von ihnen sind allerdings bereits, nachdem sie ihrer Bosheit überführt worden waren, ausgestoßen worden wie Simon selbst, der in seinem Wesen von Petrus bloßgestellt wurde und die verdiente Strafe [[@Page:63]] empfing.136 Als die Heilspredigt täglich Fortschritte machte, führte ihr die Vorsehung aus Äthiopien den Kämmerer der dortigen Königin zu; denn noch heute wird jenes Volk auf Grund alter Sitte von einem Weibe regiert. Als erster Heide, als Erstling der Gläubigen aus der Heidenwelt erfuhr jener infolge einer Erscheinung durch Philippus von dem geheimnisvollen Wirken des göttlichen Wortes,137 worauf er, wie überliefert ist, in sein Vaterland zurückkehrte, um (dort) zuerst die Erkenntnis des allmächtigen Gottes und das erlösende Erscheinen unseres Heilandes unter den Menschen zu verkünden, so daß sich durch ihn tatsächlich das Prophetenwort138 erfüllte: „Äthiopien streckte seine Hand nach Gott aus.“ In jener Zeit erwies sich Paulus, das Gefäß der Auserwählung, „als Apostel nicht von Menschen oder durch Menschen, sondern durch Offenbarung Jesu Christi selbst und Gottes, des Vaters, der ihn von den Toten auferweckt hatte“;139 der Berufung war er nämlich durch ein Gesicht und durch eine Stimme, welche während der Offenbarung zu ihm sprach, gewürdigt worden.

2. Kap. Der Eindruck der von Pilatus mitgeteilten Lehre Christi auf Tiberius.


. Nachdem die wunderbare Auferstehung und Himmelfahrt unseres Erlösers den meisten bereits bekannt geworden war, erstattete Pilatus gemäß der alten Gewohnheit der Provinzbeamten, über die neuen Vorfälle den Inhaber der kaiserlichen Gewalt zu unterrichten, auf daß dieser über kein Ereignis in Unkenntnis bleibe, dem Kaiser Tiberius Bericht über die allen Bewohnern von ganz Palästina bereits bekannten Vorgänge bei der Auferstehung unseres Heilandes Jesus sowie über seine anderen ihm zur Kenntnis gekommenen Wunder und über den Glauben der Menge, welche ihn bereits seit seiner Auferstehung von den Toten für einen Gott hielt. Tiberius soll nun die Angelegenheit an den Senat gebracht, dieser aber die Sache abgewiesen haben. Der [[@Page:64]] Senat habe zwar vorgegeben, er hätte die Sache nicht zuvor erst prüfen können; nach altem Gesetze durfte nämlich jemand bei den Römern nur unter Zustimmung und durch Beschluß des Senates als Gott erklärt werden. In der Tat aber hat der Senat die Sache abgewiesen, weil die Heilslehre der göttlichen Predigt gar nicht einer Begutachtung und Bekräftigung von menschlicher Seite bedurfte. Obwohl nun der römische Senat den über unseren Erlöser erstatteten Bericht abwies, soll Tiberius, an seiner früheren Meinung festhaltend, nichts Böses gegen die Lehre Christi unternommen haben. So erzählt Tertullian, der in den römischen Gesetzen sehr bewandert war, sich auch sonst auszeichnete und zu den vorzüglichsten Männern Roms gehörte, in der in römischer Sprache von ihm geschriebenen, ins Griechische übersetzten Verteidigungsschrift für die Christen. Wörtlich sagt er also:140 „Um auch von dem Ursprung solcher Gesetze zu sprechen, bemerken wir: es war eine alte Bestimmung, daß der Kaiser niemanden als Gott verehren darf, der nicht zuvor vom Senate approbiert ist. Dementsprechend tat Markus Ämilius, als es sich um den Gott Alburnus handelte. Wenn bei euch das Gott-Sein auf Grund menschlichen Gutachtens zuerkannt wird, so gereicht dies unserer Sache zum Vorteil. Wenn ein Gott einem Menschen nicht gefällt, wird er nicht Gott. Demnach wäre es also notwendig, daß der Mensch Gott gnädig ist. Tiberius, unter welchem sich der christliche Name in der Welt ausbreitete, machte daher, als ihm diese Lehre aus Palästina, wo sie ihren Anfang genommen hatte, gemeldet wurde, dem Senate Mitteilung mit dem offenen Geständnis, daß er an der Lehre Gefallen habe. Der Senat jedoch verwarf sie, weil er sie nicht (zuvor) geprüft hätte. Tiberius aber verharrte bei seiner Ansicht und bedrohte die Ankläger der Christen mit dem Tode.“ Die himmlische Vorsehung gab ihm für-[[@Page:65]]sorgend diesen Entschluß ein, damit das Wort des Evangeliums sich überall auf Erden ungehindert ausbreitete.141

3. Kap. Die rasche Ausbreitung der christlichen Lehre über die ganze Welt.


. Mit einem Male also erleuchtete das erlösende Wort gleich einem Sonnenstrahle die ganze Welt mit himmlischer Macht und Kraft. Sofort „verbreitete sich“, wie die göttliche Schrift142 verkündet hatte, „über die ganze Erde die Stimme“ seiner gottbegnadeten Evangelisten und Apostel „und ihre Worte bis an die Grenzen des Erdkreises“. In allen Städten und Dörfern erstanden mit einem Male von Tausenden besuchte, vollbesetzte Kirchen gleich gefüllten Scheunen. Diejenigen, deren Seelen infolge eines durch Vererbung überkommenen Übels von der alten Krankheit des abergläubischen Götzendienstes gefesselt waren, wurden in der Kraft Christi durch die Lehre seiner Schüler sowie auch durch ihre Wunder wie von schrecklichen Tyrannen befreit und aus düstersten Gefängnissen erlöst, so daß sie die ganze teuflische Vielgötterei verwarfen, sich nur noch zu dem einen Gott, dem Weltschöpfer, bekannten und ihn nach den Bestimmungen wahrer Frömmigkeit in gottgewolltem, vernünftigem, von unserem Erlöser dem menschlichen Leben übermitteltem Gottesdienste verehrten. Die göttliche Gnade wurde nämlich nunmehr auch über die übrigen Völker ausgegossen. Zunächst nahm zu Cäsarea in Palästina Kornelius mit seinem ganzen Hause auf Grund göttlicher Offenbarung und infolge des Wirkens Petri den christlichen Glauben an,143 sodann noch zahlreiche Heiden in Antiochien, welchen die zur Zeit der Verfolgung des Stephanus zerstreuten Jünger gepredigt hatten. Da die Kirche zu Antiochien damals blühte und erstarkte und ihr sehr zahlreiche Propheten aus Jerusalem, unter denen [[@Page:66]] Barnabas und Paulus waren, und außerdem noch eine Menge Brüder zuströmten, erhielten ihre Glieder gewissermaßen als frischsprudelnde und belebende Quelle damals zum ersten Male den Namen Christen. Als Agabus, einer der dortigen Propheten, eine Hungersnot voraussagte, wurden Paulus und Barnabas abgeschickt, um sich den Brüdern zur Verfügung zu stellen und ihnen zu helfen.144

4. Kap. Nach dem Tode des Tiberius bestraft Gaius den Herodes mit dauernder Verbannung und macht Agrippa zum König der Juden.


. Tiberius starb nach einer Regierung von ungefähr 22 Jahren. Gaius, der nach ihm die Regierung übernahm, übertrug sofort Agrippa das Diadem und die Herrschaft über die Juden, indem er ihn zum König über die Tetrarchien des Philippus und Lysanias ernannte. Diesen Tetrarchien fügte er zu seinen Gunsten bald auch noch die des Herodes bei, nachdem er diesen, der aus der Leidensgeschichte des Erlösers bekannt ist, zugleich mit seiner Gemahlin Herodias auf Grund zahlreicher Beschuldigungen zu dauernder Verbannung verurteilt hatte. Dies bezeugt Josephus.145

Zur Zeit des Gaius gewann Philo größtes Ansehen. Nicht nur von uns, sondern auch von den Außenstehenden wird er zu den Gebildetsten gerechnet. Der Abstammung nach war er zwar ein Hebräer, doch stand er in nichts den angesehensten Größen in Alexandrien nach. Wie oft und wie sehr er sich um die heimatliche Theologie bemühte, hat er allen durch seine Werke bewiesen. Es ist auch überflüssig zu sagen, daß er in der Philosophie und in den freien Wissenschaften der Heiden bewandert war; denn wie erzählt wird, übertraf er alle seine Zeitgenossen in seinem Eifer und seiner Begeisterung für die platonische und die pythagoreische Philosophie.


5. Kap. Philo übernimmt für die Juden eine Gesandtschaft an Gaius.


. In fünf Büchern146 berichtet Philo über die Drangsale der Juden zur Zeit des Gaius. Daselbst erzählt er von [[@Page:67]] dem Wahnsinn des Gaius, seiner Selbstvergöttlichung, seinen tausenderlei verbrecherischen Regierungshandlungen, von den Leiden, denen die Juden unter ihm ausgesetzt waren, ferner von seiner eigenen Gesandtschaftsreise nach Rom zugunsten seiner Landsleute in Alexandrien, endlich von seinem Eintreten für die väterlichen Gesetze in Gegenwart des Gaius, was ihm nur Gelächter und Spott eintrug, ja fast das Leben gekostet hätte. Auch Josephus berichtet hierüber. Im achtzehnten Buche der „Altertümer“ schreibt er wörtlich also:147 „Als es in Alexandrien unter den dort wohnenden Juden und den Heiden zu einem Aufstand gekommen war, wurden aus beiden aufständischen Parteien je drei Gesandte148 ausgewählt, welche vor Gaius erschienen. Einer der alexandrinischen Gesandten war Apion. Dieser hatte die Juden wiederholt beschimpft und u. a. gegen sie den Vorwurf erhoben, daß sie die Ehrung des Kaisers unterließen. Denn während alle anderen Untertanen des römischen Reiches dem Gaius Altäre und Tempel errichteten und ihn auch sonst in jeder Beziehung gleich den Göttern achteten, hielten es die Juden allein für schändlich, ihn durch Bildsäulen zu ehren und bei seinem Namen zu schwören. Nachdem Apion zahlreiche schwere Anschuldigungen erhoben hatte, durch welche er Gaius zu reizen hoffen konnte, begann Philo, der Führer der jüdischen Gesandtschaft, ein weit und breit berühmter Mann, der Bruder des Alabarchen Alexander,149 ein wohlbewanderter [[@Page:68]] Philosoph, die Anklagen zu widerlegen. Doch Gaius hinderte ihn daran, da er ihm gebot, sofort abzutreten. In seinem Jähzorne hatte er offenbar Schlimmes gegen sie im Sinne. Tief gekränkt trat Philo ab. Zu den Juden seiner Umgebung sagte er: „Seid guten Mutes! Gaius zürnt euch zwar, aber seinem Wirken zürnt bereits Gott.“150 Soweit Josephus. Philo selbst teilt in seiner Schrift „Die Gesandtschaft“151 genau im einzelnen sein damaliges Verhalten mit. Das meiste hiervon will ich jedoch übergehen, um den Lesern nur ein deutliches Bild von den Schicksalen zu geben, welche über die Juden wegen ihrer Verbrechen an Christus entweder sofort oder alsbald hereingebrochen sind. Zunächst erzählt er, daß unter Tiberius in Rom Seianus, welcher damals auf den Kaiser großen Einfluß hatte, sich eifrig bemühte, das ganze Volk völlig zu vertilgen, daß ferner in Judäa Pilatus, unter dem der Erlöser leiden mußte, die Juden in höchste Aufregung versetzte, indem er sich an dem damals noch in Jerusalem bestehenden Tempel in einer vom jüdischen Standpunkt aus frevelhaften Weise vergriff.

6. Kap. Das schwere Schicksal der Juden nach ihrem Frevel an Christus.


. Nach dem Tode des Tiberius habe Gaius die Herrschaft erlangt. Dieser habe gegen zahlreiche Personen viel gefrevelt, ganz besonders aber das ganze jüdische Volk schwer mißhandelt. Philos Worte ermöglichen [[@Page:69]] einen kurzen Überblick. Wörtlich schreibt er:152 „Furchtbar wütete Gaius gegen alle, vor allem aber gegen das Geschlecht der Juden. In seiner maßlosen Erbitterung gegen dieses eignete er sich dessen in den anderen Städten gelegenen Bethäuser an, in Alexandrien den Anfang machend, und füllte sie mit Bildern und Statuen seiner eigenen Person; denn dadurch, daß er anderen ihre Aufstellung gestattete, errichtete er sie eigentlich selber. In der Heiligen Stadt selbst änderte und gestaltete er den Tempel, der bis dahin noch unberührt geblieben war und sich völliger Unverletzlichkeit erfreut hatte, zu seinem persönlichen Heiligtum um, damit er Tempel des Gaius, des neuen, sichtbaren Jupiter, genannt werde.“ Noch tausend furchtbare, aller Beschreibung spottende Schicksale, welche die Juden unter dem erwähnten Gaius in Alexandrien trafen, erzählt derselbe Philo in dem zweiten Buche des Werkes, das er „Über die Tugenden“ betitelt hatte. Mit ihm stimmt Josephus überein, der ebenfalls erklärt, daß mit den Zeiten des Pilatus und den Verbrechen an dem Erlöser das Unglück des ganzen Volkes begonnen habe. Vernimm, wie sich derselbe in dem zweiten Buche des „Jüdischen Krieges“ äußert! Wörtlich sagt er:153 „Pilatus, der von Tiberius als Prokurator nach Judäa geschickt worden war, ließ verhüllte Bilder des Kaisers bei Nacht nach Jerusalem bringen, welche Paniere heißen. Dies veranlaßte bei Tagesanbruch eine gewaltige Bestürzung unter den Juden. Diejenigen, welche in der Nähe der Bilder standen, erklärten mit Entsetzen, ihre Gesetze seien mit Füßen getreten; denn diese gestatteten nicht, ein Bild in der Stadt aufzustellen.“ Vergleicht man diesen Bericht mit der Erzählung der Evangelien,154 dann sieht man daß sich die von den Juden vor Pilatus selbst gestellte Forderung, sie wollen nur den Kaiser als König haben, gar bald erfüllte. Von einem anderen Unfall, der die Juden hierauf traf, erzählt der gleiche Geschichtschrei-[[@Page:70]]ber mit folgenden Worten:155 „Hierauf verursachte er eine neue Bestürzung dadurch, daß er den heiligen Platz, Korban genannt, für eine Wasserleitung benützte, welche sich auf ungefähr 300 Stadien belief. Daraufhin wurde das Volk erbittert, und als Pilatus nach Jerusalem kam, umringten ihn alle schreiend. Dieser aber hatte ihren Tumult vorausgesehen und deshalb unter die Menge seine bewaffneten, aber in einheimische Kleider gehüllten Soldaten verteilt mit der Weisung, vom Schwerte keinen Gebrauch zu machen, wohl aber die Schreier mit Prügeln niederzuhauen. Nun gab er ihnen vom Richterstuhle aus das verabredete Zeichen. Viele Juden verloren ihr Leben unter den Streichen, viele auf der Flucht unter den Tritten der eigenen Landsleute. Das Schicksal der Getöteten brachte die entsetzte Menge zum Schweigen.“ Josephus belehrt uns, daß in Jerusalem außerdem noch zahlreiche andere Tumulte entstanden, und zeigt, daß von jener Zeit an in der Stadt und in ganz Judäa Aufstände und Kriege und Bedrückungen über Bedrückungen kein Ende nehmen wollten, bis schließlich die Belagerung unter Vespasian über die Juden hereinbrach. So wurden diese für ihre Frevel an Christus von der göttlichen Strafe ereilt.

7. Kap. Der Selbstmord des Pilatus.


. Wissenswert ist es, daß auch Pilatus, der zur Zeit des Erlösers lebte, nach dem Berichte der Geschichte unter Gaius, dessen Zeiten wir behandeln, von solchem Unglück heimgesucht wurde, daß er in der Not Hand an sich legte und zu seinem eigenen Richter wurde. Nicht lange ließ, wie es sich gehörte, die göttliche Gerechtigkeit ihm gegenüber auf sich warten. So erzählen jene Griechen, welche zugleich mit den Olympiaden eine chronologische Aufzählung der Ereignisse gaben.

8. Kap. Die Hungersnot unter Klaudius.


. Nachdem Gaius nicht volle vier Jahre die Herrschaft innehatte, folgte ihm als Alleinherrscher Klau-[[@Page:71]]dius. Da unter ihm wie auch die uns fernstehenden Geschichtschreiber156 in ihren Schriften berichten, eine Hungersnot den Erdkreis heimsuchte, ging die von der Apostelgeschichte erwähnte Weissagung des Propheten Agabus, eine Hungersnot werde über die ganze Erdekommen, in Erfüllung. Die Hungersnot unter Klaudius wird von Lukas in der Apostelgeschichte erwähnt, wo er erzählt,157 daß die Brüder in Antiochien das, was jeder gut entbehren konnte, durch Paulus und Barnabas andie Brüder in Judäa geschickt haben.

9. Kap. Der Martertod des Apostels Jakobus.


. Lukas fügt bei:158 „Zu jener Zeit — d. i. unter Klaudius — wandte sich König Herodes gegen einige Glieder der Kirche und ließ Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwerte hinrichten.“ Über diesen Jakobus berichtet Klemens im siebten Buche der Hypotyposen eine erwähnenswerte Geschichte als von den Vorfahren erhaltene Überlieferung. Er erzählt, daß der, welcher ihn dem Richter ausgeliefert habe, beim Anblick seines Bekennermutes sich zum Christentum bekannt habe. „Nun wurden“ — so sagt er — „beide zusammen abgeführt. Unterwegs bat jener den Jakobus um Verzeihung. Dieser zögerte ein wenig, dann antwortete er: ‚Friede sei mit dir!’ und küßte ihn. So wurden beide zugleich enthauptet.“ Wie die göttliche Schrift erzählt, ließ Herodes, als er sah, daß die Hinrichtung des Jakobus den Juden Freude machte, auch Petrus ergreifen und in Fesseln werfen. Und er hätte an ihm auch das Todesurteil vollzogen, wenn nicht Petrus infolge himmlischer Erscheinung wunderbar durch einen nachts vor ihn tretenden Engel aus den Ketten befreit und dem Predigtberufe zurückgegeben worden wäre. So offenbarte sich die Vorsehung an Petrus.159

10. Kap. Herodes Agrippa wird für die Verfolgung der Apostel sofort von Gott bestraft.


. Das, was dem König für sein Einschreiten gegen die Apostel gebührte, ließ nicht lange auf sich warten. [[@Page:72]] Sofort ereilte ihn der rächende Bote der göttlichen Gerechtigkeit, und zwar, wie die Apostelgeschichte160 erzählt, gleich nach seinem Anschlag auf die Apostel, als er nach Cäsarea kam und daselbst an einem hohen Festtage in glänzendem königlichen Gewande vor dem Volke vom Throne herab eine feierliche Ansprache hielt. Als nämlich das ganze Volk seinen Worten Beifall schenkte, als wären sie nicht von einem Menschen, sondern von Gott gesprochen, schlug ihn, wie die Geschichte berichtet, sofort ein Engel des Herrn, so daß er, von Würmern zerfressen, seinen Geist aufgab. Man muß sich wundern, wie auch bezüglich dieses seltsamen Vorfalles mit der göttlichen Schrift der deutlich seinen Wahrheitssinn ehrende Bericht des Josephus im neunzehnten Buche seiner „Altertümer“ übereinstimmt. Daselbst führt er die wunderbare Geschichte mit folgenden Worten aus:161 „Drei Jahre nachdem er (Agrippa) die Herrschaft über ganz Judäa erhalten hatte, kam er nach Cäsarea, das früher Stratonturm hieß. Hier veranstaltete er zu Ehren des Kaisers Schauspiele, weil er wußte, daß eben Festtage für das Wohlergehen desselben gefeiert würden. Eine Menge durch Rang und Würde ausgezeichneter Personen der Provinz war zum Feste herbeigeströmt. Am zweiten Tage der Schauspiele begab er sich in einem kunstvoll ganz aus Silber gewirkten Gewande bei Tagesanbruch ins Theater. Da funkelte und schimmerte das Silber in den ersten Sonnenstrahlen so wunderbar, daß sein Glanz schreckte und das Auge blendete. Alsbald jubelten ihm die Schmeichler bald hier, bald dort mit keineswegs glückbringenden Worten zu, soferne sie ihn als Gott bezeichneten und zu ihm beteten: ‚Sei uns gnädig! Wenn wir dich bisher auch nur als Menschen geehrt haben, von jetzt ab bekennen wir es jedoch, daß du mehr bist als ein sterbliches Wesen.’ Der König machte ihnen deswegen keinen Vorwurf und wies ihre [[@Page:73]] gotteslästerliche Schmeichelei nicht zurück. Als er aber bald darauf nach oben schaute, gewahrte er über seinem Haupte einen Engel, und sogleich erkannte er, daß dieser ein Unglücksbote sei, wie er seinerzeit ein Glücksbote gewesen war, und wurde in seinem Herzen von Schmerz ergriffen. Sofort traten Unterleibsbeschwerden auf welche mit großer Heftigkeit einsetzten. Seine Freunde anblickend sagte er: ‚Ich, euer Gott, muß nunmehr aus dem Leben scheiden. Das Schicksal zeigt plötzlich, daß eure soeben an mich gerichteten Worte Lüge sind: Ihr nanntet mich unsterblich, und nun muß ich sterben. Doch muß man sein Schicksal hinnehmen, wie es von Gott bestimmt ist. Habe ich doch keineswegs in kümmerlichen Verhältnissen, sondern in höchstem Glanze gelebt.’ Während dieser Worte wurde er noch mehr von Schmerzen gepeinigt. Eilig verbrachte man ihn in seinen Palast. Und überall verbreitete sich die Kunde, daß er gar bald sterben müsse. Sogleich warf sich die Menge mit Weibern und Kindern nach väterlichem Brauch auf Säcke und flehte zu Gott für den König. Alles war voll Klagen und Weinen. Der König, welcher in einem hochgelegenen Zimmer lag und sehen konnte, wie unten das Volk auf dem Boden lag, blieb selbst nicht ohne Tränen. Noch fünf Tage lang wurde er ununterbrochen von Unterleibsbeschwerden gequält, dann verschied er im 54. Jahre seines Lebens und im siebten seiner Regierung. Vier Jahre war er König unter Kaiser Gaius, und zwar regierte er drei Jahre über die Tetrarchie des Philippus, im vierten auch noch über die des Herodes. Drei Jahre fielen in die Zeit der Alleinherrschaft des Kaisers Klaudius.“ Ich muß mich wundern, daß Josephus da und dort wahrheitsgetreu mit den göttlichen Schriften übereinstimmt. Sollten aber einige meinen, es bestünde ein Gegensatz in der Benennung des Königs,162 so ist zu sagen: sowohl die Zeit als die Tatsachen bezeugen, daß es sich um eine [[@Page:74]] und dieselbe Person handelt; entweder wurde infolge eines Schreibfehlers der Name verändert, oder aber eine und dieselbe Person hatte, wie es oft der Fall ist, zwei Namen.

11. Kap. Der Betrüger Theudas.


. In der Apostelgeschichte163 läßt Lukas den Gamaliel bei Untersuchung der Apostel sagen, zur erwähnten Zeit sei Theudas aufgetreten und habe sich als Autorität ausgegeben, doch sei er getötet und seien alle seine Anhänger zerstreut worden. Hören wir nun auch hierüber den Bericht des Josephus! In dem erwähnten Werke164 erzählt er wörtlich also: „Als Fadus Prokurator in Judäa war, überredete ein Betrüger, namens Theudas, eine sehr große Menge, ihm mit Hab und Gut an den Jordan zu folgen. Er gab sich nämlich als Prophet aus und behauptete, er werde mit seinem Worte den Fluß teilen und ihnen einen leichten Durchzug ermöglichen. Mit solchen Worten täuschte er viele. Doch Fadus ließ ihnen ihre törichte Freude nicht, sondern schickte gegen sie eine Schwadron Reiter, welche sie unerwartet überfiel und viele teils tötete, teils lebendig gefangennahm. Dem Theudas, der ebenfalls lebendig in ihre Hände fiel, schnitten sie den Kopf ab, um ihn nach Jerusalem zu bringen.“165 Im Anschluß an diesen Bericht erwähnt Josephus die Hungersnot unter Klaudius mit folgenden Worten.166

12. Kap. Helena, die Königin von Adiabene.


. „In jener Zeit trat in Judäa die große Hungersnot auf, während welcher die Königin Helena um große [[@Page:75]] Summen Getreide in Ägypten ankaufte, um es unter die Dürftigen zu verteilen.“ Dieser Bericht stimmt mit dem der Apostelgeschichte167 überein, welche erzählt, die Jünger in Antiochien hätten beschlossen, daß jeder, der gut etwas entbehren könnte, dementsprechend die in Judäa wohnenden Jünger unterstützen sollte. Und tatsächlich hätten sie durch Barnabas und Paulus Unterstützungen an die Ältesten geschickt. Von Helena, welche der Geschichtschreiber erwähnt, werden noch jetzt herrliche Säulen außerhalb der heutigen Stadt Älia gezeigt. Als Königin soll sie über das Volk der Adiabener168 regiert haben.

13. Kap, Simon, der Magier.


. Als sich der Glaube an unseren Heiland und Herrn Jesus Christus bereits über die ganze Menschheit ausbreitete, suchte der Feind des menschlichen Heiles die Hauptstadt an sich zu reißen. Er machte sich daher hinter den oben169 erwähnten Simon und unterstützte ihn in seinen trügerischen Kunststücken. So gewann er zahlreiche Bewohner Roms für seinen Irrtum. Zeuge hierfür ist Justinus, welcher bald nach den Aposteln sich in unserer Lehre ausgezeichnet hatte. Bei Gelegenheit werde ich noch das Notwendige über ihn mitteilen. In seiner ersten Apologie an Antoninus schreibt er also:170 „Nach der Himmelfahrt unseres Herrn schickten die bösen Geister einige Menschen aus, welche sich für Götter ausgaben. Diese wurden von euch nicht nur nicht verfolgt, sondern sogar durch Ehren ausgezeichnet. Zu diesen gehörte ein gewisser Simon aus dem Dorfe Gitthon in Samaria. Unter Kaiser Klaudius wirkte er durch die Kraft der in ihm tätigen Dämonen Zauberstucke, in eurer Kaiserstadt wurde er für einen Gott gehalten, und [[@Page:76]] durch eine Bildsäule im Tiber zwischen den beiden Brücken habt ihr ihn als Gott geehrt; denn es wurde ihm die römische Aufschrift gewidmet: Simoni deo sancto, d. i.: ‚Dem heiligen Gott Simon’.171 Fast alle Sama-ritaner, außerdem auch noch einige aus anderen Völkern bekennen und verehren ihn als ersten Gott. Eine gewisse Helena, welche damals mit ihm umherzog, früher aber in Tyrus in Phönizien sich in einem Hurenhause preisgegeben hatte, nennen sie seinen ersten Gedanken.“ Soweit Justinus. Mit ihm stimmt Irenäus in dem ersten Buche gegen die Häresien172 überein, wo er sowohl über die Person des Simon als über seine gottlose, schmutzige Lehre näher unterrichtet. Doch dürfte es jetzt überflüssig sein, die Lehre darzulegen. Denn wer will, kann das Erscheinen und das Leben der nach Simon der Reihe nach aufgetretenen Sektenstifter sowie ihre falschen Lehrsätze und die allen eigene Lebensweise aus dem erwähnten Buche des Irenäus kennenlernen, wo sie genau überliefert sind. Simon war, wie uns die Überlieferung lehrt, der erste Urheber jeder Häresie. Von seinem Auftreten bis auf unsere Zeit haben die Anhänger seiner Häresie die vernünftige und wegen der Sittenreinheit bei allen berühmte Philosophie der Christen nur geheuchelt. Den Götzendienst, den sie verlassen zu haben scheinen, nehmen sie gleichwohl wieder an. Vor den Gemälden und Bildern sowohl des Simon wie seiner erwähnten Genossin Helena fallen sie nieder und erküh-[[@Page:77]]nen sich, sie mit Weihrauch, Schlacht- und Trankopfern zu verehren. Ihre Geheimnisse, welche nach ihrer eigenen Erklärung den Neuling erregen und nach einer von ihnen aufbewahrten Prophetenschrift erschrecken, sind tatsächlich voll Schrecken, voll von Verrücktheit und Wahnsinn. Ehrenwerte Männer können dieselben nicht nur nicht niederschreiben, sondern wegen des Übermaßes von Schändlichkeit und Scheußlichkeit nicht einmal über die Lippen kommen lassen. Was je an Schmutz und Schande ersonnen worden war, all das wurde noch übertroffen von der überaus scheußlichen Häresie dieser Leute, welche mit erbärmlichen und tatsächlich in allen Wassern gewaschenen Weibern ihren Unfug treiben.

14. Kap. Die Predigt des Apostels Petrus in Rom.


. Diesen Simon, den Vater und Urheber solcher Schändlichkeiten, stellte damals die schlimme, dem Guten abholde und den Menschen wegen ihrer Erlösung mißgünstige Kraft als gewaltige Gegenmacht gegen die großen, gotterleuchteten Apostel unseres Erlösers auf. Doch die göttliche, himmlische Gnade half ihren Dienern. Durch das Erscheinen und Auftreten derselben löschte die Gnade rasch die angefachte Flamme des Bösen aus, indem sie durch jene Männer alles, was sich hochmütig gegen die Erkenntnis Gottes erhob, verdemütigte173 und überwand. Daher hatte weder das Beginnen des Simon noch das irgendeines anderen damals aufgetretenen Mannes in jenen apostolischen Zeiten Bestand. Der Glanz der Wahrheit und das göttliche Wort selbst, das vor kurzem vom Himmel herab den Menschen geleuchtet hatte, sich auf Erden ausbreitete und in den Aposteln wirkte, gewann über alles Sieg und Macht. Nachdem der erwähnte Betrüger zuerst vom Apostel Petrus in Judäa seiner bösen Taten überführt worden war, ergriff er alsbald die Flucht und begab sich, in seinem Geiste von einem göttlichen wunderbaren Lichte geblendet, auf eine große Seereise vom Osten nach Westen in der Meinung, [[@Page:78]] nur dort ein Leben nach Wunsch führen zu können. Nach seiner Ankunft in der Stadt der Römer hatte er infolge energischer Unterstützung von seiten der dort lauernden Macht in kurzer Zeit in seinen Unternehmungen solchen Erfolg, daß er von den Bewohnern wie ein Gott durch Errichtung einer Bildsäule geehrt wurde. Doch nicht lange dauerte sein Erfolg. Denn noch unter der Regierung des Klaudius führte die allgütige und so barmherzige, alles beherrschende Vorsehung sofort Petrus, den gewaltigen und großen unter den Aposteln, der infolge seiner Tüchtigkeit der Wortführer aller anderen war, nach Rom, um gegen diese gefährliche Pest des Lebens aufzutreten. Wie ein tapferer Feldherr Gottes, mit göttlichen Waffen ausgerüstet, brachte er den kostbaren Schatz des geistigen Lichtes aus dem Osten nach dem Westen, indem er das Licht selbst und das die Seelen rettende Wort, die Lehre vom Himmelreich, verkündete.

15. Kap. Das Evangelium nach Markus.


. Da sich nunmehr das göttliche Wort dort ausbreitete, erlosch die Macht des Simon und verschwand sofort schon mit seiner Person. So sehr erleuchtete das Licht der Religion die Herzen der Zuhörer des Petrus, daß sie sich nicht damit begnügen wollten, ihn ein einziges Mal nur gehört zu haben, sie wollten von der Lehre seiner göttlichen Predigt auch Aufzeichnungen besitzen. Daher wandten sie sich mit verschiedenen Bitten an Markus, den Verfasser des Evangeliums, den Begleiter des Petrus, er möchte ihnen schriftliche Erinnerungen an die mündlich vorgetragene Lehre hinterlassen. Und sie standen nicht eher von den Bitten ab, als bis sie den Mann gewonnen hatten. So wurden sie die Veranlassung zum sog. Markusevangelium. Nachdem Petrus durch eine Offenbarung des Geistes von dem Vorfalle Kenntnis erhalten hatte, soll er sich über den Eifer der Leute gefreut und die Schrift für die Lesung in den Kirchen bestätigt haben. Klemens hat diese Tatsache im sechsten [[@Page:79]] Buche seiner Hypotyposen berichtet, und mit ihm stimmt Bischof Papias von Hierapolis überein.174 Petrus gedenkt des Markus in seinem ersten Briefe, den er in Rom selbst verfaßt haben soll was er selbst andeutet, indem er diese Stadt bildlich Babylon nennt, wenn er sagt: „Es grüßt Euch die miterlesene Gemeinde in Babylon und Markus, mein Sohn.“175

16. Kap. Markus predigt zuerst den Bewohnern von Ägypten die christliche Erkenntnis.


. Markus soll als erster in Ägypten das von ihm niedergeschriebene Evangelium gepredigt und in Alexandrien selbst als erster Kirchen gegründet haben. So groß war schon beim ersten Beginnen die Menge der daselbst gläubig gewordenen und in größter Enthaltsamkeit und strengster Entsagung lebenden Männer und Frauen, daß Philo ihr Leben, ihre Zusammenkünfte, ihre Mahlzeiten und die ganze übrige Lebensführung einer schriftlichen Darlegung würdigte. Philo soll unter Klaudius in Rom mit Petrus, als er damals den Bewohnern predigte, verkehrt haben.

17. Kap. Der Bericht Philos über die ägyptischen Asketen.


. Dies dürfte nicht unwahrscheinlich sein. Denn die Schrift, von welcher wir sprechen und welche Philo später nach Jahren verfaßt hat, enthält offenbar kirchliche Vorschriften, welche noch heute bei uns beobachtet werden. Da er das Leben unserer Asketen so deutlich wie möglich beschreibt, so dürfte es auch klar sein, daß er die zu seiner Zeit lebenden apostolischen Männer, welche, wie es scheint, aus dem Judentum stammten und daher noch in echt jüdischer Weise die meisten der alten Bräuche beobachteten, nicht nur kannte, sondern auch voll Bewunderung anerkannte. In der Schrift, welche er betitelte „Das beschauliche Leben oder die Flehenden“,176 verwahrt er sich zunächst dagegen, daß er seiner [[@Page:80]] Darstellung über die Tatsachen hinaus noch etwas aus eigenen Bräuchen und eigenem Geiste beifügte.177 Er berichtet sodann, daß man jene Männer Therapeuten und die gemeinsam mit ihnen lebenden Frauen Therapeutriden nenne. Diese Bezeichnung begründet er entweder damit, daß diese Leute gleich Ärzten die Seelen derer, die zu ihnen kommen, von der Sünde der Leidenschaften befreien, um sie zu heilen und gesunden zu lassen, oder damit, daß sie Gott in reinem, lauterem Dienste verehren.178 Ob Philo selbst ihnen diese Bezeichnung beilegt, d. h. sie ganz ihrer Lebensweise entsprechend so benennt, oder ob schon von Anfang an, als der Name „Christen“ noch nicht überall verbreitet war, die Stifter selbst tatsächlich diesen Namen gebrauchten, ist wohl nicht zu erörtern. Philo bezeugt vor allem von ihnen, daß sie auf Besitz verzichteten.179 Er erzählt, daß sie, sobald sie anfingen, sich ihrer Philosophie zu widmen, ihr Vermögen an ihre Verwandten abtraten. Nachdem sie alle Sorgen um das Leben abgeworfen hatten, verließen sie die Mauern (ihrer Städte) und nahmen ihre Wohnungen an einsamen Orten und in Gärten, da sie wohl wußten, daß der Verkehr mit Andersgesinnten unnütz und schädlich ist.180 Im mutigen, glühenden Glauben lebten sie das Prophetenleben derer nach, welche wohl schon dereinst in gleicher Weise als Asketen gelebt hatten. In der als [[@Page:81]] echt anerkannten Apostelgeschichte ist nämlich berichtet, daß alle Schüler der Apostel ihr Hab und Gut verkauften, um es an alle unter Berücksichtigung der Bedürfnisse des einzelnen zu verteilen, so daß es unter ihnen keine Armen gab.181 Die Schrift sagt:182 „Alle nun, welche Grundbesitz oder Häuser hatten, verkauften dieselben und brachten den Erlös und legten ihn zu den Füßen der Apostel, so daß jedem gegeben werden konnte, was er brauchte.“ Nachdem Philo ähnliches berichtet hatte, fährt er wörtlich fort:183 „Das Geschlecht (der Therapeuten) findet sich an vielen Orten auf dem Erdkreise. Sowohl die griechischen als die barbarischen Länder sollten an dem vollkommenen Gute teilhaben. Stark vertreten ist es in Ägypten, und zwar in jedem der sog. Distrikte (νομοί), vor allem in der Umgebung von Alexandrien. Von allen Seiten her ziehen die edelsten Menschen in die Heimat der Therapeuten, um sich anzusiedeln; sie begeben sich an einen sehr günstigen Ort, der jenseits des Mareiasees auf einer etwas sanften Anhöhe infolge seiner Sicherheit und der Reinheit der Luft sehr glücklich gelegen ist.“ Nachdem Philo sodann die Beschaffenheit ihrer Wohnungen beschrieben hat, sagt er von den überall im Lande zerstreuten Versammlungsräumen:184 „In jedem Hause ist ein heiliges Gemach, welches Heiligtum (σεμνεῖον) und Einsamkeit (μοναστήριον) genannt wird. Hier vollbringen sie in Abgeschlossenheit die Geheimnisse ihres würdigen Lebens. Nichts, weder Trank noch Speise, noch sonst etwas, was für den Unterhalt des Leibes notwendig ist, nehmen sie mit sich hinein, sondern Gesetze, von Gott eingegebene Worte der Propheten, Gesänge und anderes, wodurch Weisheit und Frömmigkeit gefördert und vervollkommnet werden.“ Später fährt er also fort:185 „Ihre ganze Zeit zwischen Morgen und Abend gehört der Askese. Sie treiben Philosophie nach Art ihrer Väter, indem sie die [[@Page:82]] heiligen Schriften lesen und allegorisch erklären. Sie halten nämlich die Worte für Sinnbilder einer verborgenen Wahrheit, die sich in Allegorien offenbare. Sie besitzen auch Schriften alter Männer, welche Urheber ihrer Richtung waren und zahlreiche Denkmäler ihrer in Allegorien verborgenen Lehre hinterlassen haben. Sie benützen diese als Muster, um ihre geistige Art nachzuahmen.“ So spricht offenbar ein Mann, der es mit eigenen Ohren hörte, wie sie die heiligen Schriften auslegten. Die bei ihnen gebräuchlichen Schriften der Alten, von denen Philo spricht, dürften wohl die Evangelien, die Schriften der Apostel und wahrscheinlich Erklärungen der alten Propheten sein, wie sie der Brief an die Hebräer und noch mehrere andere Briefe des Paulus enthalten. Über ihre neuen Psalmen schreibt er sodann also:186 „Sie geben sich also nicht nur der Betrachtung hin, sondern verfassen auch Gesänge und Hymnen auf Gott in verschiedenen Versmaßen und Gesangsweisen; doch bedienen sie sich hierbei, wie notwendig, nur würdiger Maße.“ Zwar noch viel anderes Einschlägige behandelt Philo im gleichen Buche. Doch scheint es mir notwendig, nur das zu erwähnen, was für das kirchliche Leben charakteristisch ist. Wenn aber jemand glauben wollte, die erwähnten Bemerkungen bezögen sich nicht auf das evangelische Leben, sie könnten vielmehr auch auf andere als die Genannten passen, so möge er sich wenigstens durch die weiteren Worte Philos belehren lassen, durch welche er, wenn er klar denkt, ein unbestreitbares Zeugnis hierüber erhält. Philo schreibt:187 „Zunächst pflanzen sie in ihre Seele die Enthaltsamkeit gewissermaßen als Grundlage, um dann die übrigen Tugenden darauf zu bauen. Vor Sonnenuntergang dürfte wohl keiner von ihnen Speise oder Trank zu sich nehmen. Denn zu philosophieren betrachten sie als des Lichtes würdig; als der Finsternis würdig dagegen erklären sie die Befriedigung des Körpers. Jenem widme-[[@Page:83]]ten sie daher den ganzen Tag, dieser dagegen nur einen kurzen Teil der Nacht. Einige, in denen ein besonders Verlangen nach Weisheit wohnt, denken erst nach drei Tagen an Nahrung. Wieder andere sind durch die Weisheit, welche reichlich und neidlos ihnen ihre Lehre spendet, so sehr mit Freude und Wonne gesättigt, daß sie noch einmal so lange fasten und kaum alle sechs Tage die notwendige Nahrung zu sich nehmen.“ Unseres Erachtens beziehen sich diese Worte Philos deutlich und unwidersprechlich auf unsere Religion. Wenn aber jemand trotzdem noch hartnäckig widersprechen sollte dann möge er sich bekehren und überzeugen lassen durch noch auffälligere Merkmale, welche nirgends als nur in der christlichen, evangelischen Religion zu finden sind. Wie nämlich Philo erzählt, befinden sich in den erwähnten Kreisen auch weibliche Personen. Die meisten von ihnen waren bejahrte Jungfrauen, welche aber nicht wie manche heidnische Priesterinnen188 aus Zwang die Jungfräulichkeit bewahrten, sondern vielmehr in freiwilligem Entschluß aus eifrigem Verlangen nach Weisheit. Da sie mit der Weisheit zusammenzu-[[@Page:84]]leben strebten, verachteten sie die fleischlichen Freuden und verlangten nicht nach sterblichen, sondern nach unsterblichen Nachkommen, welche nur eine gottliebende Seele aus sich zu gebären vermag. Etwas später schreibt Philo noch deutlicher:189 „Die heiligen Schriften werden von ihnen bildlich durch Allegorien erklärt. Nach Meinung dieser Leute gleicht die ganze Gesetzgebung einem lebenden Wesen, dessen Körper der Wortlaut des Gesetzes, dessen Seele aber der in den Worten verborgene geheime Sinn ist. Diese Stätte begann vor allem in diesen Sinn einzudringen; sie schaute wie in einem Spiegel die sich offenbarende, alle Worte übertreffende Schönheit der Ideen.“ Soll ich außerdem noch ihre gemeinschaftlichen Zusammenkünfte, ihre einheitliche, aber von Männern und Frauen getrennt ausgeführte Beschäftigung190 erwähnen und ihre religiösen Übungen, welche noch bis auf den heutigen Tag bei uns in Brauch sind und welche sich bei uns besonders am Feste des Erlöserleidens191 in Fasten, nächtlichen Wachen und Betrachtungen des göttlichen Wortes zu äußern pflegen? Diese Übungen beschreibt der erwähnte Schriftsteller genau so, wie sie einzig und allein bei uns noch heute beobachtet werden, in seiner Schrift. Er erwähnt die Nachtwachen mit den frommen Übungen am großen Feste192 und die bei uns üblichen Hymnen und berichtet, daß, während ein einziger nach dem Takte würdevoll vorsingt, die übrigen still zuhören und nur am Schlüsse der Gesänge miteinstimmen,193 daß sie an den genannten Tagen auf Stroh am Boden liegen, sich, wie er ausdrücklich schreibt, vollständig des Weines, aber auch jeglicher Fleischspeise enthalten und nur Wasser und dazu Brot mit Salz und Ysop genießen.194 Ferner beschreibt er die Art und Weise, in welcher diejenigen, welche zu genos-[[@Page:85]]senschaftlichen Verrichtungen und Diensten (διακονίαι) und zu der allerhöchsten Würde der Oberaufsicht (ἐπισκοπή) erwählt worden sind, ihres Amtes walten.195 Wer hierüber noch genauere Aufschlüsse wünscht, kann sie aus dem erwähnten Berichte Philos erhalten. Jedem dürfte aber klar sein, daß Philo, als er hierüber schrieb an die ersten Verkündiger der evangelischen Lehre und an die ursprünglichen, von den Aposteln überlieferten Bräuche dachte.196

18. Kap. Die auf uns gekommenen Schriften Philos.


. Beredt in der Sprache und reich an Gedanken, kühn und hochstrebend in der Auslegung der göttlichen Bücher, verfaßte Philo mannigfaltige und verschiedenartige Erklärungen der heiligen Schriften. Zuerst behandelte er der Ordnung und Reihe nach die Ereignisse der Genesis unter dem Titel Allegorische Auslegung der heiligen Gesetze.197

Dann schrieb er Sonderuntersuchungen mit Fragen und Antworten über wichtige Probleme der Bibel, welchen er die entsprechende Überschrift gab:

Untersuchungen und Erklärungen zu Genesis und Exodus.

Weitere Spezialstudien sind: [[@Page:86]] Zwei Bücher über den Ackerbau.198

Zwei Bücher über die Trunkenheit.199

Noch andere Schriften (über die Genesis) mit eigenen, kennzeichnenden Titeln sind:

Segenswunsch und Fluch des nüchternen Noe.200

Die Sprachverwirrung.201

Flucht und Wiederfinden.202

Zusammenkommen um der Nachkommenschaft willen.203

Der Erbe der göttlichen Güter und die Teilung in gleiche, einander gegenüberliegende Stücke.204

Die drei Tugenden, welche Moses nebst anderen beschrieben hat.

Die Namensänderungen und der Grund hierfür.

In der letzten Schrift205 weist er hin auf seine

Zwei Bücher über die Testamente.206

Ferner verfaßte er:

Die Auswanderung207 und Das Leben eines Weisen, der durch Gerechtigkeit vollendet wurde, oder Ungeschriebene Gesetze.

Die Riesen208 oder die Unveränderlichkeit Gottes,209 Fünf Bücher: Die Träume sind nach Moses von Gott gesandt.210

Dies sind seine auf uns gekommenen Abhandlungen über die Genesis. Von den Schriften über das Buch [[@Page:87]] Exodus haben wir die fünf Bücher „Untersuchungen und Erklärungen“ kennengelernt. Dazu kommen:

Die Stiftshütte.

Die zehn Gebote.

Vier Bücher über die Gesetze, welche sich besonders auf die Hauptkapitel der zehn Gebote beziehen.

Die Opfertiere und die Arten der Opfer.

Der im Gesetze für die Guten bestimmte Lohn und die für die Bösen bestimmte Strafe und Rache.

Zu allen diesen Schriften kommen noch Monographien wie

Die Vorsehung.

Die Juden.211

Der Staatsbürger.

Alexander oder Die unvernünftigen Wesen haben Verstand.

Jeder Sünder ist ein Sklave.212

Als Anhang dazu:

Jeder Tugendhafte ist frei.213

Nach diesen Schriften verfaßte Philo:

Das beschauliche Leben oder Die Flehenden.214

Aus dieser Schrift haben wir die Bräuche der apostolischen Männer erwähnt. Eine

Erklärung der im Gesetze und in den Propheten erwähnten hebräischen Namen

soll ebenfalls ein Werk Philos sein. Als er unter Gaius nach Rom kam, verfaßte er die Schrift über den Gotteshaß des Gaius, welcher er mit feiner Ironie den Titel gab:

Tugenden.215

Unter Klaudius soll er diese Schrift dem ganzen römischen Senate vorgetragen haben. Die Folge sei gewesen, [[@Page:88]] daß seine Schriften so sehr bewundert wurden, daß man sie der Aufnahme in die Bibliotheken würdigte.216

Damals, als Paulus von Jerusalem und dessen Umgebung aus bis nach Illyrien wanderte,217 vertrieb Klaudius die Juden aus Rom und landeten Aquila und Priscilla, mit anderen Juden aus Rom ausgewiesen, in Asien, wo sie mit dem Apostel Paulus verkehrten, der die daselbst vor kurzem von ihm gegründeten Kirchen befestigte. So lehrt uns die heilige Apostelgeschichte.218


19. Kap. Unglück der Juden in Jerusalem am Osterfeste.


. Noch unter der Regierung des Klaudius gab es in Jerusalem am Osterfeste einen solchen Aufstand und einen solchen Tumult, daß allein von denen, welche an den Ausgängen des Tempels mit Gewalt zusammengedrängt wurden, 30000 Juden zu Tode getreten wurden und das Fest Trauer im ganzen Volke und Wehklagen in jedem Hause verursachte.219 Auch berichtet Josephus wörtlich:220 „Klaudius setzte Agrippa, den Sohn des Agrippa, als König ein, nachdem er Felix als Prokurator von ganz Samaria und Galiläa und auch von dem sog. Peräa entsandt hatte.“ Nachdem Klaudius 13 Jahre und 8 Monate regiert hatte, starb er und hinterließ Nero die Herrschaft.

20. Kap. Vorfall in Jerusalem unter Nero.


. Unter Nero gerieten, als Felix Prokurator von Judäa war, die Priester unter sich in Streit, worüber Josephus im zwanzigsten Buche seiner „Altertümer“ wörtlich also schreibt:221 „Die Hohenpriester erhoben sich gegen die Priester und die Vornehmsten im Volke zu Jerusalem. Jeder von ihnen sammelte um sich eine Schar kühnster junger Leute und machte sich zu ihrem Führer. Wenn sie aufeinanderstießen, überschütteten sie sich gegen-[[@Page:89]]seitig mit Beschimpfungen und Steinwürfen. Gar niemand war, der eingeschritten wäre. Es herrschte Willkür wie in einem Staate ohne Obrigkeit. Die Hohenpriester gingen in ihrer Rücksichtslosigkeit und Verwegenheit so weit, daß sie es wagten, ihre Diener auf die Tennen zu schicken, damit sie den den Priestern gehörigen Zehnten wegnähmen. Da konnte man es sehen, daß ärmere Priester vor Hunger zusammenbrachen. So sehr hatten Gewalt und Aufruhr die Herrschaft über alles Recht bekommen.“ Zu der gleichen Zeit traten, wie derselbe Schriftsteller erzählt,222 eigenartige Räuber auf, welche am lichten Tage — so berichtet er — und mitten in der Stadt die Passanten ermordeten. Vor allem an Festtagen gesellten sie sich unter die Menge, um mit ihren unter den Gewändern versteckten Dolchen angesehene Personen niederzustechen. Nach vollbrachter Tat nahmen sie an der Entrüstung über den Mord teil. Da sich die Mörder verstellen konnten, blieben sie völlig unentdeckt. Der erste, der als Opfer unter ihren Händen fiel, war der Hohepriester Jonathan. Nach ihm kamen täglich zahlreiche Personen ums Leben. Die Angst war noch schlimmer als der Tod. Wie im Kriege war jeder stündlich auf den Tod gefaßt.

21. Kap. Der in der Apostelgeschichte erwähnte Ägypter.


. Später berichtet Josephus noch:223 „Noch größeres Unglück aber verursachte den Juden der falsche Prophet aus Ägypten. Ein Betrüger war nämlich ins Land gekommen und hatte es verstanden, sich das Ansehen eines Propheten zu verschaffen. Gegen 30000 Menschen, die er betrogen hatte, sammelte er um sich. Nachdem er sie aus der Wüste auf den sog. Ölberg geführt hatte, konnte er mit Gewalt in Jerusalem eindringen und sich nach der Niederwerfung der römischen Besatzung und des Volkes mit Hilfe seiner eigenen Garde zum Herrscher machen. Doch Felix kam seinem Angriff entschlossen entgegen und stellte sich ihm mit seinen römischen [[@Page:90]] Schwerbewaffneten. Auch das ganze Volk nahm an der Abwehr teil. Als es zum Kampfe kam, floh der Ägypter mit einigen wenigen, während die meisten seiner Anhänger niedergemacht und gefangengenommen wurden.“ So erzählt Josephus im zweiten Buche seiner Geschichte. Es lohnt sich, den hier gegebenen Bericht über den Ägypter mit dem der Apostelgeschichte zu vergleichen, in der zur Zeit des Felix der Kommandant in Jerusalem an Paulus, als sich das jüdische Volk gegen ihn erhob, die Worte richtete:224 „Bist du also nicht jener Ägypter, der vor dieser Zeit die 4000 Sikarier aufgewiegelt und in die Wüste geführt hat?“ Solche Vorfälle ereigneten sich unter Felix.

22. Kap. Paulus in Fesseln von Judäa nach Rom überführt; seine Verteidigung und völlige Freisprechung.


. Als Nachfolger des Felix225 entsandte Nero den Festus, unter welchem Paulus jene Verteidigungsrede hielt, welche seine gefesselte Abführung nach Rom veranlaßte.226 Des Paulus Begleiter war Aristarchus, den er mit Recht in einem seiner Briefe227 seinen Mitgefangenen nennt. Lukas, der Verfasser der Apostelgeschichte, schloß dieselbe ab mit dem Bemerken,228 Paulus habe zwei volle Jahre in Rom frei gelebt und ungehindert das Wort Gottes verkündet. Nachdem der Apostel seine Sache vor Gericht verteidigt hatte, soll er wiederum auf Missionsreisen gegangen sein, um dann noch ein zweites Mal in die gleiche Stadt zurückzukehren und im Martyrium sein Leben zu beschließen. Damals nun schrieb er in Ketten den zweiten Brief an Timotheus, in dem er sowohl auf seine frühere Verteidigungsrede als auf sein baldiges Lebensende hinwies. Vernimm sein eigenes Zeugnis hierüber:229 „Bei meiner ersten Verteidigung stand mir niemand zur Seite, sondern alle hatten mich verlassen. Möge es ihnen nicht angerechnet werden! Doch der Herr [[@Page:91]] stand mir bei und stärkte mich, auf daß durch mich die Missionspredigt beendet werde und alle Völker sie hören. Ich wurde aus dem Rachen des Löwen befreit.“ Durch diese Worte gibt er deutlich zu erkennen, daß er das erste Mal, damit seine Missionspredigt vollendet würde, aus dem Rachen des Löwen, womit er wohl Nero wegen seiner Grausamkeit bezeichnete, befreit wurde. Im weiteren Verlauf seines Schreibens sagt er nicht etwa: „Er wird mich aus dem Rachen des Löwen befreien.“ Er sah im Geiste das baldige Ende. Denn mit den Worten „Ich wurde aus dem Rachen des Löwen befreit“ verbindet er die Worte230 „Der Herr wird mich befreien aus jeder bösen Tat und mich erlösen in seinem himmlischen Reiche“, womit er den bevorstehenden Martertod andeutet. Noch deutlicher sagt er denselben in dem gleichen Brief voraus mit den Worten:231 „Bereits werde ich nämlich geopfert, und die Zeit meiner Auflösung steht bevor.“ Im zweiten Briefe an Timotheus232 berichtet nun Paulus, daß, als er ihn schrieb, nur Lukas bei ihm gewesen sei, daß aber während seiner ersten Verteidigung auch Lukas gefehlt habe. Lukas hat demnach offenbar bis zu seinem Beisammensein mit Paulus berichtet und seine Apostelgeschichte mit jener Zeit abgeschlossen. Dies haben wir erzählt, um zu zeigen, daß Paulus nicht während jenes römischen Aufenthaltes, den Lukas erwähnt, den Martertod erlitten hat. Es ist ja wahrscheinlich, daß, da Nero am Anfange noch zugänglicher war, die von Paulus für seinen Glauben gehaltene Verteidigungsrede noch gnädig aufgenommen wurde, und daß erst, als jener auf der Bahn der Frevel vorwärtsschritt, u. a. auch die Apostel ihre Opfer zu bringen hatten.

23. Kap. Der Martertod Jakobus’, des sog. Bruders des Herrn.


. Da Paulus an den Kaiser appelliert hatte und von Festus nach Rom geschickt worden war, sahen sich die Juden um das Ziel, das sie durch ihr Vorgehen gegen Paulus zu erreichen hofften, betrogen. Sie wandten sich [[@Page:92]] daher gegen Jakobus, den Bruder des Herrn, welchem von den Aposteln der bischöfliche Stuhl in Jerusalem zugewiesen worden war. Sie gingen also gegen ihn vor. Sie zitierten ihn und verlangten von ihm, daß er vor dem ganzen Volke den Glauben an Christus abschwöre. Als nun aber Jakobus wider aller Erwarten offen und frei vor der ganzen Menge, wie man es nicht vermutet hatte, bekannte, Jesus, unser Erlöser und Herr, sei der Sohn Gottes, da vermochten sie das Zeugnis dieses Mannes nicht mehr zu ertragen, zumal er überall wegen der Strenge seiner sittlichen und religiösen Auffassung als der gerechteste Mann galt, und sie töteten ihn. Anlaß zu diesem Vorgehen gab ihnen das Fehlen einer höheren Instanz. Da nämlich Festus damals in Judäa gestorben war,233 war das Land ohne Regierung und Verwaltung. Der oben234 angeführte Bericht des Klemens, Jakobus sei von der Zinne des Tempels herabgestürzt und mit einem Stück Holz erschlagen worden, hatte uns bereits Aufschluß über die Art seines Todes gegeben. Am genauesten berichtet über ihn Hegesippus, einer der ersten Nachfolger der Apostel. Er erzählt im zweiten Buche seiner „Erinnerungen“:235

„Die Kirche wurde übernommen von den Aposteln und Jakobus, dem Bruder des Herrn, der von den Zeiten des Herrn an bis auf unsere Tage allgemein der Gerechte genannt wurde; denn es gab noch viele, die den Namen Jakobus führten. Schon vom Mutterleibe an war er heilig. Wein und geistige Getränke nahm er nicht zu sich, auch aß er kein Fleisch. Eine Schere berührte nie [[@Page:93]] sein Haupt, noch salbte er sich mit Öl oder nahm Bad. Jakobus allein war es gestattet, das Heiligtum zu betreten; denn er trug kein wollenes, sondern ein leinenes Gewand. Allein pflegte er in den Tempel zu gehen und man fand ihn auf den Knien liegend und für das Volk um Verzeihung flehend. Seine Knie wurden hart wie die eines Kameles, da er ständig auf den Knien lag, um zu Gott zu beten und ihn um Verzeihung für sein Volk zu bitten. Wegen seiner hervorragenden Gerechtigkeit wurde er der Gerechte genannt; er war ein Oblias, was im Griechischen περιοχὴ τοῦ λαοῦ (Stütze und Halt des Volkes) heißt, und war die Gerechtigkeit, von welcher die Propheten sprechen.236 Einige von den sieben weiter oben (in den ‚Erinnerungen’) erwähnten Sekten237 fragten ihn: ‚Welches ist die Türe Jesu?’238 Er antwortete: ‚Jesus ist der Erlöser.’ Einige von ihnen wurden für den Glauben, daß Jesus der Messias ist, gewonnen. Die erwähnten Sekten glaubten aber weder an die Auferstehung noch an die Vergeltung. Diejenigen von ihnen, welche den Glauben annahmen, verdankten ihn dem Jakobus. Da nun auch von den Führern (des Volkes) viele glaubten, entstand ein Aufruhr unter den Juden, den Schriftgelehrten und Pharisäern, welche erklärten, das ganze Volk laufe Gefahr, Jesus als den Messias zu erwarten. Sie gingen daher zu Jakobus und sagten zu ihm: ‚Wir bitten dich, dem Volke Einhalt zu gebieten; denn es ließ sich von Jesus verführen, da es ihn für den Messias hält. Wir bitten dich: Kläre alle, die zum Osterfeste gekommen sind, über Jesus auf! Dir schenken wir alle Vertrauen. Denn wir und das ganze Volk geben dir das Zeugnis, daß du gerecht und unparteiisch bist. Rede daher dem Volke zu, daß es sich nicht bezüglich der Person Jesu irreführen lasse! Denn das ganze Volk und wir alle schenken dir Vertrauen. Stelle dich auf die Zinne des Tempels, damit du dort [[@Page:94]] oben gesehen und deine Worte vom ganzen Volke leicht verstanden werden! Denn wegen des Osterfestes sind alle Stämme mit den Heiden versammelt.’ Die erwähnten Schriftgelehrten und Pharisäer führten nun Jakobus auf die Zinne des Tempels und riefen ihm zu: ‚Gerechter, dem wir alle folgen wollen! Da das Volk sich von Jesus, dem Gekreuzigten, irreführen läßt, so tue uns kund, wer die Türe Jesu ist!’ Er antwortete mit lauter Stimme: ‚Was fragt ihr mich über den Sohn des Menschen? Er thront im Himmel zur Rechten der großen Kraft und wird kommen auf den Wolken des Himmels:’ Als auf dieses Zeugnis des Jakobus hin viele voll Begeisterung in Lobpreisungen ausbrachen und riefen: ‚Hosanna dem Sohne Davids!’ — da sprachen die gleichen Schriftgelehrten und Pharisäer zueinander: ‚Wir haben ungeschickt gehandelt, da wir Jesus solches Zeugnis verursachten. Doch lasset uns hinaufsteigen und ihn hinabstürzen, damit sie aus Angst nicht an ihn glauben!’ Da sie schrien: ‚Oh, oh, auch der Gerechte hat sich irreführen lassen!’ erfüllten sie die bei Isaias239 geschriebenen Worte: ‚Lasset uns den Gerechten aus dem Wege räumen; denn er ist uns lästig! Sie werden nunmehr die Früchte ihrer Werke genießen.’ Sie stiegen nun hinauf und warfen den Gerechten hinunter. Und sie schrien zueinander: ‚Lasset uns Jakobus, den Gerechten, steinigen!’ Und sie begannen, ihn zu steinigen; denn trotzdem er hinabgestürzt worden war, war er noch nicht tot. Vielmehr richtete er sich auf und betete auf den Knien: ‚Ich bitte dich, Herr, Gott und Vater, verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!’ Während sie ihn noch steinigten, rief ein Priester aus der Familie Rechab, des Nachkommen der Rechabim, welche der Prophet Jeremias240 erwähnt: ‚Haltet ein! Was tut ihr? Der Gerechte betet für euch!’ Da nahm einer aus ihnen, ein Walker, das Holz, womit er die Kleider preßte, und schlug es auf den Kopf des Gerechten. So starb er des [[@Page:95]] Martertodes. Man begrub ihn an derselben Stelle in der Nähe des Tempels. Jakobus war für Juden und Heiden ein glaubwürdiger Zeuge der Messianität Jesu. Bald darauf erfolgte die Belagerung durch Vespasian.“241 In diesen ausführlichen Berichte stimmt Hegesippus mit Klemens überein.

Jakobus war so bewundert und allgemein wegen seiner Gerechtigkeit so gefeiert, daß selbst die Juden, soweit sie noch klar dachten, glaubten, das erwähnte Vorgehen gegen ihn sei die Ursache der bald auf seinen Martertod erfolgten Belagerung von Jerusalem gewesen; nur in dem blutigen Frevel, den sie an ihm begangen hatten, sahen sie den Anlaß ihres Schicksals. Auf jeden Fall trug Josephus kein Bedenken, in seinen Schriften diesen Gedanken zum Ausdruck zu bringen. Er schrieb:242 „Dieses Schicksal widerfuhr den Juden als Rache für Jakobus, den Gerechten, den Bruder Jesu, des sog, Christus; denn obwohl er der Gerechteste war, hatten ihn die Juden getötet.“ Derselbe Geschichtschreiber erzählt auch von dem Tode des Jakobus im zwanzigsten Buche seiner „Altertümer“. Er berichtet:243 „Als der Kaiser von dem Tode des Festus erfahren hatte, entsandte er den Albinus als Prokurator nach Judäa. Der jüngere Ananus, der, wie gesagt, die hohepriesterliche Würde erhalten hatte, war ein außerordentlich stürmischer Draufgänger; er gehörte der Sekte der Sadduzäer an, welche, wie wir schon gezeigt haben,244 als Richter grausamer waren als alle anderen Juden. Dieser Ananus nun glaubte, da Festus gestorben und Albinus erst noch auf der Reise war, die Lage sei für ihn günstig, weshalb er den Hohen Rat einberief und den Bruder Jesu, des sog. Christus, [[@Page:96]] der Jakobus hieß, und noch einige andere Männer vorführen ließ, sie der Gesetzesübertretung beschuldigte und zur Steinigung auslieferte. Alle aber, die als gute Bürger und gewissenhafte Gesetzesmenschen galten, hielten sich darüber sehr auf, und sie schickten heimlich an den König mit der Bitte, er möge dem Ananus wissen lassen, so etwas dürfe nicht mehr geschehen; schon das erstemal habe er nicht recht gehandelt. Einige gingen sogar dem Albinus entgegen, der von Alexandrien her unterwegs war, und klärten ihn darüber auf, daß es dem Ananus nicht erlaubt war, ohne sein Einverständnis die Gerichtssitzung abzuhalten. Albinus schenkte den Worten Gehör, schrieb entrüstet an Ananus und drohte ihm Strafe an. König Agrippa aber entsetzte ihn deswegen seiner hohenpriesterlichen Würde, die er drei Monate bekleidet hatte, und übertrug sie Jesus, dem Sohne des Dammäus.“ Dies ist die Geschichte des Jakobus. Von Jakobus soll der erste der sog. Katholischen Briefe verfaßt sein. Doch ist zu bemerken, daß er für unecht gehalten wird. Denn nicht viele von den Alten haben ihn und den sog. Judasbrief erwähnt, der ebenfalls zu den sog. Katholischen Briefen gehört. Doch ist uns bekannt, daß auch diese beiden Briefe wie die übrigen in den meisten Kirchen öffentlich verlesen worden sind.


24. Kap. Annianus, der erste Bischof von Alexandrien nach Markus.


. Im achten Jahre der Regierung Neros übernahm Annianus als erster nach dem Evangelisten Markus die Leitung der Kirche in Alexandrien.

25. Kap. Die neronische Verfolgung, während welcher Paulus und Petrus in Rom um ihres Glaubens willen die Ehre des Martyriums empfingen.


. Als Nero sich in seiner Herrschaft bereits sicher fühlte, verfiel er auf verbrecherische Ideen und rüstete sich sogar gegen die Verehrung des allmächtigen Gottes. Es liegt nicht im Plane dieser Schrift, seine Ruchlosigkeit zu beschreiben. Da viele Schriftsteller ausführliche Lebensbeschreibungen des Kaisers überliefert haben, so kann jeder, der will, hieraus das verkehrte, wahnsinnige Wesen des sonderbaren Mannes kennenlernen. Denn [[@Page:97]] nachdem er Tausende von Menschen ohne allen Grund hatte beseitigen lassen, ging er in seinem Blutdurst soweit, daß er nicht einmal seine nächsten Verwandten und besten Freunde schonte, sondern sowohl seine Mutter als auch seine Brüder und seine Gattin nebst unzähligen anderen Verwandten auf verschiedene Weise hinrichten ließ, als waren sie seine eigenen oder des Staates Feinde gewesen. Hierüber äußert sich der Römer Tertullian245 also: „Leset eure Geschichtswerke! Dort werdet ihr finden, daß Nero der erste war, der unsere Kirche verfolgte daß er, nachdem er ihr volles Aufblühen in Rom verhindert hatte, furchtbar gegen alle wütete. Wir wollen stolz darauf sein, daß ein solcher Mensch zuerst gegen uns eingeschritten ist. Denn wer Nero kennt, muß wissen, daß nur das, was besonders gut war, von ihm verurteilt wurde.“ Da er sich nun unter den schlimmsten Gottesfeinden besonders hervortun wollte, ließ er sich dazu verleiten, die Apostel hinzurichten. Wie berichtet wird, wurde Paulus eben in Rom unter Nero enthauptet und Petrus gekreuzigt. Dieser Bericht wird bestätigt durch die noch bis heute erhaltenen Namen Petrus und Paulus in den römischen Zömeterien sowie durch einen kirchlich glaubwürdigen Mann, namens Gaius, der unter dem römischen Bischof Zephyrinus lebte und in einem schriftlich überlieferten Dialog mit Proklus,246 dem Haupte der phrygischen Sekte, über die Stätte, wo die heiligen Leiber der genannten Apostel ruhen, sagt: „Ich kann die Siegeszeichen der Apostel zeigen. Du magst auf den Vatikan gehen oder auf die Straße nach Ostia, du findest die Siegeszeichen der Apostel, welche diese Kirche gegründet haben.“ Daß beide Apostel zu gleicher Zeit den Martertod erlitten haben, behauptet Dionysius, Bischof [[@Page:98]] von Korinth, in einem Schreiben an die Römer.247 Er sagt: „Durch eure große Sorgfalt habt ihr die von Petrus und Paulus in Rom und Korinth angelegte Pflanzung miteinander verbunden. Denn beide haben in unserer Stadt Korinth die Pflanzung begonnen und uns in gleicher Weise in Italien gelehrt und zu gleicher Zeit den Martertod erlitten.“ Durch dieses Zeugnis möge meine Erzählung noch mehr beglaubigt werden.

26. Kap. Unzählige Drangsale der Juden; ihr letzter Krieg gegen die Römer. Meine Quellen: Klemens, Tertullian, Josephus, Philo.


. Nachdem Josephus möglichst ausführlich über das Unglück berichtet hat, von dem das ganze jüdische Volk heimgesucht wurde, erzählt er unter vielem anderen ausdrücklich, daß unzählige angesehene Juden gegeißelt und in Jerusalem selbst auf Befehl des Florus gekreuzigt worden seien.248 Dieser war in Judäa Prokurator,249 als sich der Krieg zu entzünden begann, nämlich im zwölften Jahre der Regierung des Nero.250 Sodann berichtet Josephus,251 daß bei dem Abfall der Juden ganz Syrien von einer Erbitterung gegen sie ergriffen worden sei und die Juden überall von den Städtern wie Feinde schonungslos niedergemacht worden seien, so daß die Städte mit unbeerdigten Körpern angefüllt waren. Die Leichen von Greisen und Kindern seien untereinander geworfen worden und die der Frauen haben sogar der schamhaften Bedeckung entbehren müssen. Unbeschreibliches Schicksal habe die ganze Provinz erfüllt. Und noch schlimmer als die überall hereinbrechenden Schrecken sei die Angst vor dem gewesen, was noch bevorstand. So berichtet ausdrücklich Josephus. Dies war die Lage der Juden.

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