ALLGEHIN.DID
Verlag für digitale Unterrichtsvorbereitung
sich im Vergleich mit den anderen Flüchtlingen als Held erwiese, vielmehr
ist sie das Werk eines
Kollektivs. Georg selbst ist eher sogar als Anti-Held konzipiert: viele Komponenten seiner Gestaltung
(Verhaltensweisen, Charaktereigenschaften) weisen darauf hin.
Den Schülern/Innen fällt sehr bald auf, dass der Roman eine recht komplizierte formale Struktur
aufweist. die es ihnen nicht leicht macht, sich in der Handlung zu orientieren. Ein auf den ersten Blick
erkennbares
einfaches Zeit-, Handlungs- und Kompositionsprinzip (sieben Tage, sieben Flüchtlinge,
sieben Kapitel) wird durch andere komplexe Strukturen überlagert.. Durch Zeitsprünge, häufige
Schauplatzwechsel, die Montage knapper szenischer Episoden wird der Eindruck einer äußerst
differenziert erfassten Wirklichkeit vermittelt. Durch die gewählte Form des Erzählens, den häufigen
Perspektivewechsel, durch innere Monologe, Selbstgespräche, erlebte und (seltener)
direkte Rede wird
die erzählte Realität in Geschehnis-, besser: Erlebnis - Fassetten aufgesplittert. Selbst die Faschisten
werden durch die genannten Erzählverfahren in ihrem Handeln verstehbar. Nicht als ob Anna Seghers um
Verständnis für diese Figuren werbe, vielmehr werden die Leser/Innen zu einer Sicht jener Zeit gebracht,
die sich vorschnellen Urteilen generell verschließt.
Da solchermaßen die Schüler/Innen in ihrer Urteilskraft ungewöhnlich
stark gefordert sind, bietet sich
der Roman zur Lektüre erst ab der Klassenstufe 11, besonders aber im Kurssystem (GK oder LK) an.
Zudem wird man dem Inhalt der Romane („Das siebte Kreuz“, „Transit“: panoramatische
Gesellschaftsdarstellung, Epochenanalyse, menschliche Psychogramme)
und ihrer Darstellungsform
(Montagetechnik, unterschiedliche Erzählperspektiven) nicht gerecht, wenn man die Romane bespricht,
ohne dass sie vollständig gelesen sind. Daher scheint es sinnvoll, den Roman/die
Romane etwa drei
Wochen vor der Besprechung im Unterricht zur häuslichen Lektüre aufzugeben, mit Fragestellungen zu
versehen und/oder ein Inhaltsraster (s. EPISODEN.TAB) erstellen zu lassen. Anhand der Materialien
kann die Zeit bis zur eigentlichen Besprechung genutzt werden, um herauszuarbeiten:
•
wie Anna Seghers zu ihrem Stoff gekommen ist,
•
wie
ihr Roman entstanden ist,
•
welche Arbeitsprobleme beim Schreiben eines Zeitromans im Exil zu bewältigen waren,
•
unter welchen Schwierigkeiten er zunächst veröffentlicht wurde,
•
in welchen biografischen Zusammenhängen der Roman zu sehen ist,
•
welche geistesgeschichtlichen, welche historisch-soziologischen Rahmenbedingungen zu bedenken
sind.
Als besonders sinnvoll hat sich gerade bei den beiden vorgelegten Romanen von Anna Seghers „Das
siebte Kreuz“, und „Transit“ eine Zusammenarbeit mit dem Geschichts- oder Politik-Unterricht erwiesen.
Die Zeit des Nationalsozialismus bietet sich ja geradezu an für fächerübergreifende
Projekte, die Zeit
zunehmender psychischer, sozialer und wirtschaftlicher Kälte Asylsuchenden gegenüber für Projekte
interkulturellen Lernens.