Zudem ist sie die „Unterlage“ von Allem, d.h. alles besteht irgendwie aus ihr, aber natürlich
alles, indem es geformt ist, indem es Gestalt hat. Form und Gestalt aber gibt es nur im
Rahmen der drei Hypostasen. So scheint sich die Materie, indem sie als geformte Gestalt
annimmt, in der Tat mit fremden Federn zu schmücken. Die Materie also - das Wesen des
Bösen, des Üblen, bzw. das erste Böse (πρῶτον κακόν).
Es gibt aber auch ein zweites Böses, das natürlich auf das erste zurückgeht, aber eben
nicht das erste selbst ist: „So wären die Körper, soweit ihr Wesen an der Materie teilhat,
das zweite Böse; denn die Gestalt, die sie an sich tragen, ist nicht wahrhaft Gestalt, sie
sind des Lebens beraubt, sie vernichten einander, ihre Eigenbewegung ist ungeordnet, sie
stehen der Seele bei ihrer eigenen Wirksamkeit im Wege, und da sie immer nur
vorüberfließen, entziehen sie sich dem wahren Sein.“ Die Körper, denkt Plotin nur an die
menschlichen? oder an die lebendigen?, jedenfalls ist der Körper in jeder Hinsicht
vergänglich. Sie sind auch nicht wahrhaft Gestalt, weil sie individuell so sehr variieren,
dass der Körper niemals mit den reinen Formen konkurrieren kann. Der Kopf z.B. ist ja
keine reine Sphäre, keine reine Kugel.
Es steht aber um den Körper nun einmal so, dass er ein belebter, d.h. ein beseelter ist.
Wie kann aber etwas, das von einer grundsätzlich guten Seele bewohnt wird, schlecht
sein? Die Seele ist nicht immer rein gut, selbst wenn sie an sich gut ist. Es gibt jedenfalls
in der Seele auch einen vernunftlosen Teil. Wir hatten ja schon gehört, dass der vegetative
Seelenteil sozusagen daran Schuld ist, dass es Materie gibt. Denn dieser Teil der Seele
erzeugt Materie. Dieser vernunftlose Teil der Seele nun „nimmt das Böse in sich auf,
Ungemessenheit und Übermaß und Mangel, und aus ihnen erwächst dann Zuchtlosigkeit
und Feigheit und was es sonst Böses in der Seele gibt, unwillentliche Begebnisse, welche
falsche Vorstellungen erwecken“.
Die Seele aber, die so böse ist, ist nicht die, die sich allein zum Geist wendet und ihn
erblickt. Die das tut, bleibt völlig rein und vom Bösen unangetastet. Es gibt aber auch eine
Seele, die sich vom Geist abwendet, vom Licht abwendet, und sich der Finsternis der
Materie zuwendet. Nun sieht sie etwas, was sie nicht sieht, d.h. nun setzt sie sich der
Dinge aus, die sie dann unwillentlich verfolgt.
Ursache αἰτία des Bösen ist also der Mangel an Gutheit ἔλλειψις τοῦ ἀγαθοῦ. Diese
Bestimmung ist in die Geschichte der Philosophie eingegangen. Augustinus hat diesen
Gedanken in seine Confessiones übernommen. Die Frage, woher das Böse, lautet auf
lateinisch: unde malum? Im dritten Buch der Bekenntnisse heißt es: „Denn ich wußte nicht,
daß das Übel weiter nichts ist als Ausfall/Beraubung an Gut (privatio boni), der schließlich
bis zum Nichtsein (non est) führt. Wie auch hätte ich das einsehen sollen, wo doch mein
Sehen mit den Augen nur bis zu Körpern, mein Sehen mit dem Geiste nur bis zu
Einbildungen reichte?“ Das ist gut Plotinisch, wobei es bei Augustinus an dieser Stelle um
den Irrtum geht, Gott körperlich vorzustellen.
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Es steckt in diesen Ausführungen des Plotin aber auch eine alte ethische Überzeugung
des griechischen Denkens. Alles ist schlecht, dass Anzeichen des ἄπειρον, des
Unbegrenzten, Ungemessenen, Unmäßigen und Übermäßigen ist. D.h. eben auch, dass
alles schlecht und böse ist, das sich in keiner Form hält, das keine Gestalt einnehmen
kann. Es gibt also auch durchaus einen ästhetischen Anklang bei diesen Bestimmungen.
Das hören wir, wenn Plotin schreibt: „Wenn aber jemand auch die außerhalb der Seele
liegenden Dinge als böse ansieht, wie kann er sie auf jene genannte Wesenheit
zurückführen, z.B. Krankheit, Häßlichkeit oder Armut? Nun, Krankheit werden wir als
Mangel oder Überfluß in den materiebehafteten Leibern ansetzen, welche sich Ordnung
und Maß nicht fügen; Häßlichkeit als Materie, die von der Form nicht bewältigt ist; Armut
als Mangel und Beraubung der Dinge, deren wir bedürfen, um der Materie willen, mit der
wir verkoppelt sind und deren Wesen Bedürftigkeit ist.“
Was Plotin über Krankheit sagt, war damals eine allgemeine Überzeugung. Krankheit
bestand in einer Disharmonie der vier Säfte (Temperamentenlehre - Blut, Schleim,
Schwarze Gelle, gelbe Galle). Mangel und Überfluss sind die beiden Titel für diese
Disharmonie. Hässlich wiederum ist etwas, das man als unförmig bezeichnen kann, also
auch hier könnten wir von Asymmetrie und Disharmonie sprechen. Armut wiederum, das
ist klar, besteht im Mangel an Dingen, die wir brauchen.
Der Mangel aber, um den es hier geht, darauf besteht Plotin, ist kein beliebiger, sondern
es muss sich um einen völligen Mangel an Gutheit handeln. Erst dann kann man vom
wirklich Bösen sprechen. Dort, wo es sich nur um ein partiellen Mangel handelt, kann man
nicht vom vollkommen Bösen sprechen. „Ungerechtigkeit“, sagt Plotin, ist nicht das Böse
selbst, sondern es ist ein εἶδος des Bösen.
Zudem macht Plotin darauf aufmerksam, dass nicht der Mensch der Ursprung des Bösen
sei, sondern etwas, was vor dem Menschen schon gegeben sei (wie eben die Materie).
Dabei sind wir dem Bösen nicht einfach ausgeliefert, sondern es gibt Menschen, die, sich
an den Göttern (es gibt für Plotin Götter, denen Materie beiwohnt und Götter, denen keine
Materie beiwohnt) orientierend, dem Bösen entrinnen. Doch das können nicht alle
Menschen, wie er hinzufügt.
Platon hatte im Timaios festgehalten, dass die Materie, eben dass es Materie gibt, einer
gewissen ἀνάγκη, einer Notwendigkeit unterliegt. Das Böse, ist es notwendig? Muss es
das Böse geben? Plotin stellt sich diese Frage tatsächlich. Und zunächst gibt er die
Antwort, dass dort, wo es das Gute gibt, auch dessen Entgegengesetztes, das Böse
geben müsse. Denn Gegensätze bestimmen notwendig das Entgegengesetzte.
Plotin stellt die Fragen: „Aber wieso soll, wenn das Gute da ist, deswegen nun notwendig
auch das Böse vorhanden sein? Vielleicht insofern, als es im All die Materie geben muß?
Denn unser Weltall muß notwendig aus Gegensätzen bestehen; es könnte ja sonst, wenn
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es keine Materie gäbe, nicht existieren.“ Das ist nun eine gute Frage. Zunächst einmal:
warum muss es das Böse notwendig geben? Warum muss es notwendig Materie geben?
Das griechische Wort ἀνάγκη für Notwendigkeit heißt eigentlich soviel wie Zwang. Warum
muss es einen Zwang dafür geben, dass es Materie gibt? Wobei die Frage nach dem
„Warum“ hier sich eigentlich durch eben die Notwendigkeit der Materieexistenz erübrigt.
Es muss ganz offenbar Materie geben. Wer sollte da noch eine Antwort erwarten?
Plotin versucht es: „Man kann aber die Notwendigkeit des Bösen auch auf folgende Weise
festlegen. Da es nicht allein das Gute gibt (sondern auch das, was auf das Gute folgt), so
muß es notwendig für den Prozeß des aus ihm Hervorschreitens, oder wenn man es so
nennen will: des ständigen Hinabschreitens und Wegrückens ein Letztes, ein ἔσχατον,
geben; und eben dies, nach welchem schlechterdings nichts mehr entstehen kann, das ist
das Böse. Nun ist aber das, was auf das Gute folgt, mit Notwendigkeit vorhanden; folglich
auch jenes Letzte; und zwar ist dies die Materie, welche nichts mehr von jenem an sich
hat. Soviel zur Notwendigkeit des Bösen.“ Der Gedankengang ist klar. Er beginnt beim
Einen, dem Guten bzw. dem Überguten. Dieses ist der Ursprung von Allem. Insofern es
aber ein Erstes gibt (nicht temporal verstanden), muss es ein Letztes geben. Nach dem
Letzten kann es nichts mehr geben, das heißt das Letzte darf nicht die Möglichkeit haben,
noch weiteres hervorzubringen.
Das ist deshalb so, um es noch einmal zu wiederholen, weil das Wesen des Bösen in der
Beraubung oder Abwesenheit oder im Mangel liegt. Insofern hat es kein Sein und -
insofern es in der Seele ist - auch kein Leben. Das Böse ist demnach ganz und gar nichtig,
es ist nicht schöpferisch, es ist ganz und gar unfruchtbar. Wie kann auch etwas, das kein
Sein hat, etwas hervorbringen, womit freilich Plotin nicht behaupten will, dass die Materie
nicht existiert. Selbstverständlich existiert Materie.
(Ich übergehe hier ein Thema, das ich schon einmal in einer Vorlesung über die Materie
behandelt habe, nämlich dass es bei Plotin so etwas gibt wie eine zweite Materie, eine
intelligible Materie, was ich für besonders interessant halte, was aber hier keine Rolle
spielen soll.)
Die Frage ist, wie wir mit einer solchen Bestimmung des Bösen umgehen sollen. Schauen
wir uns das Ganze noch einmal genauer an und betrachten wir die zentralen
Gesichtspunkte: das Wesen des Bösen ist eigentlich ein Un-wesen, ein Nichtwesen, es ist
Mangel, Beraubung, Abwesenheit von Gutheit. Damit hat das Böse gleichsam kein
eigenes Sein, es wird ausdrücklich als Nicht-Seiendes bezeichnet, nicht in dem Sinne,
dass das Böse nicht existiert, aber doch in dem Sinne, dass es sich von dem eigentlich
Seienden, den drei Hypostasen abtrennt. Dasjenige Nicht-Seiende, das sich für eine
solche Bestimmung qualifiziert, ist die Materie. Sie ist das erste Böse, Üble. Der Körper,
als wesentlich materieller, ist das zweite Böse. All das ist wichtig.
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Wichtig ist aber auch, dass Plotin die Notwendigkeit des Bösen anerkennt und seine
Existenz dann mit dem Gedanken, dass das Erste, das emanierende Eine in seinem
Abstieg auf ein Letztes stoßen muss, einem Letzten, das selbst nichts mehr emaniert, das
selbst ganz unfruchtbar und unproduktiv ist. Das ist für Plotin, noch einmal gesagt, der
Stoff, die Materie.
Die Fragen, die sich daran anschließen, sind folgende: Entspricht es dem Phänomen des
Bösen und der Bosheit oder meinetwegen auch nur des Üblen und Schlechten, dass es
selbst nichts positiv Bestimmbares ist? Besteht das Böse nur im Nicht-, im Nihil? Und
selbst wenn das stimmt, ist das Nihil- wirklich etwas, das sich nicht als positiv
bestimmbares Nihil bezeichnen lassen muss? Ich meine: natürlich kann man immer
sagen, dass Nichts gibt es nicht, daher brauchen wir uns auch eigentlich nicht mit ihm zu
beschäftigen. Aber entspricht das wirklich dem Nichts, z.B. dem Tod? Ist es zureichend zu
sagen, dass es ja den Tod nicht gibt, um den Tod zu „verstehen“, soweit ein solches
Verständnis möglich ist? Hat der Tod nicht doch ein eigenes Sein? Gibt es nicht doch den
Tod? Gibt es nicht doch das Böse?
Dass das Böse nicht selbst ein Seiendes ist, sondern eben in einem Nicht-Seienden
gegeben ist, ist das Echo eines anderen Gedankens, den wir schon kennengelernt haben.
Ich betonte bereits, dass das Sein und das Gute im Grunde dasselbe sind. Sein und
Seiendes ist Gut-Sein und Gut-Seiendes. Weil eben das erste, das gute Eine, der
Ursprung von Allem ist. Wenn aber das Gute Eine dieser Ursprung ist, wie kann es dann
so etwas wie das Böse geben? Weil das Sein und das Seiende prinzipiell gut sind, muss
das Böse ein Nicht-Sein ein Nicht-Seiendes sein. Ist aber das Schreckliche, der Terror,
nicht ebenso ein Seiendes, wie z.B. die Schönheit?
Gewiss, man könnte darauf verweisen, dass ja der Terror sein Wesen in der Zerstörung
und der Vernichtung hat. Hier wird demnach etwas, was gegeben ist, was ist, gerade
deformiert, es wird ihm in der Tat seine ursprüngliche Verfassung genommen. Ist das nicht
wirklich eine rein negative Tat? Ist das nicht einfach eine Negation, die selbst nichthaft ist?
Andererseits: ist eine Wunde wirklich etwas rein Nicht-Seiendes, etwas, das nicht ist (wohl
aber existiert)? Oder ist eine Wunde nicht ebenso wie ein unversehrter Körper? Kann ich
nicht sagen, dass ich eine Wunde habe, die eine eigene Form und eine eigene Materie
besitzt, eine Wundenform, ein Wundensein? Und wäre das Böse einer solchen Wunde
nicht wirklich etwas Seiendes?
Sind Hitler und Stalin nicht Verkörperungen eines eigenen Wesens des Bösen? Kann man
Hitler in seiner Bosheit dadurch charakterisieren, dass er eben nicht gut war? Dass ihm
ein Gutsein mangelte, wobei dann eben dieses Vernichtende und Zerstörende zu Tage
trat? Ist denn wirklich das Seiende als Seiendes schlechthin gut? Was ist so gut daran,
dass alles, was lebt, sterben muss? Dass es krank sein muss? Dass es den IS und Boko
Haram gibt? Dass es Auschwitz gab? Sind das nicht alles Zeichen dafür, dass es sich die
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gesamte Tradition des metaphysischen Denkens mit der Gleichung Sein = Gut etwas zu
leicht gemacht hat?
Das betrifft nun auch die Frage, inwiefern es philosophisch gelungen ist, die Materie bzw.
den Körper als das zweite Böse zu identifizieren? Keine Frage ist, ob Plotin nicht in
gewissen Schlüssen es nachvollziehbar machen kann, warum er das Böse in der Materie
oder im Körper sieht. Der Körper mit seinen Bedürfnissen und seinen Begierden ist die
Quelle von Gewalt und Krieg, wer wollte das bezweifeln. Ein Wesen, das keinen Körper
hätte, würde nicht vergewaltigen. Ein Wesen, das keinen Körper hätte, würde nicht altern,
würde nicht sterben, es wäre nicht eitel, nicht untreu, nicht geizig, nicht neidisch. Ist es
nicht prinzipiell richtig, den Körper mit dem Bösen in Verbindung zu bringen?
Gewiss, auch das ist richtig. Der Körper ist die Quelle vielen Leids. Doch dass dieses
Faktum überhaupt als solches betrachtet wird, liegt daran, dass wir mit Platon und Plotin
ein anderes zum Körper kennen, eben das Übersinnliche, das, was immateriell ist. Ist es
aber philosophisch überhaupt möglich, von der Differenz zwischen einem Übersinnlichen
und einem Sinnlichen auszugehen? Gehen wir davon aus, dass die Seele ein
immaterielles Seiendes ist? Gibt es das überhaupt, ein immaterielles Seiendes? Oder
gehen wir nicht doch davon aus, dass Alles, was es gibt, was seiend ist, Natur ist und
daher dem Satz vom zureichenden Grund, d.h. der Kausalität, unterliegt?
Vielleicht gibt es noch etwas, das sich als immateriell seiend ansprechen lässt: die
Bedeutung, der Sinn, die Bedeutungen. Vielleicht gibt es hier in der Tat eine geniale
Intuition im Platonischen und Neoplatonischen Denken. Ist die Bedeutung dessen, was wir
Liebe nennen, wirklich genauso gegeben wie die konkrete Beziehungsform „Liebe“? Das
ist keine schlechte Frage: aber genauso müssen wir einwenden, dass sich solche Fragen
in den konkreten Beziehungsformen der „Liebe“ selten stellen und selten beantwortet
werden. Was ist Liebe? Was ist Tod? Was ist Leben? Was ist Geist? Was ist Schönheit?
Alle diese Fragen betreffen unser Denken, ja, aber nicht unser Denken, insofern es „im
Gehirn“ stattfindet, sondern insofern wir uns anstrengen müssen, diesen Fragen irgendwie
zu begegnen. Und es wird gewiss auch so sein, dass diese und andere Fragen niemals
endgültig beantwortet werden. Sie beschäftigen also nicht nur mich, sondern sie
bedrängen den Menschen seit vielen Jahrhunderten und Jahrtausenden. Selbst der
Materialismus kann ihre Kraft nicht abweisen. Er meint zwar, dass unsere Natürlichkeit
diesen Fragen vorangeht, dass es einen Unterbau gibt, auf dem sich diese Fragen als ein
Überbau aufbauen, doch er kann nicht ganz den Sinn dieser Fragen leugnen.
So gesehen können wir nicht bestätigen, dass die Materie und der Körper das Böse sind.
Sie sind schlechthin vorausgesetzt. Wir sind unserer Körper, wir lieben ihn auch, und das
zurecht. Er ist seiend ohne Zweifel, selbst wenn er endlich ist und einmal sterben wird. Es
ist uns nicht mehr möglich, in dieser Hinsicht Neoplatoniker oder Platoniker zu sein. Wir
haben es mit beidem zu tun, mit den Körpern und mit dem Sinn der Körper. In diesem
Sinne müssen wir auch die Frage offen halten, ob das Sein = gut ist oder ob es nicht doch
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im Grunde eine Art von Hautausschlag der Erde ist. Ganz abgesehen von vielen, vielen
Philosophen, die solche Fragen nicht mehr stellen, weil sie nicht zu beantworten sind.
Leibniz’ Frage: „Ce principe posé: la première question qu’on a droit de faire, sera,
pourquoi il y a plus tȏt quelque chose que rien“. Ist dieses Prinzip vom zureichenden
Grund aufgestellt, so wird die erste Frage, die man mit Recht stellt, die sein: warum gibt es
eher Etwas als Nichts. ist unbeantwortbar genau wie die Frage, warum das Eine
überhaupt ein produzierendes emanierendes Prinzip ist. Fragen, die man nicht
beantworten kann, werden manchmal als unzulässige Fragen betrachtet. Warum sollte
man fragen, ob das Leben einen Sinn hat, wenn eine Antwort unmöglich ist? Gewiss,
daran ist etwas Richtiges. Doch vermutlich kommt der Mensch als Mensch nicht daran
vorbei, sich diese Fragen dann doch einmal zu stellen, so als ob es eben wirklich zu
unserem Charakter gehört, diese Fragen nicht abweisen zu können. Und weil es vielleicht
zu unserem „Wesen“ gehört, solche Fragen zu stellen, ist eine Lektüre der Texte Plotins
nachwievor eine tiefe Erfahrung.
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