Slaby Drei Haltungen Affekt web vorab



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jan slaby – 4-2016



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Nicht verwunderlich angesichts dessen, dass die drei Autor_innen sich auch deutlich 



hinsichtlich ihrer Denk-, Arbeits- und Schreibstile unterscheiden. 

 

3.1. Brian Massumi – Prozessmetaphysiker und Lifestyle-Aktivist 

 

Wie kein anderer steht Brian Massumi für die kulturtheoretische Wende zum Affekt seit den 



1990er Jahren. Sein programmatisch betitelter Aufsatz „The Autonomy of Affect“ (1995) ist 

ein früher Meilenstein des Affekt-Trends. Affekt wird darin auf einer von Kognition, 

Signifikation und bewusster Verarbeitung unabhängigen Ebene intensiver und resonativer 

Relationalität verortet. Es geht um eine körperlich-materielle Prozessualität jenseits der 

Einhegung durch Diskurse, kulturelle Codes oder biologische Funktionen. Die Betonung liegt 

dabei zunächst auf der Intensität

Intensity is beside that loop, a nonconscious, never-to-conscious autonomic remainder. It is 

outside expectation and adaptation, as disconnected from meaningful sequencing, from 

narration, as it is from vital function. It is narratively de-localized, spreading over the 

generalized body surface, like a lateral backwash from the function-meaning interloops 

traveling the vertical path between head and heart. (Massumi 1995, S. 85) 

Erklärtes Ziel dieses frühen Textes von Massumi ist die Entwicklung eines 

kulturtheoretischen Vokabulars für affektive Prozesse, das als Alternative zu vorherrschenden 

kognitivistischen und signifikationszentrierten Strömungen in einer vom Poststrukturalismus 

geprägten Theorielandschaft fungieren kann. Ausgehend von knapp referierten 

Forschungsbefunden zu autonomen physiologischen Reaktionen auf Filmsequenzen einerseits 

und zu den neuropsychologischen Libet-Experimenten andererseits bietet Massumi eine breite 

Palette von Begriffen und Theoriefragmenten aus der kontinentalphilosophischen Tradition 

auf, insbesondere im Anschluss an Spinoza, Bergson, Simondon und Deleuze. 

Er dreht am großen Rad der Metaphysik – er zielt auf die Umwälzung eines linearen, 

sequentiellen, funktionalistischen und klassisch-transzendentalphilosophischen Denkrahmens. 

Bewegung statt Stasis, Prozess statt fixer Struktur, nicht-lineare Dynamiken statt 

deterministische Verläufe, Virtualität als kreative Offenheit statt vorgefasste Möglichkeit, 

Emergenz, Unvorhersehbarkeit und selbst Quanten-Indetermination sind einige der Topoi, die 

in rascher Folge in einer Art von begriffs-poetischem Stil konstelliert werden. Affekt – als 

relationale Intensität im Prozessgeschehen und Überschuss, Sprengung stabiler Strukturen 

und signifikativer Register – bildet den Kulminationspunkt dieser Perspektive. Kategoriale, 

repräsentationale und in individuellen Trägern verortete Emotionen tauchen bestenfalls als 

abgeleitete, künstlich fixierte und ihrer Offenheit beraubte Erscheinungsformen von Affekt 

auf – Resultate einer verengenden Einhegung („capture“), die niemals zur Gänze gelingen 

kann. Affekt stehe statt dessen für die Unvorhersehbarkeit, Offenheit und Virtualität des 

Ereignisses im Unterscheid zur Vorbestimmtheit und Immer-Gleichheit von prä-existenten 

Strukturen: 

For structure is the place where nothing ever happens, that explanatory heaven in which all 

eventual permutations are prefigured in a self-consistent set of invariant generative rules. 

Nothing is prefigured in the event. It is the collapse of structured distinction into intensity, of 

rules into paradox. It is the suspension of the invariance that makes happy happy, sad sad, 

function function, and meaning mean. Could it be that it is through the expectant suspension of 

that suspense that the new emerges? As if an echo of irreducible excess, of gratuitous 

amplification, piggy-backed on the reconnection to progression, bringing a tinge of the 

unexpected, the lateral, the unmotivated, to lines of action and reaction. A change in the rules. 

(Massumi 1995, S. 87) 

Ich zitiere diese Passage auch deshalb ausführlich, um einen Eindruck von Massumis Schreib- 

und Denkstil zu vermitteln – eine auf rhetorische und dynamische Wirksamkeit abzielende 








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Begriffs- und Theoriepoetik, die eine performative und ästhetische Entsprechung zum 



inhaltlich Mitgeteilten anstrebt. Diese Vorgehensweise bringt es mit sich, dass Leserinnen, die 

in anderen Theorieuniversen zuhause sind, auf die Massumi-Lektüre nicht selten mit einem 

gewissen Befremden reagieren. Wer auf erläuternde Überlegungen zur 

prozessmetaphysischen Begrifflichkeit hofft, wird von Massumi meist enttäuscht. 

 

Eine aktuelle Publikation Massumis – der 2015 erschienene Interview-Band Politics of Affect 



– exponiert in verschiedenen Anläufen so etwas wie die Essenz dieses affektmetaphysischen 

Denkstils. Zentral ist durchgängig die Betonung einer nicht festgestellten und auch nicht 

fixierbaren Dynamik, die ins Offene weist – Affekt wird konsequent als kristalline 

Prozessualität in prä-individuellen relationalen Feldern bestimmt. Dementsprechend sollen 

kategoriale Bestimmungen abgewiesen oder als bestenfalls provisorische, stets wieder 

transzendierte Behelfe ausgewiesen werden. Das Insistieren auf einer Art Metaphysik der 



reinen Erfahrung – Bezüge zu Whitehead und James sind in Massumis neueren Texten keine 

Seltenheit – hält sich in wechselnder Gestalt durch und äußerst sich auch auf der textlichen 

Ebene, in Form von Wortschöpfungen, in rhetorischen Figuren und in negierenden 

Wendungen, mit welchen Massumi potenziell verdinglichende, die Prozessualität des 

Affektgeschehens arretierende Formulierungen fernzuhalten sucht. Typisch ist eine Passage 

wie die Folgende, die sich in einem klärenden Glossar am Ende des Buches findet: 

Affect, as the openness to being affected, is directly relational. It is pure sociality, in the sense 

of the social in the openness of its incipiency, ready to become all manners of social forms and 

contents. The readiness is not simply a passive availability. It is an active pressure towards 

taking-form. It has an appetite for its own eventuation and final characterization. It is an as-yet 

indeterminate determination to be determined. (…) Far from being asocial, affect is the ongoing 

force of the social taking evolving form. (Massumi 2015, S. 205) 

Eine andere wiederkehrende Figur ist die des Überschusses oder Exzesses. Massumi räumt 

zwar ein, dass sich zeitweilig stabilisierte Formen, umgrenzte Individuen oder soziale 

Strukturen im Feld des Affektiven ausmachen lassen, jedoch liege im Affekt diesbezüglich 

stets ein Moment des Ausbrechens bzw. des Nicht-Fassbaren – weder Formwerdung noch 

Individuation seien je vollständig und je völlig stillgestellt: 

[A]ffect is not psychological. As transindividual, directly relational and immediately eventful, it 

overspills on all sides the interiority of the psychological subject. (S. 206) 

The autonomy of affect refers to the process by which the excess of potential that presses for 

expression is remaindered after every determinate taking-form, returning to in-form a next 

expression. The autonomy is of this process. (S. 207) 

[The expression of affect] is always also an expression of the necessity of invention: an ongoing 

validation of the rule of variation: that the world is restless at heart and never sits still. (S. 208) 

Aller Beschwichtigungen und Klarstellungen zum Trotz – das abschließende Glossar in 

Politics of Affect dient primär diesem Zweck – erweckt der sound dieser Passagen bisweilen 

den Eindruck einer Art Hippie-Philosophie: ein Zelebrieren wilder Erfahrung, kreativer 

Werdensprozesse, intensiver Begegnungen, singulärer Ereignisse und dergleichen – „Affect 

feels out the world. It is by nature open to adventure...“ (2015, S. 209). Affekt wird zu einem 

stets aufs Neue überraschenden, verbindenden, ekstatischen Erfahrungscocktail verdichtet, nie 

endender Trip des Werdens und Erlebens. Die vorherrschende intellektuelle Haltung 

Massumis ist also die Haltung eines Lifestyle-Aktivisten mit Zug zum Guru; Fürsprecher des 

vom offiziellen intellektuellen und praktischen Leben Verdrängten, Exponent eines 

alternativen Stils jenseits akademischer Üblichkeiten – gelegentliche Einsprengsel von 

Yogakurs- und Eso-Zirkel-Gehabe inklusive. Ex negativo ist diese Haltung durch einen 

weitreichenden Abwehrgestus gekennzeichnet – gegen feste Theoretisierungen, disziplinäre 

Einteilungen, dualistische Denkmuster und erst recht gegen einen durchorganisierten, der 




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