Joachim Stiller
Sakkas:
Leben und Werk
Materialien zu Leben und
Werk von Ammonius Sakkas
Alle Rechte vorbehalten
Störig: Sakkas
In diesem Thread sollen einmal Leben und Werk des antiken Philosophen Ammonios Sakkas
besprochen Werden.
Hier einmal der Auszug aus dem philosophischen Wörterbuch von Georgi Schischkoff
(Hrsg.) von Kröner:
Ammonius Sakkas,
lebte um 175-242 in Alexandria, sagenhafter Begründer des
Neuplatonismus; Lehrer von Plotin, Origenes und Herenius, auf dessen Aussagen über die
Ansichten Ammonius Sakkas' beruhen sollen.
Hier einmal ein Auszug aus der kleinen Weltgeschichte der Philosophie von Hans Joachim
Störig:
Die Neuplatoniker
Am Ausgang der Antike, schon gleichzeitig mit dem beginnenden Aufstieg des Christentums
und im Kampf gegen dieses, erhebt sich das philosophische Denken nicht ein letztes Mal zu
einem umfassenden System, in welchem das Vorangegangene nicht nur in eklektischer Weise
mehr oder weniger lose verbunden, sondern systematisch nach einheitlichen Grundprinzipien
zusammengefasst wird. Die Wirksamkeit dieses Systems, des Neuplatonismus, erstreckt sich
vom 2. bis 6. Jahrhundert n.Chr. Als sein Begründer gilt Ammonius Sakkas aus Alexandria
(175-242), über dessen Lehre aber so gut wie nichts Sicheres bekannt ist. Dessen größter
Schüler, Plotinos, hat das eigentliche System geschaffen.
Hier einmal ein Auszug aus dem Philosophielexikon von Hügli/Lübcke:
Ammonius Sakkas
(um ca. 175 bis ca. 242 n.Chr.), Philosoph aus Alexandria; Lehrer von
Plotin und Origenes, wird deswegen oft als einer der Begründer des Neuplatonismus
angesehen. Ammonius Sakkas hinterließ keine schriftlichen Zeugnisse.
Hier einmal ein Auszug aus dem philosophischen Wörterbuch von Martin Gessmann (Hrsg.)
von Kröner:
Ammonios Sakkas,
lebte um 175-242 in Alexandra, sagenhafter Begründer des
Neuplatonismus; Lehrer von Plotin, Origenes und Herenius, auf dessen Aussagen über die
Ansichten Des Ammonios Sakkas die Lehre Plotins beruhen soll.
Schwyzer: Ammonios Sakkas, der Lehrer Plotins
So ziemlich das einzige Werk auf deutscher Sprache, dass sich intensiv mit Sakkas
beschäftigt sind die Vorträge G 260 der Rheinisch-Westfälischen Akademie der
Wissenschaften zu dem Thema "Ammonius Sakkas, der Lehrer Plotins", gehalten von Hans-
Rudolf Schwyzer...
Fast alle Zitate in dem Werk sind auf Griechisch und werden nur selten übersetzt... Da ich des
Griechischen nicht mächtig bin, bleiben die Vorträge für mich weitestgehend unbrauchbar...
Es ist praktisch das gleiche Problem, wie schon bei den Kommentaren von Horst Seidl zur
Metaphysik des Aristoteles. Hier wären gute bis sehr gute altgriechische Kenntnisse dringend
erforderlich.
Wenn man aber in das Kapitel 11. schaut mit dem Titel "Vermutungen über die Lehren des
Ammonios" dann kann man sich trotzdem ein recht gutes Bild machen. Nach den
Ausführungen von Schwyzer geht fast alles, was wir über Sakkas wissen, auf Porphyrius
zurück, und zwar vor allem auf zwei seiner Werke... Porphyrius bestätigt dort ziemlich
eindeutig, dass Sakkas der Lehrer von Plotin war, dass Sakkas eine eigene Interpretation des
Platon vortrug, dass Plotin so begeistert davon war, dass er 11 Jahre lang Sakkas Schüler
blieb, und dass Plotin die Lehre des Sakkas nahezu 1:1 wiedergegeben haben muss.
Aus den Ausführungen von Porphyrius ergäbe sich nach Schwyzer dreierlei:
1. Plotin stützt sich auf seinen Unterricht bei Ammonios.
2. Plotin war entweder noch ganz unselbständig oder gab sich mindestens diesen Anschein in
der Überzeugung, dass er nur die Lehre des Ammonius weitertrage. (Klingt schon sehr
überraschend...)
3. Ammonios umgekehrt hatte nach Plotins Meinung nichts anderes gelehrt, als was der
Schüler in seinen (Plotins) Vortrag übernahm.
Damit ist der Befund doch relativ eindeutig... Die Lehre des Plotin geht fast 1:1 auf Sakkas
zurück, den großen Lehrer Plotins
Schwyzer beschließt das Kapitel mit folgenden Worten, die das Bild vielleicht abrunden
können:
„Am Schluss meiner Ausführungen angelangt, muss ich gestehen, dass ich der Gefahr nicht
entgehen konnte, aus Ammonios eine Dublette Plotins zu machen. So hat ihn Porphyrios
gesehen, und diesen hat Plotin selber zu solcher Vorstellung gedrängt, dadurch dass er seine
eigenen Verdienste herunterspielte und alle Ammonios zu verdanken erklärte, nicht zwar in
seinen Schriften, in denen er seinen Lehrer niemals nennt, aber offenbar in seinem
mündlichen Unterricht. Gerne wüssten wir, ob schon Ammonios die mystische Vereinigung
mit dem Einen erfahren hatte, die Plotin während der Schülerschaft des Porphyrios viermal
zuteil geworden sein soll (...). Wir wissen das nicht, aber es erscheint uns recht
wahrscheinlich, dass auch Ammonios das mystische Ziel vor Augen hatte, mit seinem Selbst
in den überseienden Urgrund einzugehen. Schon er hätte dann auf seinem Totenbett seinen
Jüngern zurufen dürfen, was Porpyhrios von Plotin berichtet: "Versucht, den Gott in uns
hinaufzuführen zum Göttlichen im All". (Schwyzer)
Ich möchte einmal eine - zugegebener Maßen gewagte - These aufstellen: Im Grunde handelt
es sich bei Plotin (Sakkas) bereits um eine mögliche Synthese von Platon und Aristoteles.
Plotin (Sakkas) gilt gemeinhin als Begründer des Neüplatonismus. Von Plotin (Sakkas!!!)
wird im Allgemeinen gesagt, dass er nur den Platon neu interpretiert habe... Das ist aber
wahrscheinlich zu einseitig... Denn gerade den Neuplatonikern, und dementsprechend wohl
schon Plotin und Sakkas, standen die Schriften von Aristoteles durchaus zur Verfügung... Vor
allem die Logik, die mit Plotin von Alaxandria nach Rom gekommen ist. Der Plotinschüler
Porpyhrius ist ein hervorragender Interpret der Aristotelischen Logik. Und daher ist
anzunehmen, dass die Aristotelische Logik - und vielleicht auch die Physik oder die
Metaphysik - Einzug in das Werk von Platon (Sakkas) gefunden haben... Ich selbst erinnere
mich am meine angefangene Plotin-Rezpeztion und daran, dass ich dort eine ausgesprochen
klare aristotelische Handschrift glaubte ausmachen zu dürfen... Ich werde die Fragen nach
dem Aristotelismus im Werk von Plotin im Hinterkopf behalten und dies bei der Fortsetzung
der Rezeption der Enneaden von Plotin im Detail erörtern. Wenn es stimmt, dass in die
Enneaden in beträchtlichem Umfange auch aristotelisches Gedankengut eingegangen ist, dann
handelt es sich bei den Enneaden nicht nur einfach um eine neue Interpretation des Platon
allein, sondern tatsächlich um den ernsthaften Versuch einer Synthese zwischen Platon und
Aristoteles... Ob dieser mögliche Versuch einer Synthese gelungen ist, oder nicht, wäre dann
natürlich noch einmal eine ganz andere Frage... Ich schaue gleich einmal, oder ich bei
Schwyzer noch etwas zur Platonrezeption von Plotin (Sakkas) finde, denn Schwyzer selbst
sieht es wohl ganz einseitig...
Hans-Rudolf Schwyzer schreibt (Vorträge G 260, S.73f.):
"Genau dasselbe Verfahren dürfen wir nun auch für Ammonios annehmen. Dass Ammonios
ein Philosophieprofessor war, der die platonische Philosophie lehrte, wie er sie verstand, geht
eindeutig aus (...) hervor." (Schwyzer)
Meines Erachtens wird hier übersehen, dass sich speziell die Ontologie des Plotin (Sakkas)
sehr stark an Aristoteles anlehnt... Das Gesamtkonzept der Hypostasen könnte - und da könnte
Schwyzer recht haben - auf dem Dialog "Parmenides" von Platon aufbauen... Bei Aristoteles
findet sich ja in Bezug auf mögliche Hypostasen eigentlich nichts... Demgegenüber findet sich
bei Aristoteles aber gerade die Ontologie, die meines Erachtens absolut offensichtlich in die
Enneaden eingeflossen ist... Wie gesagt, ich werde es beider sich anschließenden Erörterung
der restlichen Schriften des Plotin im Detail erörtern...
Joachim Stiller
Münster, 2014
Ende
Zurück zur Startseite
Dostları ilə paylaş: |