Imke Pente, Johannes Diers, Sebastian Matthias Wörle, Tilman Reinhardt



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Imke Pente, Johannes Diers, Sebastian  

Matthias Wörle, Tilman Reinhardt

Geborgen im sicheren Hafen oder unterwegs in der globalen    

Bran   dung? Welcher Entwicklungsweg der richtige ist, mag zu  diskutieren 

sein. Doch dass es einer irgendwie gearteten Energie versorgung  

und Infrastruktur bedarf, ist in der entwicklungspolitischen Diskussion  

Konsens. Vier Beispiele, Vorschläge und Analysen.

Energie und 

Infrastruktur

Marode Infrastruktur: eine Ölleitung in der 

Provinz Mayabeque auf Kuba



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Energie und Infrastruktur



Energie und Infrastruktur

Die Krater von Kambodscha

Infrastrukturausbau als Teil der Entwicklungszusammenarbeit

Imke Pente 

| Nur eine asphaltierte Spur, ansonsten unebene Lehmstraßen. Alle 

paar Meter ein Krater im Boden – so scheppern wir im Minibus von Siem Reap 

zur kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh. 

Szenenwechsel: Rushhour im indonesischen Jakarta. Um mich herum hupt 

eine schleichende Blechlawine. An der TransJakarta- Bushaltestelle wird die 

Schlange der Wartenden immer länger. Ein Bus fährt vor, die Menschenmas-

sen schieben die vorderen Personen hinein. Nun bloß achtgeben auf den Spalt 

zwischen Plattform und Bus, sonst stürzt man zwei Meter tief auf die Straße! 

Erneuter Szenenwechsel. Ausflug mit dem Bus nach George Town, einem 

UNESCO-Weltkulturerbe auf der malaysischen Insel Penang. Die geplante 

Umsteigezeit von 20 Minuten verlängert sich auf 30, 40, 60, 90 Minuten. 

Nächstes Mal nehmen wir wohl wieder ein Taxi. 

Südostasiens Infrastrukturlücke

Die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) bestätigt solche Beobachtungen: Süd-

ostasien steckt in einer Infrastrukturkrise. Während die Länder der Region sta-

bile Wachstumsraten von 5 bis 6 Prozent verzeichnen, hinken sie beim Ausbau 

einer hochwertigen Infrastruktur hinterher. Der Vergleich mit anderen Welt-

regionen verdeutlicht das: Mit 0,27 Streckenkilometern pro 1000 Einwohner 

ist das Schienennetz in den ASEAN-Staaten unterentwickelt; in Lateinameri-

ka ist das Netz fast zehnmal besser ausgebaut. Beim Straßenbau hat Südostasi-

en zuletzt zwar stark aufgeholt, aber zwischen städtischen und ländlichen Ge-

bieten liegen weiterhin Welten. Darüber hinaus haben knapp 30 Prozent der 

ASEAN-Bevölkerung keinen Zugang zur Stromversorgung.

Dabei ziehen im asiatisch-pazifischen Raum täglich 120 000 Menschen vom 

Land in die Stadt. Um eine so rasante Urbanisierung zu bewältigen, benötigen 

Länder wie Indonesien, die Philippinen, Kambodscha und Vietnam moder-

ne, innovative Verkehrssysteme. Auch enden Handel und Arbeitsmärkte nicht 

an den Landesgrenzen. Selbst wenn die Schaffung der ASEAN-Wirtschafts-

gemeinschaft nicht wie geplant Ende 2015 abgeschlossen sein dürfte: An der 

weiteren Verflechtung der betroffenen Ökonomien besteht kein Zweifel. Der 

„Action Plan on ASEAN Connectivity“ gibt dabei die Richtung beim grenz-

überschreitenden Infrastrukturausbau vor – mit einem Leuchtturmprojekt, 

das Kunming im Süden Chinas über ein verzweigtes Schienennetz mit Singa-

pur verbinden soll, mit den Großstädten Bangkok, Yangon und Mandalay auf 

der West- sowie Phnom Penh, Ho-Chi-Minh-Stadt und Hanoi auf der Ostachse.

Solche Megaprojekte bringen selbst erfahrenste Planungsingenieure ins 

Schwitzen, und die sind in den Ländern meist Mangelware. Hinzu kommt der 

enorme Finanzbedarf: Die ADB schätzt den Infrastruktur-Investitionsbedarf 

der acht ASEAN-Mitglieder für das laufende Jahrzehnt auf fast 1,1 Billionen 

Dollar. Umgerechnet auf das Bruttoinlandsprodukt müssten Länder wie In-

donesien, Malaysia und die Philippinen demzufolge pro Jahr über 6 Prozent, 

Kambodscha, Laos und Myanmar sogar fast 10 Prozent ihres BIP aufwenden, 

um den Bedarf zu decken. 

Aus eigener Kraft können die Länder das nicht stemmen, internationale 

Finanzierung ist notwendig – und die kommt in erster Linie aus China und 

Japan. Peking und Tokio sind risikoberei-

ter und haben ihre Entwicklungspolitik an 

die Außenwirtschaftsförderung angepasst, 

sodass sie Finanzierungsinstrumente der 

Entwicklungszusammenarbeit und der Ex-

portförderung flexibel miteinander kombi-

nieren können. Infrastrukturprojekte werden dazu mit einer Lieferbindung 

verknüpft, sodass sie als Türöffner für chinesische und japanische Unterneh-

men dienen. Megaprojekte wie die Seidenstraße sind neue, integrale Bestand-

teile der chinesischen außenwirtschaftspolitischen Agenda.

Finanzierung plus Expertise

Ganz anders die deutsche Entwicklungszusammenarbeit: Abgesehen von erneu-

erbaren Energien spielt Infrastruktur eine untergeordnete Rolle, die Grenze zur 

Außenwirtschaftsförderung wird scharf gezogen. Der wirtschaftliche Mehr-

wert für die heimische Wirtschaft spielt keine Rolle, und im Gegensatz zu ande-

ren OECD-Ländern wie Österreich, Frankreich und Spanien stellt Deutschland 

seine Entwicklungsleistungen (mit Ausnahme der technischen Zusammenar-

beit) „lieferungebunden“ bereit. Die Folge ist eine Kommunikationskluft zwi-

schen Entwicklungspolitik und Privatwirtschaft. Dabei geben die lobenswerten 

nachhaltigen Entwicklungsziele der UN eine Linie in der Entwicklungspolitik 

vor, die an dieser Abgrenzung zweifeln lässt. Gemäß eines dreidimensionalen 

Entwicklungsverständnisses – sozial, ökologisch und ökonomisch – erkennen 

die Vereinten Nationen die Bedeutung von Investitionen in produktive Struktu-

ren für die Armutsbekämpfung ausdrücklich an. Zudem können sie einen we-

sentlichen Beitrag zur Dekarbonisierung im Sinne des Klimaschutzes leisten.

Infrastrukturausbau als Teil der Entwicklungszusammenarbeit sollte auf der 

deutschen Prioritätenliste weiter nach oben rücken. Dabei sollte es nicht um 

die Lieferung von Asphalt oder Schienen gehen. Deutschlands Mehrwert liegt 

in der Bereitstellung von smarter Infrastruktur wie Mobilitätskonzepten sowie 

Verkehrs- und Logistiksystemen. Zudem sollte die Bundesregierung die strikte 

Trennung zwischen Entwicklungs- und Außenwirtschaftspolitik aufgeben. Ein 

stärker vernetztes Denken über die Ressorts hinweg würde die flexible Kom-

bination aus Instrumenten der finanziellen Zusammenarbeit, der Exportförde-

rung sowie privater Finanzierung erleichtern und damit attraktive Finanzie-

rungspakete begünstigen. 

Peking und Tokio begreifen 

 Infrastrukturprojekte als Tür­

öffner für ihre Unternehmen



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Energie und Infrastruktur



Energie und Infrastruktur

Doch Finanzierung ist nicht alles. Zunächst müssen die Ideen in finanzier-

bare Projekte übersetzt werden. Deutschland sollte die Länder bei der Planung 

der Infrastrukturprojekte unterstützen. Mit dieser Kombination aus Finan-

zierung plus Expertise würde Deutschland Hilfe aus einem Guss bereitstellen 

und die wirtschaftliche Entwicklung nicht nur in den Partnerländern, sondern 

auch in Deutschland selbst fördern. „Deutschland baut Metro in Jakarta und 

rettet Indonesiens Hauptstadt vor dem Verkehrskollaps.“ Könnte so etwa eine 

Schlagzeile aus dem Jahr 2020 klingen?

  • •


Dr. Imke Pente verbrachte ihr Mercator-Jahr in Frankfurt a. M., Hamburg und Penang (Malaysia).

Mobil gegen Ebola

Transportierbare Laboratorien im Kampf gegen übertragbare Krankheiten

Johannes Diers 

| Zwei weiße Kisten mit der Aufschrift „Biohazard“ stehen im 

Schatten der untergehenden Sonne. Es riecht nach Chlor. Der Strom ist heute 

wieder ausgefallen in Bamako, und das malische Laborteam hat sich entschieden, 

die Geräte mit der Batterie eines laufenden Automotors zu betreiben. Im Labor 

herrscht höchste Konzentration. In der her-

metisch abgeriegelten Handschuh-Box öffnet 

ein Laborant vorsichtig nacheinander eini-

ge Probenröhrchen und gibt eine Substanz 

dazu, die Viren inaktiviert. Jeder Schritt 

ist durchdacht, jeder Schritt in der Hand-

schuh-Box wird kontrolliert und protokolliert. Alles wurde vorher wieder und 

wieder trainiert. Nur ist es dieses Mal kein Training. Die Proben sind echt. Und 

in der malischen Ebola-Krisenzelle wartet man dringend auf die Ergebnisse.

Schnell, akkurat, präzise

Fieber, Erbrechen und Durchfall sind typische Symptome vieler tropischer Er-

krankungen. Aber eben auch von Ebola. Die endgültige Diagnose, ob es sich 

um Ebola handelt, kann nur durch ein Speziallabor gestellt werden. Was aber, 

wenn es Tage dauert, bis die Proben in einem solchen Labor sind, weil die Pa-

tienten in einem abgelegenen westafrikanischen Dorf leben? Die Krankheit 

breitet sich unter Umständen bis zum Eintreffen der Ergebnisse weiter aus.

Und was, wenn die Laboruntersuchung fälschlicherweise die Diagnose 

Ebola ergibt? Ein Patient, der eigentlich „nur“ Malaria hat, wird sich nun mit 

hoher Wahrscheinlichkeit in einer Isolierstation mit Ebola anstecken. Umge-

kehrt führt das Nichtentdecken der Erkrankung dazu, dass der Patient seine 

Mitpatienten, Pflegepersonal und Ärzte infiziert, weil er nicht isoliert wird. 

Das zeigt, wie wichtig eine schnelle und akkurate Diagnostik für den einzel-

nen Patienten und die Gemeinschaft ist. 

Eine Antwort sind schnell verlegbare Laboratorien. Doch das genügt nicht. 

Das lokale Personal muss vernünftig ausgebildet und mit der Bedienung des 

Labors vertraut sein. Es muss geübt im sicheren Umgang mit hochinfektiösen 

Proben und in der korrekten Analyse der Ergebnisse sein. Ein solches mobi-

les Labor kann beim ersten klinischen Verdacht in Kisten verpackt zum po-

tenziellen Infektionsherd gefahren werden, es lässt sich in einem Zelt oder 

einem Zimmer innerhalb weniger Stunden einrichten und in direkter Nach-

barschaft zum Isolationszentrum betreiben. 

Zeitlich und räumlich kommt die Diagnosestellung so näher zu Patienten 

und Ärzten, und die Verbreitung des Virus wird eingedämmt. Mobile Labora-

torien eines vom Institut für Mikrobiologie 

der Bundeswehr entwickelten Typs haben 

eine wichtige Rolle im Kampf gegen Ebo-

la in den von der Krankheit am stärksten 

betroffenen Ländern Westafrikas gespielt. 

Während des Kollegs habe ich für die GIZ 

die Einrichtung eines solchen schnellverlegbaren Labors in Mali begleitet. Wie 

dieses Labor funktioniert und welches Konzept dahinter steht, war mir aus 

meiner Ausbildung an der Sanitätsakademie in München bekannt. 

In diesem Labor – mit dessen Hilfe sich neben Ebola auch viele andere 

gefährliche Erreger diagnostizieren lassen – haben wir seit Dezember 2014 

zwei Gruppen malischer Laboranten ausgebildet, die im Bedarfsfall und auf 

Wunsch des malischen Gesundheitsministeriums schnell an den Ort eines 

möglichen Krankheitsausbruchs verlegt werden können. Die Feuertaufe meis-

terte die erste Gruppe im Dezember 2014 mit Bravour: Auf dringende Anfra-

ge der malischen Ebola-Krisenzelle untersuchte sie verdächtige Proben von 

zwei Patienten. Innerhalb von nur fünf Stunden konnte der malische Team-

leiter die gute Nachricht an die Krisenzelle zurückmelden: In beiden Proben 

wurde kein Ebola-Virus nachgewiesen.

Nicht zu beseitigen

Im April 2015, Bamako lag mittlerweile unter dem für die Trockenzeit so ty-

pischen Schleier aus rotbraunem Wüstenstaub, war klar, dass meine nächste 

Etappe Malis Nachbarland Guinea sein würde – das Ursprungsland des Ebo-

la-Ausbruchs in Westafrika. Für die Mérieux-Stiftung und das französische 

Außenministerium sollte ich mir die medizinischen Laboratorien im Land 

anschauen, um mit dem guineischen Gesundheitsministerium die wichtigs-

ten künftigen Herausforderungen zu ermitteln.

In Guinea ist das Ebola-Virus zum Zeitpunkt des Abfassens dieses Arti-

kels weiter aktiv, und unter Experten besteht weitgehende Einigkeit, dass die 

Krankheit in Westafrika „endemisch“ bleiben wird – immer wieder auflodern

immer wieder eingedämmt werden wird, um dann mit etwas Abstand woan-

ders wieder aufzutreten. Diese kleinen Ausbrüche im Voraus zu erkennen, 

wird in Zukunft wichtig sein, wenn wir verhindern wollen, dass die Krank-

heit noch einmal solche Ausmaße erreicht wie nach ihrem Ausbruch im De-



zember 2013 in Waldguinea. 

Innerhalb von fünf Stunden 

konnte der malische Team­

leiter den Befund melden

Was, wenn es Tage dauert, bis 

die Proben in einem Spezial­

labor angekommen sind?

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