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Lungen der Rattenkolonie durch chronische Atemwegserkrankungen zurückzufüh-
ren ist. Die Tumorvorstufen sowie die malignen Tumore an Harnröhren, Nierenbe-
cken und Blasen bei den weiblichen Ratten der Testgruppe mit hohen Aspar-
tamdosen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit durch eine Unausgewogenheit im
Kalziumstoffwechsel zu begründen. Außerdem wurden von der ERF um statistisch
signifikante Ergebnisse zu erreichen, unkonventionelle Maßnahmen durchgeführt
indem, alle Gruppen in denen maligne Tumore vorgekommen sind, zusammenge-
fügt wurden. (Nabors, 2011 S. 67) Weiterhin müssen laut EFSA bei der Evaluie-
rung von vorkommenden malignen Tumoren - als Beweis des kanzerogenen Po-
tentials des zu testenden Stoffes - alle Daten zu Tumoren, inklusive nicht neoplas-
tischen, hyperplastischen und präneoplastischen Läsionen sowie der Anfangssta-
tus des Testobjekts hinzugezogen werden. Dies war in der Studie jedoch nicht der
Fall. (Varzakas, et al., 2012 S. 311) Widersprüchlich ist auch, dass von der ERF in
der Studie von 2007 ein hohes Vorkommen an Brustkrebs dokumentiert wurde,
was in der ersten Studie nicht der Fall war, obwohl dort viel höhere Mengen an
Aspartam der Nahrung zugefügt wurden. (Nabors, 2011 S. 66-68)
Hinzu kommt, dass die Forscher keine Informationen über die grundlegende Er-
nährung der Ratten gegeben haben. Üblicherweise wird den Ratten Rattenmisch-
futter mit an die Dosierung von Aspartam angepassten Nährstoffgehalten gereicht.
Daher kann es sein, dass die Resultate aufgrund von Ernährungsmängeln ent-
standen sind. (Magnuson, 2010)
Auch eine Langzeitkarzinogenitätsstudie von Soffritti et al. an Mäusen wurde von
der EFSA als nicht gültig eingestuft. Hier wurde den beobachteten Tieren ihr gan-
zes Leben lang Aspartam über das Futter zugeführt. Sechs Gruppen aus 62 bis
122 männlichen oder weiblichen Schweizer Mäusen wurde Aspartam ab dem
zwölften Tag der Schwangerschaft gereicht in Konzentrationen von 0, 250, 1.000,
2.000 und 4.000 mg/kg Körpergewicht. Festgestellt wurden eine signifikante do-
sisabhängige Zunahme an hepatozellulären Karzinomen sowie eine signifikante
dosisabhängige Zunahme an alveolären und bronchiolären Karzinomen an männ-
lichen Ratten. Die Forscher schlussfolgerten daraus, dass Aspartam eine krebser-
regende Substanz ist. Diese kanzerogene Wirkung wird bei männlichen und weib-
lichen Ratten und männlichen Mäusen hervorgerufen. Eine kanzerogene Wirkung
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konnte jedoch nicht bei weiblichen Mäusen festgestellt werden. (Soffritti, et al.,
2010)
Die EFSA kritisiert, dass Studien, die über eine komplette Lebenszeit verlaufen,
falsche Schlüsse zulassen. Normalerweise wird empfohlen, Karzinogenitätsstu-
dien an Mäusen nur 104 Wochen lang durchzuführen, da ältere Tiere krankheits-
anfälliger sind. Pathologische Veränderungen, wie zum Beispiel spontane Tumore,
sind in dieser Gruppe von Tieren wahrscheinlicher. Diese Tumore könnten dann
die Resultate beeinflussen und verfälschen. Außerdem waren die in der Studie
verwendeten Schweizer Mäuse angeblich besonders anfällig gegenüber sponta-
nen hepatischen und pulmonalen Tumoren. Hauptsächlich von diesen Tumoren
berichteten die Forscher jedoch in ihrer Auswertung. Hinzu kommt der Tatbestand,
dass Toxikologen hepatische Tumore bei Mäusen, die durch non-genotoxische
Stoffe wie Aspartam entstehen, als nicht relevant für das Gesundheitsrisiko beim
Menschen ansehen.
Abschließend kam das Panel der EFSA zu dem Schluss, dass der bisherige
ADI-Wert von 40 mg/kg Körpergewicht nicht geändert werden muss. (EFSA,
2011b)
Die beiden Studien der ERF wurden im Jahre 2007 neben der EFSA auch von
Wissenschaftlern wie B. Magnuson (Magnuson, et al., 2007) und E. Abegaz
(Abegaz, 2007) überprüft. Auch darin wurde Aspartam als nicht krebserregend
bewertet.
Zuvor, im Jahre 2005, wurden die Ergebnisse von drei weiteren ähnlichen Studien,
welche vom National Toxicology Program (NTP), einem Forschungsprogramm des
US National Institute of Environmental Health Scienes (NIEHS) durchgeführt wur-
den, veröffentlicht. Drei Typen von Mäusen, die anfällig für spontane Lymphkno-
tenerkrankungen und Sarkome
5
, Gehirntumore und Vormagentumore waren, wur-
den mit Aspartam gefüttert. Trotz hoher Dosen von bis zu 7.500 mg/kg pro Tag
konnte von der NTP kein Beweis gefunden werden, dass Aspartam diese Erkran-
kungen begünstigt. (Nabors, 2011 S. 66-68)
5
aus dem Bindegewebe hervorgehende bösartige Geschwulste
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Eine weitere Kohortenstudie aus dem Jahre 2006 beschäftigte sich mit der Frage,
ob Aspartamkonsum Krebs im blutbildenden System, also Leukämie oder Lymph-
knotenkrebs bzw. Gliome, also Hirntumore des zentralen Nervensystems, verur-
sachen könnte. Die Studie wurde von 1995 bis 2000 vom US National Institut of
Health (NIH) durchgeführt. An der Studie nahmen 285.096 Männer und 188.905
Frauen im Alter von 50 bis 71 Jahren teil. Die Forscher sammelten anhand von
Fragebögen Daten über die tägliche Aufnahme von aspartamhaltigen Getränken.
Gefragt wurde nach mit Aspartam gesüßten Erfrischungsgetränken wie Cola,
Fruchtgetränken oder Eistee und nach mit Aspartam gesüßtem Tee oder Kaffee.
Die Ergebnisse der Nachforschungen haben gezeigt, dass selbst bei noch höherer
Aspartamaufnahme bei Frauen und Männern kein Risiko besteht, Krebs im blutbil-
denden System oder Hirntumore zu entwickeln. (Lim, et al., 2006)
Bosetti et al. analysierte das Risiko, an mehreren Krebsarten zu erkranken durch
die Aufnahme von Saccharin über die Nahrung sowie von anderen künstlichen,
kalorienarmen Süßstoffen, hauptsächlich Aspartam. Die Daten lieferten ein inte-
griertes Netzwerk von Fall-Kontroll-Studien, die in Italien zwischen 1991 und 2004
durchgeführt wurden. Es wurde kein Zusammenhang zwischen Süßstoffaufnahme
und Krebsentwicklung gefunden. (Bosetti, et al., 2009)
Neueste Meta-Analysen vom 23. Juli 2013 fassen die relevantesten Feststellun-
gen aus Studien zwischen Januar 1990 und November 2012 zu kalorienarmen
Süßstoffen, hauptsächlich Aspartam, zusammen. Abschließend konnte festgestellt
werden, dass ein erhöhtes Risiko für Hodgkin Lymphome
6
und multiple Myelome
7
bei Männern nachgewiesen wurde. Es besteht jedoch kein Zusammenhang zu
Leukämie, Gehirn- und hämatopoetischen Neoplasien, Bauchspeicheldrüsen-
krebs, Brustkrebs, Krebs in Luft- und Speiseröhre, Gebärmutterschleimhaut, Eier-
stöcken, Prostata und Niere. Süßstoffe traten nicht konsequent im Zusammen-
hang mit vaskulären
8
Ereignissen sowie Frühgeburten auf. (Marinovich, et al.,
2013)
Auch mit Neotam wurden Kurz- und Langzeitstudien an Mäusen, Ratten, Kanin-
chen und Hunden durchgeführt, mit dem Nachweis, dass Neotam nicht krebserre-
6
bösartiger Tumor des Lymphsystems
7
Krebserkrankung des Knochenmarks
8
die Blutgefäße betreffend
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