Geschichtlicher Überblick unseres Gebietes



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SCHRIFTENREIHE DES TÖRPINER FORUMS E.V.


Kirchen-
geschichte

Zur Geschichte Vorpommerns


Herausgeber

Helmut G. Pratzel

Unter Mitarbeit von

Ulrich Michael, Kurt Fischer, Kornelia Böttcher,
Gabriele Schwertfeger, Renate Deage, Karin Hinz

Herausgeber:

Univ.-Prof. Dr. Dr. Helmut G. Pratzel
Törpiner Forums e.V.

Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt:

I.S.M.H. Verlag

Törpin 13, D-17111 Sarow,

Tel. +49 (0) 39996 70135

Fax +49 (0) 39996 70137

Druck: I.S.M.H. Verlag

Alle Rechte, wie Nachdruck, Vervielfältigungen jeder Art, Vortrag, Funk, Tonträger- und Fernsehsendungen sowie Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, auch auszugsweise, behält sich der Verlag vor.

© Copyright 2010 by I.S.M.H. Verlag

1. Auflage Januar 2010


Inhaltsverzeichnis


Christianisierung und Reformation 5

Törpin und die Parochie Lindenberg 6

Ganschendorf und Sarow in der Parochie Beggerow 18

Ganschendorf 22

Sarow zunächst eigene Pfarrstelle 24

Gehmkow und die Parochie Hohenbollentin 27

Das Standesamt Lindenberg 30

Die Gefallenen der Weltkriege 1914 bis 1918 und 1939 bis 1945 33




Christianisierung und Reformation


Die Christianisierung erfolgte etwa am Ende des 12. Jahrhunderts oder Anfang des 13. Jh. vom Zisterzienser Nonnenkloster von Ivenack aus. Die Kirchen dieser Bauepoche haben charakteristische Merkmale: dicke Felssteinwände, hochgelegene, kleine Fenster. Bei feindlichen Angriffen zog man sich zum Schutze und zur Verteidigung in die Kirchen zurück. In katholischen Zeiten bis zur Reformation hatten die Ortschaften Kentzlin, Rellin und Törpin eine eigene Pfarrstelle.

Die Reformation setzte sich in Pommern weitgehend durch das Wirken des aus Wollin stammenden Johannes Bugenhagen durch (er war LuthersDoctor Pomeranus“). Die von ihm verfasste Kirchenordnung nahm der Landtag 1534 in Treptow an der Rega an.

Zunächst einige Begriffe: Eine Pfarrgemeinde (auch Parochie genannt) wird durch einen eigenen Pastor betreut. Dieser versorgt mehrere Pfarren (Pfarrstellen oder Filialen) der Pfarrgemeinde. Mehrere Pfarrgemeinden werden in einer Synode zusammengefasst.

Die Dörfer der Region gehörten zur Synode Demmin und zu verschiedenen Parochien mit eigener Kirchengeschichte. Im Zentrum lag die Parochie Beggerow. Die Parochie Beggerow wurde umschlossen von den Parochien Verchen und Demmin im Norden, Sanzkow und Hohenmocker im Osten, Altenhagen, Gültz und Lindenberg im Süden, Hohenbollentin und Schwichtenberg im Westen.

Törpin gehört zur Parochie Lindenberg, Gehmkow zur Parochie Hohenbollentin. Heute gehört auch Törpin zur Parochie Hohenbollentin. Sarow bildete nach der Reformation zunächst eine eigene Parochie, die zur Treptower Synode gehörte. Zur Parochie Sarow gehörte damals auch Ganschendorf als Filiale. Nach Beendigung des 30jährigen Krieges wurde die Pfarre völlig aufgelöst, wobei Sarow und Ganschendorf der Parochie Beggerow zugeordnet wurden.

Törpin und die Parochie Lindenberg


Mit Einführung der Reformation 1534 in Pommern wurde die Pfarrstelle in Törpin Filiale von Lindenberg. So bestand das Kirchspiel Lindenberg bis zum 30jährigen Krieg aus Lindenberg mit 4 Bauern, 12 Kossäten, dem Erbkrug, der Erbschmiede und der Erbmühle sowie einem Jagdschloss, welches während der Zeit vom letzten Herzog von Pommern und Wolgast, Ernst Ludwig gebaut wurde.

Das Jagdschloss stand neben den Gebäuden des letzten Gutshofes und erhielt den Namen „Lindenberg“. Später ist aus den Ortsnamen „Rellin“ der Name „Lindenberg“ hervorgegangen. Der Herzog war mit dem Pastor Tabbert, der von 1564-1607 als Pfarrer tätig war, befreundet und hatte für die Kirchengemeinde viel übrig.

Zum Kirchspiel gehörten das Dorf Törpin mit 12 Bauern, die Filiale Alt-Kentzlin, die Kapelle in Hasseldorf mit 4 Bauern und das später entstandene Krusemarkshagen.

Der 30jährige Krieg hatte besonders den Dörfern Lindenberg und Hasseldorf arg zugesetzt. Der amtierende Pfarrer Pyl flüchtete 1637 zeitweise nach Stralsund.

Nach dem 30jährigen Krieg, zwischen 1648 und 1720, wurden im Lindenberger Kirchspiel nur 1-4 Trauungen im Jahr registriert, auch gab es wenige Geburten. Das beweist, dass die Dörfer fast menschenleer waren. Es brauchte viele Jahre bis wieder Leben in den Dörfern einkehrte.

Die Kirche in Alt-Kentzlin, die auch zum Kirchspiel gehörte, stürzte 1669 ein und blieb eine Ruine. Alle kirchlichen Handlungen - außer Beerdigungen - wurden in der Mutterkirche in Lindenberg abgehalten.

Die Törpiner Kirche wurde bereits 1404 erstmalig erwähnt. Die heutige Kirche wurde 1660 erbaut.

Im Jahre 1664 hieß es in einem Bericht: „Die Törpinische Kirche sieht gar traurig aus, hat ein gedoppeltes Dach, welches notwendig ausgebessert werden muss. Darin mangeln drei Tafeln Fenster, sowie auch die Traufe. Die Wand ist sehr lehmig. Die Ständen seien verrottet und mangeln der Sohlen. Die Kanzel und Stühle sein noch gut, aber nur ein halber Bretterboden, der Turm ist sehr baufällig und schlecht, möchte lieber Gefahren halber heruntergenommen werden und ein Stuhl gemacht".

Heute ist kein Turm mehr vorhanden, er wurde abgerissen und nie wieder ersetzt. Die Glocke hängte man in einen Glockenstuhl aus Holz, der vor der Kirche aufgestellt wurde. 1908 ging die kleinere Glocke beim Läuten entzwei, sie wurde durch eine größere ersetzt. 1939 wurde der Glockenstuhl zur besseren Standfestigkeit untermauert. Im zweiten Weltkrieg musste auch Törpin, genau wie alle anderen Kirchen, eine Glocke für Kriegszwecke hergeben.

Der Friedhof, auf dem Kirche und der Glockenstuhl stehen, diente früher auch zur Bestattung der Gemeindemitglieder. Um 1900 war die Bevölkerung der Gemeinde stark angewachsen und der beengte Friedhof an der Kirche reichte für die anfallenden Bestattungen nicht aus. Es wurde ein neuer Friedhof angelegt. Auf dem alten Friedhof wurden die Beerdigungen entsprechend der Zusammengehörigkeit verstorbener Familienmitglieder fortgesetzt.



Es folgte eine lange Zeit, in der keine Ereignisse notiert wurden und das Schreiben der Chronik von kirchlicher Seite vernachlässigt wurde. Erst ab 1900 bemühte sich Herr Pastor Witt, der von 1903 bis 1934 in Lindenberg die Pfarrstelle inne hatte, alle Ereignisse zu notieren. Er berichtete folgendes über die Kirchengemeinde Törpin:

1900

Das Dorf Törpin hat 600 Einwohner. Von Alt-Kentzlin durch den Wald, durch Lindenberg, Krusemarkshagen über den Törpiner Ausbau (Lange - Reihe) wird eine Straße gebaut. Die Wegeverhältnisse erfahren eine deutliche Verbesserung.

1901

Im Mai brennt in Törpin die Schule ab und wird wieder aufgebaut. Im Oktober 1904 wird die neue, viel größere Schule eingeweiht. Die Baukosten betragen 20000 Mark. Die Törpiner gehen wieder fleißiger zum Gottesdienst.

1905

Ende Juni zahlreiche Gewitter über unsere Dörfer und unser Land. Dem Hofbesitzer Becker wurden 2 Pferde auf dem Feld vom Blitz erschlagen. Während der Ernte gab es viel Regen, aber die Ernte kommt trotzdem gut rein. Der Landwirtschaft geht es etwas besser. Auch die Preise für das Vieh steigen. Kühe 300 bis 400 Mark, Schweine Ztr. 52 Mark.

1906

Im Juli starb des Pastors Söhnlein (10 Monate alt). Aus Lindenberg wird der 13 Jahre alte Schüler Heinrich Maak beim Kühe hüten auf der Hohenbollentiner Feldmark vom Blitz erschlagen, dies geschah am 20. Juli 1906.

1907

Am 18. Oktober stirbt der Pastor Wilhelm Müller, er war 15 Jahre Seelsorger in der Pfarrei Lindenberg gewesen. In Törpin erfolgt eine Parzellierung der Bauernhöfe.

1908

Beim Läuten der Kirchenglocken in Törpin zersprang die kleine Glocke, es wird eine größere Glocke für 350 Mark angeschafft, gegossen von der Firma Voß in Stettin.

1909

Am 18. August zieht ein starkes Gewitter über unseren Raum, kalte Schläge treffen das Haus bei Eggert auf dem Krähenberg und das Gehöft von Schlorff auf dem Törpiner Ausbau. Ein Kind ertrinkt in einem Wasserloch, die Familie ist nicht genannt.

1910

Am 15. Mai fuhr abends ein kalter Blitzschlag in das Doktorhaus von Saubert. Am 6. Juni wurde das mit Rohr gedeckte Haus des Arbeiters Pries in den Morgenstunden durch Blitzschlag eingeäschert, es wird nicht wieder aufgebaut.

1911

An der Kreisgrenze nach Treptow a/Toll. findet ein Kaisermanöver statt. Wir haben die Gelegenheit, den ersten Flieger und das Luftschiff Zeppelin zu beobachten. Das Luftschiff hat bei Groß-Below eine Havarie und wird durch Feuer vernichtet. Die Menschen munkeln von Krieg.

1912

Im Februar und März herrscht in Törpin eine Scharlach-Epidemie, im Dorf sind sechs Tote zu beklagen. Lehrer Berg geht von Törpin nach Stettin, für ihn kam der Lehrer Possiwan aus Zertitzfelde.

1914

Das Jahr fängt mit einem gewaltigen Schnee an, so dass der Pastor nicht nach Törpin kommen kann, und es findet kein Gottesdienst statt, es folgte eine große Kältewelle. Als im Juli das Lindenberger Schützenfest stattfand, kam die Nachricht, dass ein serbischer Student den Thronfolger von Österreich, Franz Ferdinand, mit seiner Gemahlin in Sarajewo ermordet hat. Gleich trat überall Bestürzung ein, und das Volk ahnte Schlimmes und böse Folgen. Am Abend des 1. August 1914 wurde die Mobilmachung in Deutschland vom Kaiser ausgerufen. Der Krieg war da, der eine Welt in Waffen sehen wollte. Die jungen Reservisten mussten sich gleich am Sonntagmorgen in ihre Standorte begeben. An diesem Sonntag waren die Kirchen gefüllt, dergleichen auch am 5. August, an dem ein besonderer Buß- und Bettag stattfand. In den Gottesdiensten der beiden Tage wurde eine Abendmahlzeit gehalten, die viele Teilnehmer fand. Der Pastor musste an beiden Tagen viermal die Feier halten. In den ersten Tagen im August 1914 fanden noch mehrere Kriegstrauungen statt ohne vorheriges Aufgebot. Die Kirchen waren jeden Sonntag voll, wie sonst an Festtagen. Lustbarkeiten fanden keine statt. So ging das erste Kriegsjahr zu Ende.

1915

Die Brotkarte wird eingeführt, pro Person wöchentlich ein Brot zu vier Pfund zu 0,65 Mark. Zu Weihnachten wurden in Törpin 120 Pakete durch die Frau Doktor Saubert gesammelt und an die Front geschickt.

1916

Der Pastor muss wegen Herzerkrankung nach Bad Nauheim, die Vertretung übernimmt Pastor Kersten von Hohenbollentin. Die Preise sind angestiegen. Der Krieg macht sich auch in der Wirtschaft bemerkbar. Eine Kuh 1200 bis 1500 Mark, ein Pferd 3-4000, Mark ein Schaf 100 Mark, eine Gans 100 Mark, ein Pfund Butter 2,40 Mark, ein Ei 25 Pf. Das Kirchspiel spendet 1000 Eier für die Verwundeten im Demminer Lazarett. Die Fleischkarte wird eingeführt. Totensonntag wird gefeiert, 10 Gefallene aus der Kirchengemeinde werden geehrt, darunter der 2. Lehrer Possiwan.

1917

Das Jahr fängt mit strenger Kälte an, die Schulen bleiben 14 Tage geschlossen. Am 1.Mai kamen 14 Kinder aus Stettin nach Törpin. Am 9.September fand eine Feierstunde statt. Die Glocken mussten für Kriegszwecke abgegeben werden. Am 5. Dezember fand eine Volkszählung statt. Es wurden gezählt: in Lindenberg 195 Personen, in Alt-Kentzlin 134, in Neu-Kentzlin 202, in Hasseldorf 13, in Krusemarkshagen 93, in Törpin 480, insgesamt 1128 Personen. Es fehlten die Personen, die zur Zeit im Felde standen, über 300 Personen.

1918

Am 5. Januar starker Schneefall. Die Dörfer sind eine Woche lang von der Welt abgeschnitten. Auf den Dörfern stellt sich Schleichhandel ein, das deutsche Volk ist unmutig, in den Städten ist Hungersnot. Am 11. November ist Waffenstillstand. Die ersten Soldaten kehren heim, der Krieg ist verloren.

1919

Am 26. Januar fand die Wahl zur konstituierenden Nationalversammlung statt, die viel Unruhe in das Land brachte. In Törpin ging es sehr stürmisch in der Versammlung zu. Die Sozialdemokraten gewannen viele Arbeiter als Anhänger. In der Hauptsache wurden Deutschnationale gewählt.

Das Ergebnis der Wahl im Kirchspiel

Ort

Deutsch-nationale

Deutsche Volkspartei

Demokraten

Sozialdemokraten

Lindenberg

68

38

15

3

Alt-Kentzlin

17

6

7

30

Neu-Kentzlin

10

6

16

76

Hasseldorf

48

4

5

20

Krusemarkshagen

34

13

14

5

Törpin

60

70

45

80



1919

Am 2. März finden Gemeindewahlen statt. Als Gemeindevorsteher in Törpin wird der Eigentümer Richard Steffenhagen gewählt. Da der Staat sich als religionslos erklärte, hatte das auch Rückwirkung auf das kirchliche Leben. Eine geistige Erneuerung hat der Krieg nicht im Gefolge gehabt. Auch die Jugend entzieht sich der kirchlichen Beeinflussung. Vergnügungssucht dagegen grassiert, jeden Sonntag ist Tanz, trotzdem der Geldwert ständig sinkt.

1920

Am 1. April abends 8 Uhr schlägt der Blitz in die Lindenberger Kirchturmspitze. Die Spitze brennt runter, und die Glocken werden Opfer der Flammen.

1921

Ende Oktober wütet ein furchtbarer Sturm, der in den Dörfern viel Schaden anrichtet.

1922

Starker Frost von Januar bis März. Im Juli ungeheure Regenmassen, so dass der Augraben Hochwasser führt und alles überschwemmt wird. Die Chaussee von Hasseldorf bis Hohenbollentin und an der Kleinbahn wird gebaut.

1923

In Deutschland ist die Inflation (Geldentwertung).

1924

Das Jahr fängt mit großer Kälte an, es gibt einen langen Winter, es gibt eine späte Frühjahrsbestellung, die Wintersaaten stehen im schlechten Zustand. Am 14. August ein sehr starkes Gewitter. Die Währung im Lande wird stabil.

1925

Am 26. April wird Hindenburg zum Reichspräsidenten gewählt. Die Politik beschäftigt noch immer das Land. Die Getreideernte wird schnell beendet. Das Sommergetreide war gut, das Wintergetreide mäßig, Kartoffeln gab es reichlich. Die Preise sind niedrig: Roggen Ztr. 7,- Mark und Weizen Ztr. 9,- Mark.

1926

Am 1. April trat der Küster und Lehrer Abendroth in Törpin in den Ruhestand, er hat 32 Jahre den Schuldienst versehen. An seiner Stelle trat der Lehrer Tesch ein, Tesch war bisher zweiter Lehrer.

1927

Törpin bekommt am 1. April einen neuen zweiten Lehrer, und zwar Herrn Bülow aus Waren. Ein früher Winter setzt ein, Schlittenbahn von Mitte November bis Weihnachten.

1928

Pastor Witt feiert am 1. April sein 25jähriges Jubiläum. In den 25 Jahren seiner Dienstzeit hat er über 1000 Kinder getauft, 900 Kinder konfirmiert, 650 Gemeindemitglieder zu Grabe geleitet und 345 Paare getraut. Am 9. September hält der Superintendent Jäckel eine Kirchenvisitation. Er hält die Predigt bei einem gut besuchten Gottesdienst. Am 1. November ging die Lindenberger Molkerei durch einen Kauf an die Törpiner Molkerei über, die Lindenberger Molkerei lässt man eingehen. Infolgedessen müssen die Lindenberger ihre Milch nach Törpin fahren.

1929

Wahl der Kreissynode: Erich Günther von Törpin ist Kandidat.

1930

Am Montag, dem 23. Juni, gingen von 3 Uhr am Nachmittag bis 12 Uhr in der Nacht schwere Gewitter über unsere Dörfer nieder. Wir bekamen den heiß ersehnten Regen. Um ½ 4 Uhr schlug ein Blitz in die Scheune des Hofbesitzers Paul Röhrdanz in Törpin und legte sie in Asche. (Röhrdanz, später Götzie, zuletzt 30 Jahre Schweinestall der LPG).

1931

Am 1. Januar beschließt die Kirchensynode eine neue Kirchenordnung. Beim Aufgebot fällt das Prädikat „Jungfrau“ fort, daher ist der Brautkranz nur noch Schmuck der Braut, wie das weiße Kleid. Weltwirtschaftskrise: Geld ist überall knapp: 1 Kuh 300 Mark, 1 Ferse 200 Mark, 1 Ztr. Schweinefleisch 30 Mark. Arbeitslose gibt es in Deutschland 6 Millionen. In Törpin ist an mehreren Sonntagen kein Kirchenbesucher.

1932

Die Not der Landwirtschaft steigt weiter, die Preise sinken, die Pacht und Kirchensteuer bleiben rückständig. Am 13. März findet die Wahl des Reichspräsidenten statt. Die Stimmen im Kirchspiel Lindenberg: von Hindenburg 174, Hitler 252, Düsterberg 168, Thälmann 10. Im 2. Wahlgang am 10. April erhielten von Hindenburg 267, Hitler 446 und Thälmann 4 Stimmen. Die Not der Landwirtschaft ist weiter gestiegen, da die Preise noch mehr gesunken sind. Im Kirchspiel sind 1000 Mark Pacht rückständig für Pfarre, Kirche und Küster.

1933

Der Januar brachte Kälte bis 15 Grad minus und wenig Schnee. Am 30 Januar berief der Reichspräsident von Hindenburg eine neue Reichsregierung. Adolf Hitler wird zum Reichskanzler berufen, im Lande ist wieder Hoffnung. Der Februar brachte viel Frost und Schnee, im Lande eine große Not. Der 1. Mai ist nun der Festtag der nationalen Arbeit zum Aufbau Deutschlands, gefeiert im ganzen Lande mit Gottesdiensten, die überall die Kirchen füllen. In allen Dörfern werden als Symbol für Hindenburg und Hitler Eichen gepflanzt. In diesem Jahr gibt es in Staat und Kirche viele Ereignisse und alles scheint zum Guten für das Volk zu sein.

1934

Am 1. April trat Pastor Witt in den Ruhestand, nachdem er 31 Jahre der Gemeinde Gottes Wort verkündet hat und die ganze Zeit mit der Gemeinde im guten Einvernehmen gelebt hat. Im Pfarramt Hohenbollentin ist eine Kriegschronik, die von Pastor Witt in den Kriegsjahren 1914 bis 1918 geführt wird. Der gesamte Verlauf des Krieges wird in dieser Chronik beschrieben.

Das Kirchenbuch der Parochie Lindenberg, geführt von 1835 bis 1955, berichtet über alle Sitzungen des Gemeindekirchenrates in Törpin, alle Taufen, Trauungen und Beerdigungen sind eingetragen.

07.05.1911

Im Törpiner Gemeindekirchenrat wird beschlossen: Der Eigentümer Meßmann wird als Kirchendiener angestellt, mit einer Vergütung von 60 Mark jährlich, zahlbar aus der Kirchenkasse für Balgentreten, Glocken läuten und Kirche reinigen. Für Beerdigungen und Trauungen hat er 50 Pf vom Betreffenden besonders zu fordern.

09.07.1911

Durch die Firma Voß Stettin ist die große Glocke nachzusehen, evtl. mit neuen Lagern versehen zu lassen. Hand- und Spanndienste leistet die Gemeinde.

19.05.1912

Zu den Kosten der Reparatur in der Küsterwohnung sind 1/3 der Kosten bis zu 30 Mark aus der dazu verpflichtenden und leistungsfähigen Kirchenkasse zu bewilligen. Als Grabplatz ist für 1 Grab bis 1,50 m Breite, für 2 bis 3 m Breite und 3 m Länge zu bewilligen, daher dürfen Gitter nicht größer sein als 3 mal 3 m. Die Tür muss nach innen schlagen. Für gesonderte Grabplätze werden ab jetzt 10 Mark pro Platz erhoben.

01.05.1914

Der Etat der Kirchenkasse ist von 1914 bis 1919 vorzustellen. Der alte Kirchhof ist in Wiederbenutzung zu nehmen und die dahingehenden Anträge sind zu stellen, bei den zuständigen Behörden. Um den Glockenstuhl teeren zu lassen, sind zu dem Zwecke 30 Mark aus der Kirchenkasse zu bewilligen. Der Vertretung ist die nötige Reparatur an der Pfarre zu empfehlen und dazu 1/3 bis 120 Mark aus der Kirchenkasse zu bewilligen.

09.01.1927

Auf Antrag Liermann, eine Anzahl Bäume auf dem neuen Kirchhof wegzunehmen und andere zu kröpfen, weil der Betrieb seiner Windmühle dadurch behindert werde, und die Kosten durch Verkauf des Holzes zu decken, die Ausführung durch Steffenhagen und Günther. Bei der Firma Olssen-Lübeck anzufragen, was eine Bronzeglocke von 89 Zentner kosten würde.

18.09.1932

In Betreff der beabsichtigten Trennung von Kirchen und Schulamt wird es für das Beste gehalten, wenn der bisherige Zustand bestehen bleibt, da durch die Trennung die Kirchengemeinde belastet würde, die so schon 1000 RM jährlich an Kirchensteuern aufzubringen hat und bei Trennung noch 300 RM hinzukommen würden, die bei der heutigen Notlage der Landwirtschaft schwer aufzubringen sein würden.

Von Mai bis 30. August 1934 hatte der Prediger Alfred Haberstroh die Pfarre Lindenberg verwaltet. Der Prediger Haberstroh hatte Eintragungen in der Kirchenchronik vorgenommen, die vom Superintendenten nicht akzeptiert werden konnten und deshalb vernichtet wurden.

Pastor Jager war von 1936 bis 1956 im Kirchspiel Lindenberg eingesetzt. Er wurde am 16.07.1939 von dem Superintendenten Jäckel in Demmin in einem feierlichen, gut besuchten Gottesdienst in Lindenberg und in Törpin in sein Amt eingeführt. Pastor Jager hatte in den Kriegsjahren eine bewegte Zeit und mit viel Kummer und Leid sein Tun. Während des zweiten Weltkrieges führte er in vielen Familien Beileidsbesuche durch, sprach den Eltern, Müttern und Witwen Trost aus und hielt Gedenkfeiern für die Gefallenen ab. Törpin hatte, wie jede Gemeinde, Söhne und Väter, die im Krieg gefallen oder vermisst wurden und nicht wieder heimkehrten. Am 26. April 1945 vergrub er im Pferdestall des Pfarrerhofes in Lindenberg die Kirchenchronik, wertvolle Akten und das Abendmahlservice, um diese Sachen vor feindlichen Händen zu schützen und sie zu erhalten.

Dann ging der Krieg im Mai 1945 seinem Ende entgegen. Viele Flüchtlinge waren in die Dörfer gekommen. Sie suchten eine neue Bleibe und fanden in den meisten Fällen eine neue Heimat. Viele Gläubige wollten Gottes Wort zum Trost hören. In der Nachkriegszeit war es für viele Familien eine schwere Zeit. Die Flüchtlinge kamen nur mit wenig Hab und Gut, Familien waren zerrissen und viele der Dorfbewohner und Flüchtlinge lebten in Ungewissenheit.

Am 31. Mai 1953 hielt Pastor Jager in Törpin und Lindenberg seinen Abschiedsgottesdienst. Die Kirchen waren bis auf den letzten Platz gefüllt, hatte er doch eine gute Arbeit geleistet. Pastor Jager ging nach Elmenhorst, Kirchenkreis Grimmen. Der Grund seines Fortgehens waren bessere Beschulungsmöglichkeiten seiner Kinder.

In der Sitzung des Gemeindekirchenrats Törpin am 4. Juli 1953 wurde durch Pastor Reimer die letzte Eintragung im Törpiner Protokollheft gemacht. Das Protokollheft wurde 1910 angelegt und berichtet in der Hauptsache nur über Törpiner kirchliche Angelegenheiten.

Am 01.08.1953 berief das Konsistorium den Pfarrer Gerhard Bauer nach Lindenberg. Die Einführung vollzog Superintendent Dr. Achterberg am 27.09.1953 unter der Assistenz von Pastor Reimer und Pfarrer Dr. Hingst von Völschow. Da im 1. Weltkrieg neben den Glocken auch die zinnernen Orgelpfeifen abgegeben werden mussten, sorge Pastor Bauer im Jahre 1961 für die Installierung neuer Pfeifen.

Einem Bericht von Pastor Bauer ist Folgendes zu entnehmen:

„Besondere Kräfte fordert die Versorgung der Filialgemeinde Törpin. Ein Auto stand nicht zur Verfügung. Wir, das heißt meine Frau als Organistin und ich, mussten bei jedem Wetter auf einem schlecht gefederten Wagen den Weg nach Törpin zurücklegen. Die Benutzung des Landweges war oft unmöglich, und auf der Straße waren es 7 km Umweg. Die Törpin-Fahrten überforderten uns beide derartig, dass ich das Konsistorium gebeten habe, die Filiale Törpin einer jüngeren Kraft zu übertragen. Ich hatte an den Pfarrer von Altenhagen, Herrn Dr. Kehnscherper, gedacht, aber das Konsistorium übergab Pastor Bohl von Beggerow die Amtshandlungen. Die Frauen- und Bibelstunden auf der Törpiner Langen-Reihe führten wir noch durch, bis unser Fuhrwerk ganz und gar versagte. Die letzte Stunde hielten wir am 24. Januar 1960 im Hause der Familie des Kirchenältesten Mahnke.“

Der Konfirmandenunterricht wurde, wie auch die Christenlehre, häufig durch die Schule behindert, indem man außerplanmäßig Schulunterricht oder auch Pionierstunden ansetzte. Dies traf besonders für die Schule in Lindenberg zu. Die Konfirmation, die von jeher am Palmsonntag stattfand, wurde durch die Jugendweihe verdrängt und erst zum Pfingstfest durchgeführt. Die Konfirmanden erhielten in der Einsegnungsfeier vor dem Altar in Begleitung ihrer Eltern das erste heilige Abendmahl gereicht. Der Gottesdienstbesuch war in den 60er Jahren nicht geringer geworden. Die Teilnahme am heiligen Abendmahl ging um fast 50 % zurück. Der alte Brauch, auf dem Sterbebett sein letztes Abendmahl vom Pastor zu erhalten, wurde nur noch selten durchgeführt.

In den letzten Jahren der Amtszeit von Herrn Pastor Bauer wurden an der Kirche in Törpin folgende Arbeiten vorgenommen: 1960 stiftete die Witwe Martha Jung in Törpin Lange-Reihe die gesamten Kosten für die elektrische Anlage in der Kirche. Die Kosten betrugen 1421,43 Mark. Die schon dafür gesammelten Beträge konnten für andere Zwecke reserviert werden. Später, 1962/63, wurde die Anlage nach den Weisungen von Pfarrer Bohl, der die Betreuung in Törpin seit 1958/59 übernommen hatte, noch erweitert. Der Heizungsbau in der Kirche war eine dankbare Sache, denn in den kalten Jahreszeiten standen für kirchliche Veranstaltungen in Törpin keine anderen Räume zur Verfügung. Das Dach der Kirche in Törpin wurde 1961 völlig umgedeckt. Die Kosten betrugen 1952,52 Mark. 1963 wurde zunächst für den Neubau einer Leichenhalle in Törpin ein Zuschuss von 552 Mark geleistet, und zwar 500 Mark aus der Kirchenkasse und 52 Mark aus Sammlungen der Frauen der Törpiner Langen-Reihe. Dann wurde eine neue Tür für die Kirche vom Tischlermeister Wiesener in Törpin hergestellt. Die Kosten betrugen 1185,50 Mark. Der Windfang-Vorhang und die Läufer in der Kirche konnten aus Sammlungsmitteln bezahlt werden. Für den Gemeindekirchenrat und den Pastor war es eine komplizierte Angelegenheit, die Instandhaltung der kirchlichen Gebäude und Einrichtungen zu finanzieren.

Auf eigenen Antrag wurde Pastor Bauer ab dem 01.02.1965 im Alter von 67 Jahren in den Ruhestand versetzt. So war Pastor Bauer der letzte Pfarrer des Lindenberger Kirchspiels. Alle Bemühungen, wieder einen Pfarrer nach Lindenberg zu bekommen, schlugen fehl. Das Pfarramt Lindenberg wurde im Jahre 1965 mit der Kirchengemeinde Hohenbollentin vereinigt. Die jeweiligen Pfarrer von Hohenbollentin übernahmen auch die kirchlichen Amtshandlungen in Törpin.

Das Kirchenleben in den Gemeinden wurde zur Zeit der DDR-Regierung erheblich beeinträchtigt, die Zahl der Kirchenanhänger wurde stark reduziert. Junge Menschen ließen sich nicht mehr kirchlich trauen. Dies hatte zur Folge, dass kleine Kinder nicht getauft wurden, Konfirmationen ersetzte man durch Jugendweihen. Selbst Beerdigungen wurden häufiger durch Grabredner abgehalten. Die Bestattung aus dem Wohnhaus, wie es zu alten Zeiten einmal üblich war, durften nicht mehr stattfinden. Aus diesen Gründen baute man 1964 auf dem neuen Friedhof eine Leichenhalle. Die Finanzierung wurde in der Hauptsache von der Gemeinde getätigt, die Kirche beteiligte sich kaum an den Unkosten.

Abb. Törpiner Kirche vor einigen Jahrzehnten

1967 wurde die Törpiner Kirche gründlich renoviert. Am 4. Oktober 1970 wurde die von B. Grünberg/Stettin im Jahre 1863 erbaute mechanische Orgel durch die Orgelbaufirma Böhm/Gotha restauriert und mit klingendem Prospekt versehen.

1980 wurde die Glocke, die in dem Glockenstuhl hängt, mit einem elektrischen Antrieb ausgerüstet. Für den Kirchendiener war es eine große Erleichterung, denn nach der Kirchenordnung werden zu vielen Anlässen die Glocken geläutet. Der Innenraum der Kirche wurde mit einer Fußheizung versehen, um in den Wintermonaten den Kirchgang angenehm zu machen.

Die Kirchendiener versahen den Kirchendienst neben ihrer beruflichen Tätigkeit oder gegen eine geringe Entlohnung. Dieses Amt hatte in Törpin Frau Ustorf bis zum Jahre 1988 inne. Sie war nicht mehr die Jüngste und hatte deshalb Unterstützung von den Kirchenältesten.

Im Jahre 1964 sind folgende Kirchenälteste in Törpin im Amt:


Name

geboren

Hermann Günther

07.09.1904

Erich Martens

18.09.1893

Willi Schewe

15.05.1901

Wilhelm Schlorff

29.01.1892

Frieda Ustorf

21.11.1912

Adolf Mahnke

01.10.1902

Im Jahre 1994 sind folgende Kirchenälteste in Törpin im Amt:



Name

geboren

Hans-Dieter Schwertfeger

11.12.1935

Hannelore Kühl

27.05.1941

Günther Wiesener

07.03.1932

Kornelia Böttcher (geb. Ladwig)

10.12.1954

Herbert Ziebell

01.1932

Karl Mahnke

15.12.1934

Das Kirchendieneramt wurde, nachdem es Frau Ustorf nicht mehr ausführte, von den Kirchenältesten im monatlichen Wechsel durchgeführt. Nach der Zusammenlegung der Kirchspiele Lindenberg und Hohenbollentin wurde Törpin von Pastor Martin Reimer betreut. Pastor Reimer ging 1980 in den Ruhestand, und es folgte 1982 Pastor Müller. Pastor Müller versah den Kirchendienst etwa 10 Jahre. Bei den Pastoren hatten die Ehefrauen das Spielen der Orgel übernommen. Nachdem Pastor Müller Hohenbollentin verließ übernahm der Beggerower Pastor Ott die Vertretung in Törpin, bis 1992 Frau Pastorin Else Bernds das Amt in Hohenbollentin antrat. Zusätzliche kirchliche Dienste, wie z.B. Vorbereitung von Beerdigungen, wurden von Frau Inge Brümmer geleistet. Am 01.November 2003 übernahm Frau Gabriele Schwertfeger das Amt der Küsterin.

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